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Vortrag von Thomas Meixner Vortrag von Thomas Meixner: Per Dia-Show von Jessen nach Amerika

Von Evelyn Jochade 22.11.2019, 18:16
Die Jessener hatten nach dem Vortrag Thomas Meixners großes Interesse am persönlichen Kontakt mit dem prominenten Radler.
Die Jessener hatten nach dem Vortrag Thomas Meixners großes Interesse am persönlichen Kontakt mit dem prominenten Radler. Evelyn Jochade

Jessen - Nach der Wende zog es viele Ostdeutsche über den großen Teich. Amerika lockte. Doch die wenigsten von ihnen können sich vorstellen, den Doppelkontinent per Drahtesel zu bereisen. Möglicherweise ist es das, was die Säle füllt, wenn der in Wolfen geborene Thomas Meixner über seine Touren berichtet. Das Publikum schwankt zwischen Bewunderung für seine Leistung und Unverständnis darüber, sich freiwillig Gefahren in vielen der bereisten Länder auszusetzen. Doch alle, die kürzlich im gut besuchten Jessener Schützenhaussaal Platz genommen hatten, waren neugierig auf das, was der Weltenradler in den 20 Monaten seiner Reise durch Amerika erlebt hatte.

Fahrrad extra angefertigt

41000 Kilometer hatte er am 13. Mai 2013 vor der Brust. Aufgeteilt in zwölf Länder, deren schiere Größe Europa als Kleinstaaterei erscheinen lassen. Das Wichtigste, sein Rad, ließ er von einer Leipziger Firma extra anfertigen. Ein 14-Gang-Expeditionsrad mit Nabenschaltung. Was auf solch einer langen Reise unverzichtbar ist, das wusste der heute 54-Jährige bereits. Ist er doch seit der Wende in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen unterwegs. Zumeist in Gebiete unserer Erde, wohin sich so schnell kein Touristenbus verirrt.

Also muss das Equipment stimmen. Vom Zelt bis hin zu den Reifen, die auf vielen unbefestigten Pisten einiges aushalten müssen. Meixner begann seine Amerika-Tour in Alaska. Spätestens jetzt waren die Zuhörer auch Zuschauer im Saal und gefangen von den herrlichen Großaufnahmen, in die sie regelrecht hinein gezogen wurden. Landschaften, Städte und Erlebnisse mit Einheimischen ließen sie staunen. So die Begegnung mit Dave, den Meixner in Anchorage kennen lernte. Wie oft auf seinen Reisen, traf er auf offene, gastfreundliche Zeitgenossen.

Auch Dave nahm ihn kurzerhand mit in seine Wohnung, wo sich Meixner damals und die Jessener heute über dessen Wohnzimmer-Dekoration amüsierten. Dave hatte viele Jahre auf Hawaii gelebt und wollte sich das Strandfeeling auch im kalten Alaska mit Sonnenschirmen und allerlei anderen Utensilien erhalten. Fotos, auf denen riesige amerikanische Elche mitten in der Stadt grasen oder ein Bär dem Radler offensichtlich auf der Straße entgegen kommt, faszinierten. Die Reise des heute in Jeßnitz Wohnenden nach Süden führte über Kanada, wo Thomas Meixner in Dawson Jack London und dem Goldrausch nachspürte und nochmal in die USA.

Hinüber nach Kuba ging es durch das Embargo der USA nur über Mexiko. Eine direkte Verbindung zwischen Florida und der Karibikinsel existiert nicht. Auf Kuba verzichten wollte er allerdings nicht und nahm sich für das Land des Tabaks und des Rums viel Zeit. Im Grunde aber war die Fahrt durch Nordamerika und Kuba nur der Anfang, wenn auch der Weltenbummler bis hierher schon etliche Herausforderungen zu meistern hatte.

500 Kilometer, berichtete er, liegen in den USA die Einkaufsmöglichkeiten oft auseinander. „Das musste ich einplanen und genug Proviant und Wasser mitnehmen“. Manchmal gab es dann eben sehr abwechslungsreiche Kost: Nudeln mit Ketchup und am nächsten Tag Ketchup mit Nudeln. Die Multivisionsshow im Schützenhaus beinhaltete nicht nur Dias, Filmsequenzen und Kommentare von Meixner. Interessant waren auch die originalen Tonaufnahmen, wodurch die Gäste im Saal sich unmittelbar vor Ort wähnten.

Bis Feuerland sollte die Reise gehen, dem letzten Zipfel von Südamerika. Genau gesagt, einer dem Festland vorgelagerten Insel. In seinem Veranstaltungsflyer benannte er einige Abenteuer, die er auf diesem Weg erlebte: „Den schlammig-feuchten Amazonas, einen nächtlichen Überfall in Bolivien und den Kampf mit dem Steppenwind in Patagonien.“ Ein echter Höhepunkt seiner Tour war die Solo-Besteigung des 6439 Meter hohen Illimani in Bolivien.

Nächste Reise in Planung

Bei all den Aktivitäten buchstäblich dabei zu sein und dennoch gemütlich und sicher bei einem Bierchen oder Ähnlichem zu sitzen, dieses Privileg genossen die Jessener. Ob sich einer von ihnen nun ebenfalls mit dem Gedanken trägt, solch eine Reise zu unternehmen?

Der Weltenradler und „Nasreddin“, sein Bike, haben jedenfalls etliche Gleichgesinnte getroffen. Doch auch die längste Reise geht einmal zu Ende. Dann heißt es wieder, Vorträge halten und anderen Hobbys frönen, die da heißen: Paddeln und Klettern. „Und ein bisschen Bürokram muss auch gemacht werden.“

„Auf Dauer irgendwo beruflich fest verankert, das könnte ich nicht mehr. Wenn du einmal sowas gemacht hast, willst du nichts anderes mehr machen. Ich lebe im Hier und Jetzt. Was morgen kommt, weiß keiner.“ Das ist seine Maxime. Ganz so ist es denn doch nicht, denn schon plant er einen neuen Ritt. Wenn alles klappt, soll es im nächsten Jahr quer durch Südostasien gehen. Selbstverständlich mit seinem treuen Freund „Nasreddin“.

(mz)