Wittenberg Wittenberg: Lachen bis der «Arzt» kommt
GERBISBACH/MZ. - Die bitterböse Kostenaufstellung von "Bemitleiden" für zwei Euro über "Richtig antworten" für 15 Euro bis hin zu "Rezept ausstellen" für fünf Euro wird hoffentlich nur eine Satire bleiben. Lediglich ein Lächeln könnte ansonsten ein Kassenpatient mit 80 Cent noch erschwingen. Sicher wäre das dann ein mitleidiges, weil der sich keine Behandlung und erst recht keine Medikamente mehr leisten kann. Aber wie gesagt, es war nur eine Satire.
Schlimmes erwartet
Der Gerbisbacher Heimatverein nahm zum Dorffest das Thema Gesundheitsreform auf's Korn und so manches, was es da auf der Bühne zu hören und zu sehen gab, war so weit weg von der Realität nun auch nicht, leider. Sinnigerweise hieß der Arzt auch noch Gunter van Hagen, was dann auch Schlimmeres erwarten ließ. Doch so arg kam es dann doch nicht. Aber was dieser Doktor seinen Patienten zu empfehlen wusste, da hätten sie als Plastinate wohl länger überlebt. Dass dennoch der Spaß bei all der ernsten Thematik nicht zu kurz kam, dafür war, wie immer bei solcher Gelegenheit in Gerbisbach gesorgt.
Eine ganze Fußballmannschaft, also elf Akteure, standen am Samstag hier auf der Bühne und viele Zuschauer kamen nicht ohne Taschentuch aus, mit dem sie sich die Lachtränen abwischten. Schon zuvor hatte Orgel-Raimund aus Jüterbog das Festzelt zum Beben gebracht. Er suchte den Leierkasten-Superstar und ließ einige Gerbisbacher drehen. Die Prämien, unter denen die drei Besten wählen konnten, hörten sich zunächst gut an: eine Obstschale, eine Rundkopfzahnbürste und ein Essen mit anschließender Blasmusik. Jedoch entpuppten sie sich als Bananenschale, Klobürste und Erbsen aus der Tüte.
Und passend zum darauf folgenden Sketch des Heimatvereins griff auch der Entertainer das Thema Gesundheitskosten auf. So erzählte er den lauschenden Zuhörern von seinem Gebiss, welches er für 500 Euro in China habe fertigen lassen. "Alles bestens. Allerdings, wenn ich einen Hund sehe, läuft mir gleich das Wasser im Mund zusammen." Von seinem alten Freund berichtete er. Als dessen Arzt ihm mitteilte, er habe nur noch drei Monate zu leben, soll der Rentner entsetzt gerufen haben: "Ja, von wat denn, Herr Doktor!?" Ob bei diesem Arzt eine ähnliche Preisliste wie bei Dr. Hagen auslag, wer weiß?
Allergie gegen Patienten
Bezahlt für Freundlichkeit hatten die Patienten scheinbar nicht, so patzig wie die Dame an der Anmeldung auf die Leute reagierte. Sie litt offensichtlich an einer Allergie, eine gegen Patienten. Einmal aber, da wuchs sie doch über sich hinaus, genau wie der Doktor selbst. Als nämlich ein bekannter Politiker im feinen Zwirn auftauchte und nach seinem Kurantrag fragte, servierte die Dame sofort ein Fläschchen Sekt und ihr Chef machte vor dem Privatpatienten Bücklinge.
Lediglich bei Frau Becker lag der Doktor mit seiner Empfehlung goldrichtig: "Wir müssen dringend etwas gegen ihr Übergewicht tun. Am besten leichte Gymnastik." Die beleibte Frau Becker dachte gleich angstvoll an Liegestütze, doch Dr. Hagen korrigierte: "Nein, nein, es reicht schon, ein Kopfschütteln, wenn ihnen jemand Essen anbietet." Ob das im wahren Leben immer so leicht ist, durfte angesichts der gut bestückten Tafel im Festzelt mit leckerem, selbst gebackenem Kuchen, stark bezweifelt werden.