Viktoria Matthes aus Zahna Viktoria Matthes aus Zahna: Tierwirtin mit Notendurchschnitt 151

Zahna - „Schon als sie noch so klein war, gab es für sie nichts anderes als Kühe“, charakterisiert Bianca Nerenz ihre Tochter Viktoria, seit kurzem verheiratete Matthes, und zeigt dabei eine Höhe von etwa einem Meter an. Und dieses Interesse muss bis heute anhalten, denn über der Spüle in der Wohnküche hängt ein Bild, auf dem sind Rinder zu sehen. Dass ist aber noch nicht alles, denn im Stall stehen gleich zwei Kühe in natura und eine hat erst kürzlich gekalbt.
Da wundert es nicht, dass die junge Mutter des sechsjährigen Ole nur einen Berufswunsch hatte. Sie wollte Tierwirt mit Spezialisierung Rinderzucht werden und wurde es auch. Und das mit Bravour, denn mit einem Durchschnitt von 1,51 wurde sie achtbeste Absolventin in einem „Grünen Beruf“ in Sachsen-Anhalt und im Land und Beste im Landkreis (siehe „Gute Land- und auch Tierwirte“). Das ist ein Ergebnis, das nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Mutter stolz macht. Vielleicht, so bekennt sie, wäre sogar ein noch besserer Durchschnitt drin gewesen. Aber unglücklicherweise hat man ihr kurz vor der schriftlichen Prüfung einen Zettel gereicht, auf dem stand, dass sie zur Freisprechung die Dankesworte der Lehrlinge sprechen solle. Und das, obwohl sie sowieso schon Prüfungsangst hat. Aber es ging ja noch mal gut und wie gesagt, sie ist mit dem Erreichten zufrieden. Erst einmal zumindest. Der Noten-Durchschnitt erlaubt es ihr, sich für eine Begabtenförderung zu bewerben. Damit bot sich eine Chance, die sie nicht verstreichen ließ. Der jungen Zahnaerin schwebt ein Fachschulstudium Tierheilpraktikerin mit einer Spezialisierung auf Homöopathie und Akupunktur vor. Sollte es klappen, würde sie sich dann auch gerne selbstständig machen. „Ab 2016 müssen alle Antibiotikagaben an die Tiere aufgelistet werden, das wäre eine Chance für die Homöophatie“, zeigt sich Viktoria Matthes überzeugt.
„Grüne Berufe“ erlernten 47 junge Frauen und Männer, die für ihre hervorragenden Berufsabschlüsse geehrt wurden. Sieben von ihnen kamen aus dem Landkreis Wittenberg. Vier von ihnen wurden Tierwirte, alle in der Rinderzucht, sowie drei Landwirte. Insgesamt haben 376 Jugendliche ihre Ausbildung in der Landwirtschaft abgeschlossen, haben nun Berufe vom Tierwirt über Gärtner bis zum Winzer erlernt, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesverwaltungsamtes (LVwA).
Bei den 503 neu abgeschlossenen Lehrverträgen bildet der Landwirt den Schwerpunkt des Interesses der jungen Leute. Bei den Tierwirten ist die Nachfrage gesunken. „Wir dürfen nicht aufhören, die gesellschaftliche Bedeutung, die Attraktivität und die Aufstiegsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Berufe in ihrer gesamten Vielfalt der Öffentlichkeit immer wieder zu präsentieren“, so Thomas Pleye, Präsident des LVwA. (cab)
Wie gesagt, seit Kindesbeinen stand fest, dass sie Rinderzüchterin werden möchte. Im ganz jungen Alter (neun bis zwölf) war sie jedes Jahr für vier Wochen in den Ferien auf einem Bauernhof in der Schweiz. Dort war sie vom Melken über das Füttern bis zum Ausmisten in alle anfallenden Aufgaben eingebunden. Gefestigt wurde das noch bei einem Praktikum in der Agrarfarm „Flämingrand“ Zahna, bei dem wurde sie schon nach dem zweiten Tag gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, dort zu bleiben. Doch „da kam mir mein kleiner Wurm (ihr heute sechsjähriger Sohn Ole) dazwischen“. Später begann sie dann ihre Lehre in Buschkuhnsdorf, bei der Agrargenossenschaft Holzdorf. Von ihrem Ausbilder Uwe Huß habe sie sehr viel gelernt, erzählt sie rückblickend. Doch der Weg dorthin war weit, täglich 45 Minuten hin und zurück. Also suchte sie eine Möglichkeit in der Nähe und fand sie in in der Agrargenossenschaft Leetza.
Gemeinsam mit ihrem Mann will Viktoria Matthes sich eine kleine Landwirtschaft aufbauen, der Hof gibt es her. Und wenn alles so klappt, wie es sich die beiden vorstellen, dann bauen sie eine kleine Kälberaufzucht auf, wollen die Tiere aber mit einem Gewicht von 700 Kilogramm zum Schlächter bringen. Ein Schicksal, was ihrer Kuh Beatrice, die sie selbst aufgezogen hat, erspart bleiben wird. Auch jetzt sind die zwei Kühe und das Kalb nicht die einzigen Tiere. Auf dem Hof gibt es noch drei Katzen, einen Hund, zwei Pferde und ein Ferkel. (mz)