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Wittenberg Wittenberg: Ohne Büttenreden und Konfetti

Von FRANK GROMMISCH 15.08.2010, 17:27

PREMSENDORF/MZ. - "Nora, Nora", schallten die Anfeuerungsrufe über die Rieke. Neben dem Gewässer in dem Annaburger Stadtteil Premsendorf waren am Sonnabendnachmittag Geschicklichkeit und Schnelligkeit gefordert. Vier Generationen übergreifende Mannschaften (über zehn Leute) bemühten sich, die unterschiedlich anspruchsvollen Aufgaben zu lösen. Diese hatten so gar nichts mit den sonst üblichen Betätigungen im Holzdorfer Karnevalsclub zu tun. Beim Vereinswochenende zum Saisonauftakt, denn jetzt laufen die zeitintensiven Vorbereitungen für die nächsten Veranstaltungen an, waren keine exakten Tanzschritte gefragt, keine geschliffenen Reden für die Bütt und schon gar kein Konfetti. Dennoch, die Ansprüche waren hoch gesteckt. "Das Olympische Feuer ist entzündet", sagte Außenminister Jürgen Kruk.

Im Team "Grün" hatte Mannschaftskapitänin Anke Gotthardt die Aufgabe übernommen, die Starter ganz unterschiedlichen Alters mit grünen Bändchen an den Armen für die jeweiligen Herausforderungen, die vor allem Spaß verbreiten sollten, zu motivieren. Die erst siebenjährige Lea-Marie stand als Erste in der Reihe und war gespannt, was da auf sie zukommen würde. Kurz darauf spurtete sie über den Parcours, auf dem eine Wippe zu passieren war und es in Schlangenlinien um rot-weißen Kegel ging. Zurück am Start-Ziel-Bereich klatschte sie Marie-Josephin ab, die wie die achtjährige Lea-Marie in der zweiten Klasse lernt.

Auf allen vier Bahnen am Ufer des Sees wurde auf Tempo gedrückt. Zuweilen so sehr, dass auf dem durch die zuvor üppigen Regenfälle nassen Rasen die Füße schneller waren als die dazugehörigen Körper. Durch einen Sturz im Nachbarteam wurden die Grünen etwas abgelenkt, und der zweite Platz, den Nora erlief, konnte nicht mehr gehalten werden. Aber Heike Dobberstein hatte die Brille des Gestürzten in Sicherheit gebracht und war, eh gerade an der Reihe, mit der Sehhilfe in der Hand über den Parcours gesprintet.

Deutlich reduzierter fiel das Tempo im zweiten Spiel aus, denn hier sollten jeweils Pärchen einen Ball zwischen sich klemmen und ohne anfassen den Hin- und den Rückweg meistern. Noch eine Schwierigkeitsstufe höher fiel die dritte Aufgabe aus. Zwar lag für den ersten Starter, den dritten, fünften, siebten und neunten je ein Schokokuss bereit. Ihn aber nach Zeit zu essen, war nicht jedermanns Sache. Und so ließ Lea-Marie lieber Luca als Startläufer vor. Wer nichts zu essen brauchte, sollte schnell einen Zettel mit einer Silbe holen. Die Grünen setzten daraus das Wort "Überraschungen" zusammen.

Einige davon wurden auch danach geboten. Mittels Löffel waren diesmal keine Eier, sondern Wackelpudding vom Startpunkt ans andere Ende der Wettkampfstrecke zu transportieren. Befürchtungen, dass sich Kinder oder auch die Erwachsenen auf dem Weg dorthin etwas in den Mund steckten, bestätigten sich nicht. Aber so ruhig wurden die Hände dann doch nicht gehalten, so dass von der grünen bzw. roten Masse auf dem Transportpfad einiges zu Boden fiel. 335 Gramm brachte die Mannschaft "Grün" dabei von einem Schälchen zum anderen. Nach einem Lauf, in den auch Ballzielwurf integriert war, wurde auf dem grünen Rasen am Rieke-Ufer Ski gefahren. Nur mit Taktgefühl und konkreten Absprachen, mit welchem Bein begonnen wird, war das zu meistern. Zunächst gingen auf den Holzbrettern je zwei Kinder auf die Strecke, anschließend ein Erwachsener allein. Nora und Vivien stellten sich jedenfalls dabei so geschickt an, dass sie mit ihrem Startlauf bereits dafür sorgten, dass den Grünen der Sieg in diesem Vergleich nicht zu nehmen war. "Das war das schwerste Spiel", meinten Nora und Vivien, aber Spaß hatten sie daran, natürlich auch wegen des Sieges. In der Gesamtwertung hatten sich die Mannschaften "Giraffe", "Silber" und "Zebra" zwar vor "Grün" geschoben, aber alle Kinder konnten Preise in Empfang nehmen. Der Tisch, auf dem sie ausgebreitet lagen, war dicht umlagert.

Kaum hatte sich die Wettkampfaufregung etwas gelegt, da rückte Meeresgott Neptun an. Nicht aus den Fluten der Rieke stieg er, sondern aus einem Kahn. Und schon wieder wurde über den feuchten Rasen gerannt. Denn die von Neptun (HKC-Präsident Uwe Gäbelein) Auserwählten versuchten, den Häschern zu entkommen. Doch der Taufe konnte sich keiner entziehen. Ob Mann, Frau oder Kind, sie wurden "rasiert" und bekamen einen "guten Tropfen" gereicht und natürlich eine Urkunde über die Taufzeremonie.

Die unbehelligten Zuschauer hatten ihren Freude daran. Die Betroffenen aber ebenso, schließlich sind Karnevalisten für fast jeden Spaß zu haben.