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Weinlese in Kleindröben Weinlese in Kleindröben: Mit der Taschenlampe im Weinberg

Von Evelyn Jochade 21.10.2013, 19:31
92 Helfer arbeiten sich durch die Reihen.
92 Helfer arbeiten sich durch die Reihen. Jochade Lizenz

Kleindröben/MZ - Christoph Berger war beeindruckt: „Mit so vielen Leuten habe ich heute nicht gerechnet“, meinte der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Kleindröben und war sichtlich froh über die Helfer, die sich, zünftig gekleidet, auf dem Weinberg „Katzenzehe“ am Morgen eingefunden hatten.

Zeit des Lernens

Natürlich war es auch das Wetter, das die Menschen an diesem Tag einfach hinaus zog. Mit dem Wettergott würde es Christoph Berger, so flüsterte man hinter vorgehaltener Hand, sowieso halten. Den direkten Draht nach oben habe man ja mit Pfarrer Hans-Jörg Heinze auch heute eingeladen. Dieser sprach in einer kurzen Andacht davon, dass der Wein ein köstliches Gottesgeschenk an die Menschen sei. Christoph Berger erzählt freiweg von den Erfahrungen, die er und seine Mitstreiter nach der Wende machten. Als Anfänger in Sachen Weinbau nahmen sie dankbar die Beratungen eines Weinfachmannes in Radebeul an und erfuhren von den vielfältigen Gefahren, die einer Rebe drohen. So der Mehltau, der innerhalb kürzester Zeit die gesamte Ernte verderben kann. Damals sei er, aus Radebeul zurückgekehrt, mit der Taschenlampe auf den Weinberg gerannt und habe kontrolliert. Glücklicherweise ohne Ergebnis. Das war Anfang der 90er Jahre. Heute nehme er schon beizeiten die Zeichen wahr. Wenn auf den Blättern der Eichen sich ein grauer Film bilde, läuteten bei ihm die Alarmglocken.

In diesem Jahr war das Wetter den Weinbauern auch nicht gerade freundlich gesonnen. Die Blüte war sehr spät und die Erwartungen für den Ertrag nicht sonderlich hoch. Aber für die Genossenschaft ist die nur sechs Hektar große „Katzenzehe“ kein wirtschaftliches Hauptstandbein. Insgesamt umfasst die Fläche der Kleindröbener 700 Hektar mit Weizen, Gerste u.a. sowie 400 Stück Vieh, davon 120 Milchkühe. Aber der Weinberg ist für den „Chef“, wie Christoph Berger von allen genannt wird, ein Lebenswerk. Und ein solches lässt man nicht im Stich. Auch nicht, wenn man im Februar 65 wird und eigentlich in den Ruhestand gehen will.

Die Verantwortung wird er wohl von den Schultern nehmen, aber, das hoffen die Mitarbeiter, ihnen beratend weiterhin zur Seite stehen. Doch noch ist er Herr im Haus und der ehemalige Brigadier im Radschen Saatbau weist auch gleich mal die 92 Helfer detailliert ein: „Ganz hinten steht der Grauburgunder auf 0,89 Hektar. Das ist nach dem Start am 28. September mit der Lese des Müller-Thurgau und der Ernte von Kerner und Weißburgunder nun die letzte Rebsorte. Bitte aufpassen und keine Geiztrauben schneiden“. Geiztrauben sind unreife, unterentwickelte Früchte, die den Geschmack des Rebensaftes verderben würden.

In Meißen schon erwartet

In den letzten Jahren wurden viele Weinstöcke ersetzt. Die jungen Reben brauchen erst einmal eine gewisse Anlaufzeit. So auch beim Grauburgunder, dessen Pflanzen teilweise erst ein Jahr alt sind. Als nach knapp zwei Stunden Hartmut Röder die letzten zwei Eimer in den mit Folie ausgelegten Hänger gekippt hatte, setzte sich der Trecker davor und ab ging es in Richtung Meißen. Bei der dortigen Winzergenossenschaft wurde die Fracht bereits erwartet, gewogen und verarbeitet. Ernteten die Genossenschaftler im Jahre 2012 noch 14 Prozent der normalen Menge Grauburgunder, so waren es dieses Mal bereits 23. Und das, wie von Karin Hannemann zu hören war, mit einem Öchslegrad von immerhin 85.

Hartmut Röder trägt die letzten beiden Eimer voller Trauben zum Anhänger.
Hartmut Röder trägt die letzten beiden Eimer voller Trauben zum Anhänger.
Jochade Lizenz
Nach Abschluss der Lese sitzen die Helfer gemütlich - beim Wein.
Nach Abschluss der Lese sitzen die Helfer gemütlich - beim Wein.
Jochade Lizenz