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Personenverkehr Virenfrei im Bus in Jessen

Sämtliche Busse des Jessener Unternehmens sind nun mit effizienten Innenraumfiltern ausgestattet. Was das bedeutet.

Von Klaus Adam 25.08.2021, 09:20
Azubi Pascal Pissor setzt einen der neuen Hepa-Filter in die Lüftungsanlage eines Gelenkbusses der Jessener Personenverkehr GmbH ein.
Azubi Pascal Pissor setzt einen der neuen Hepa-Filter in die Lüftungsanlage eines Gelenkbusses der Jessener Personenverkehr GmbH ein. (Foto: Klaus Adam)

Jessen - Im Vergleich zu den Riesenbussen fällt die Neuerung vergleichsweise klein aus. Und doch hat sie eine große Wirkung. Denn Geschäftsführer Uwe Thier hat in den jüngsten Tagen sämtliche Busse seiner Jessener Personenverkehrsgesellschaft mit hochmodernen Virenfiltern ausrüsten lassen. Darüber informierte er die MZ am Dienstag in einem Gespräch.

Ohne Fördergeld

Die Lösung selbst ist relativ einfach, erläutert der Chef des hiesigen Verkehrsbetriebes. Die Filter werden einfach anstelle der bisherigen Pollenfilter in die Innenraum-Lüftungsanlage der Fahrzeuge eingesetzt. Der Weg, wie es dazu kam, ist allerdings weitaus hürdenreicher, als die reguläre handwerkliche Aufgabe. „Eine Reihe anderer Bundesländer ringsum unterstützt die Busbetriebe bei der Ausrüstung der Fahrzeuge mit UVC-Filtern, die mittels entsprechendem Licht Viren und Bakterien in Lüftungsanlagen abtöten (auf dieser Basis arbeiten auch Luftentkeimungsgeräte, die zum Beispiel für Schulräume gefordert werden - die Red.), oder mit Trennwänden für die Fahrerkabinen“, erklärt Thier im Gespräch mit der MZ. „Diese Unterstützung gibt es in Sachsen-Anhalt so nicht.“

In Kooperation mit der Firma Vetter in Salzfurthkapelle, dem Hauptauftragnehmer des Bus-Nahverkehrs im Kreis Wittenberg, sind schon ab Frühjahr 2020 die Fahrerkabinen der Busse aus eigenem Antrieb mit Trennfolien ausgerüstet worden. Ein wesentlicher Anlass, dies ziemlich schnell umzusetzen, sei die anderthalbwöchige Quarantäne gewesen, in die Jessen und Schweinitz über den Monatswechsel März/April im vergangenen Jahr versetzt worden war. Diese Plastikfolien, die übrigens ein Zertifikat besitzen, also auch bestimmte Parameter erfüllen müssen, lassen sich wie Zeltbahnen hochrollen.

Dass die Fahrer bis in den vergangenen Herbst hinein dann mit hochgerollten Trennfolien unterwegs waren, hatte bei einigen Eltern für Irritationen gesorgt, räumt der PVG-Geschäftsführer ein. Das dürfe nicht sein, war die Meinung. „Wir haben dann aber über die Schulen die Eltern aufgeklärt, dass dies keine gesetzliche Forderung, sondern eine völlig freiwillige Leistung des Unternehmens ist“, so Uwe Thier. Bei sich zuspitzenden Situationen würden die Trennwände selbstverständlich wieder heruntergerollt.

Manuela Carl sorgt dafür, dass die Busse des Jessener Verkehrsunternehmens stets sauber und desinfiziert sind.
Manuela Carl sorgt dafür, dass die Busse des Jessener Verkehrsunternehmens stets sauber und desinfiziert sind.
(Foto: Kl. Adam)

Es ist schließlich nicht nur für die Fahrgäste ein Schutz, sondern auch für die eigenen Mitarbeiter. Anfang des laufenden Jahres gab es dann über den Bushersteller MAN die Information, dass an einer Lösung in puncto Luftentkeimung gearbeitet werde. Doch das entsprechende Produkt - Hersteller ist die Firma Konvekta - sei erst seit vergangenem Monat auf dem Markt. „Deshalb hat es so lange gedauert“, so Uwe Thier. Aber nun sind die Busse damit ausgestattet. Auch ohne staatliche Förderung, und das macht den Geschäftsführer damit auch stolz auf die Investition.

Diese Filter sind mehrschichtig und sehr fein. Sie wirken oberflächendesinfizierend und besitzen eine funktionelle Schicht auf Basis von Fruchtextrakten. Damit binden sie laut Herstellerangaben 90 Prozent der Aerosole in der Businnenluft und fast 100 Prozent der Viruslast. „In Verbindung mit Klimaanlagen wirken sie natürlich noch effektiver. Klimaanlagen haben wir jedoch in den Nahverkehrsbussen nicht“, so Thier. „Das lohnt sich nicht, weil ja regelmäßig die Türen geöffnet werden.“ Eine Anforderung ist jedoch, dass sie gegenüber herkömmlichen Pollenfiltern früher auszutauschen sind, so der PVG-Chef.

Bald Werkstatt-Jubiläum

Doch das ist noch nicht alles. Die allgemeine Hygiene werde in den Bussen seit Beginn der Pandemie sehr penibel verfolgt. „Nach jeder Schicht werden sämtliche Handläufe gründlich desinfiziert“, berichtet Manuela Carl, die gerade in einem der Busse zugange ist. Und tatsächlich blitzt und blinkt alles, als wäre es neu.

Gründlich gewartet werden natürlich sämtliche Ausstattungen der Fahrzeuge, die das Ein- und Aussteigen für die Fahrgäste angenehmer machen. So sind alle Nahverkehrsbusse mit zumeist luftgeregelten Kippvorrichten ausgestattet. Das heißt, sie neigen sich an der Haltestelle zur Seite. Das senkt die Einstiegsstufe ab. „Und alle Busse sind auch mit Auffahrrampen für Rollstuhlfahrer ausgerüstet - also barrierefrei“, erläutert Uwe Thier.

Wie das funktioniert, führt er selber vor: An der hinteren Tür wird einfach eine Fußbodenplatte nach außen geklappt. Die Information über die Neuausrüstung will der PVG-Geschäftsführer auch als Dank an die Werkstatt auf seinem Gelände verstehen. Die begeht bald einen Jahrestag. Seit 25 Jahren hält sie den MAN-Werkstattvertrag. Der muss alle drei Jahre bestätigt werden - durch Leistung. (mz)

Geschäftsführer  Uwe Thier demonstriert, wie die Busse mit einfachen  Handgriffen barrierefrei zu machen sind.
Geschäftsführer Uwe Thier demonstriert, wie die Busse mit einfachen Handgriffen barrierefrei zu machen sind.
(Foto: Kl. Adam)