Windpark bei Gadegast Windpark bei Gadegast: Zehn Mal so hoch wie der Kirchturm
Naundorf bei Seyda - Bei Gadegast (Stadt Zahna-Elster) soll ein Windpark mit - wie es jüngst im Jessener Stadtrat noch einmal hieß - neun 199 Meter hohen Generatoren (Gesamthöhe) entstehen. Aus Gadegast selbst sind dagegen keine Widerstände bekannt, aber bei den Nachbarn im nördlich von Gadegast gelegenen Naundorf (Stadt Jessen) regt sich Unmut. Sie sehen riesige Schlagschatten und eine permanente Geräuschkulisse auf sich zukommen.
Philipp Jeske, Geschäftsführer von Vortex energy, dem Kasseler Projektierungsbüro des künftigen Windparks, stellte gestern gegenüber der MZ klar: Die bei Gadegast geplanten Generatoren (2,75 MW Leistung) werden eine Gesamthöhe von 199 Metern haben, das senkrecht stehende Rotorblatt mitgerechnet. Diese Zahl setzt sich zusammen aus der Nabenhöhe von 139 Metern und 60 Metern Rotorradius.
Falscher Standort?
Heintje Richter, das Naundorfer Grundstück von ihm und seiner Mutter Karin liegt dem Windpark mit am nächsten, schickt seinem Statement voraus, dass er nichts gegen erneuerbare Energien habe, aber: „Solche Anlagen sollten dahin gebaut werden, wo sie niemanden stören, die Natur nicht verschandeln und die Umwelt nicht belasten. Die Sache muss Sinn machen.“ In bestimmten Teilen der Glücksburger Heide wäre das für ihn der Fall. Kurzum, er ist gegen die Gadegaster Windmühlen. Andere Naundorfer sind es ebenfalls. „Wir sollten da auch ein bisschen in die Zukunft denken. Unser Grundstück verliert doch gleich die Hälfte an Wert.“
Außerdem beklagt er: „Wir Naundorfer sind doch regelrecht überrumpelt worden.“ Im Vorfeld solcher Vorhaben sollten die Investoren und Planer nicht nur die Kommune kontaktieren, in deren Gemarkung der Windpark entsteht, und die Eigentümer jener Flächen, die für das Errichten der Generatoren gebraucht werden, sondern auch alle Anrainer, die von den Auswirkungen betroffen sind. Eine entsprechende Informationsveranstaltung für die Naundorfer wäre seiner Meinung nach schon angebracht gewesen.
Furcht vor Schlagschatten und Geräuschen
Heintje Richter geht sogar noch weiter: Von solchen Projekten dürften nicht nur die Grundstücksbesitzer profitieren, die Flächen für die Windmühlen verkaufen, „auch das ganze Umfeld sollte etwas davon haben“ - zum Beispiel in Form von langfristig günstigem Strom. Das würde er für einen gerechten Ausgleich halten. Denn: „Der ländliche Raum ist doch eh schon benachteiligt“ in vielen lebenspraktischen Belangen. „Und nun geht hier auch noch der Vorteil von Ruhe und Naturidylle verloren.“ In der jetzigen Konstellation möchte er nicht ausschließen, dass sich in Naundorf eine Bürgerinitiative (BI) gegen die Gadegaster Generatoren formiert. Bezogen auf die befürchteten Schlagschatten und Geräusche sagt Heintje Richter: „Dann brauche ich mich nicht mehr in den Garten zu setzen. Dann kann ich die Bude hier zuschließen und mir irgendwo eine Neubauwohnung suchen.“
Einnahmen für den Ort?
Erhard Schlüter jun. meint, in Naundorf und dessen Ortsteilbeirat, dem auch er angehört, ein zweigeteiltes Meinungsbild zu dem Windpark auszumachen. Ein Teil der Einwohner sorge sich wie er vor allem wegen der gewaltigen Dimension der Generatoren. Er geht von einer maximalen Gesamthöhe von 250 Metern aus. „Das ist zehnmal so hoch wie unser Kirchturm.“ Und: „Außer den Schlagschatten wird Naundorf nichts davon haben.“ Der andere Teil der Leute meine, dass sich die Windmühlen nicht verhindern lassen. „Positiv wäre dann“, so Erhard Schlüter jun., „wenn von den erwirtschafteten Einnahmen ein Teil in Jessen bleiben würde. Das Geld könnte zum Beispiel für bezahlbare Gebühren bei den Kita-Plätzen eingesetzt werden.“
Zu jenen Naundorfern, die keine Chance für eine BI gegen den Windpark sehen, gehört Klaus Bolze. Er erachtet es aber für wichtig, dass die Generatoren wenigstens so weit wie möglich vom Ort fern gehalten werden. Die Stadtverwaltung Jessen habe man informiert, dass die Naundorfer nicht glücklich sind mit den Windmühlen. (mz)