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Vieh- und Bauernmarkt Vieh- und Bauernmarkt: Pinnwand als Wegweiser in Zwuschen

Von Thomas Tominski 09.05.2019, 09:33
Im Nachgang jedes Vieh- und Bauernmarkts lässt sich Organisator Frank Seide von Steffi Fuchs aus Dixförda eine Milchkanne bemalen.
Im Nachgang jedes Vieh- und Bauernmarkts lässt sich Organisator Frank Seide von Steffi Fuchs aus Dixförda eine Milchkanne bemalen. Thomas Tominski

Zwuschen - An der Pinnwand fehlen noch mehrere Haken. „Die hängt bei uns im Haus“, erklärt Frank Seide, der sich die Arbeit in Vorbereitung auf den Vieh- und Bauernmarkt in Zwuschen mit Frau Silke teilt. Vor einem Monat hat das Ehepaar aus Prettin den Startschuss für die heiße Phase abgefeuert.

Wenn eine Arbeit erledigt ist, wird dies per Haken gekennzeichnet. „Wir schreiben auch Verbesserungsvorschläge auf die Zettel“, verrät der 60-Jährige, der bei jeder Auflage mit Qualität glänzen will. 20 freiwillige Helfer sorgen am Sonnabend ab 9 Uhr mit für einen reibungslosen Ablauf, Mario Lindenborn, der in Wiesenburg (Brandenburg) Leiter eines Herdenschutzzentrums ist und Schäfer Frank Seide nach mehreren Wolfsangriffen zwei ausgebildete Vierbeiner zur Verfügung gestellt hat, sorgt als Security-Mann für Sicherheit auf dem Gelände neben der Glücksburg Agrar e.G. Dixförda.

„Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, Frank zu helfen. Ich werde selbstverständlich die Chance nutzen, mir meine früheren Hunde anzusehen“, so Lindenborn.

Große Vielfalt

Auf der etwa 2500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche präsentieren sich 50 Händler aus mehreren Bundesländern. Der Organisator hat bei der Auswahl darauf geachtet, dass Alleinstellungsmerkmal vor Konkurrenz kommt. Soll heißen: Fast jeder Gewerbetreibende bietet etwas Besonderes an und muss sich kaum Sorgen in puncto schlechtes Tagesgeschäft machen.

„Das ist mir bis auf ganz wenige Ausnahmen gelungen“, so Seide, der vor der fünften Auflage erstmals die Reißleine gezogen hat. „Ich musste mehreren Händlern absagen“, meint er, denn das Areal gibt nicht mehr als 50 her. Anderseits zeige die große Nachfrage, welch guten Ruf der Markt regional und überregional genießt.

Der Organisator betont, dass keiner Angst haben muss, mit leerem Magen nach Hause zu fahren. An 18 Verpflegungsständen wird von Soljanka über Würstchen bis zum gebackenen Erdschwein alles geboten. Wichtig für alle Spätaufsteher: Ab 12 Uhr spendiert der 60-Jährige ein Fass Freibier.

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung ist die Schafschur. Seide hat zwei Schafscherer aus Dessau-Waldersee und Kemberg bestellt, um den Besuchern das Handwerk live zu präsentieren. „Das geht von 9.30 bis 15.30 Uhr“, sagt er und fügt an, dass die beiden Männer zwischendurch auch Pausen einlegen.

Los geht es am Sonnabend um 9 Uhr. Das Ende des fünften Vieh- und Bauernmarkts in Zwuschen ist für 16 Uhr geplant. Die Veranstaltung findet auf dem Gelände neben der Glücksburg Agrar e.G. Dixförda statt.

Der fünf Hektar große Parkplatz befindet sich am Ortseingang und ist bereits gemäht. Der Organisator weist darauf hin, dass die Besucher vor Ort nicht von Helfern eingewiesen werden. Deshalb sei es notwendig, ordentlich zu parken sowie Aus- und Einfahrten freizuhalten. Die Parkfläche für Radfahrer sowie Autofahrer mit einem Schwerbehindertenausweis befindet sich gegenüber dem Eingangstor.

Am 9. Mai 2020 steigt ab 9 Uhr die sechste Auflage.

Für diesen „Friseurtermin“ stellt er seine Gebrauchsherde, die nicht zur Zucht genommen wird, zur Verfügung. Diese besteht aus den Rassen Heidschnucke, Rhönschaf und Schwarzköpfiges Fleischschaf. „Die einjährige Wolle muss runter“, erklärt der Schäfer, der den Scherern freie Hand lässt, die Zuschauer mit einzubinden. Des Weiteren werden auf dem Marktplatz Seile aus Schafwolle hergestellt, Frauen zeigen an Spinnrädern, wie aus Wolle ein strickfertiges Knäuel entsteht.

Neben Schafen präsentieren die Aussteller auch Klein- und Wassergeflügel, Kaninchen oder Pferde. Wer Lust verspürt, ein Tier mit nach Hause zu nehmen, kann direkt vor Ort verhandeln.

Umfangreiches Programm

Die kleinen Besucher stehen bei Seide hoch im Kurs. Er hat kindergerechte Tische und Stühle besorgt, Eisenbahn, Wippe, Esel und Ponys zum Reiten. Wer Lust hat, kann beim Bungee-Jumping seinen Mut unter Beweis stellen oder sich fachgerecht schminken lassen. Ein Märchenschloss wird ebenfalls aufgebaut. „Es werden verschiedene Stücke aufgeführt“, sagt Seide, der aber nicht zu viel verraten will.

Die Eltern kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Holz- und Skulpturenschnitzer zeigen ihr Können, an einer mobilen Bandsäge wird demonstriert, wie schnell aus einem Baumstamm Bretter werden.

Die Ideen für die fünfte Milchkanne kreisen noch durch den Kopf des Organisators, der im Endeffekt Malerin Steffi Fuchs aus Dixförda freie Hand lässt. „Er hat seine Vorstellungen, und ich lasse beim Arbeitsprozess meine einfließen“, sagt die Geschäftsfrau, die vor 18 Jahren ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. Eine Kanne „mit einem ulkigen Motiv“ fehlt laut ihrer Auffassung noch in der Sammlung.

Sie habe sich bereits etwas ausgedacht und will Seide überraschen. Die Inhaberin der Malerstübchens, die mit einem Stand auf dem Markt präsent ist, verfolgt seit Tagen den Wetterbericht. Ausgerechnet für Samstag ist Regen angekündigt. „Ich habe sehr schöne Gummistiefel“, meint sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

Die prognostizierten Schauer bereiten dem Organisator Kopfschmerzen. Bei schlechtem Wetter bleiben die Besucher weg, sagt er. In den vergangenen Jahren sind mehrere tausend Schaulustige nach Zwuschen gepilgert. Vor der fünften Auflage hat sich Seide entschlossen, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. „Ich will mal nur Marktleiter sein und mich mit meinen Gästen unterhalten.“

Schon deshalb hat er das Angebot Lindenborns, für Sicherheit auf dem Gelände zu sorgen, dankend angenommen. „Es ist in den vergangenen Jahren stets ein enormer Kraftakt gewesen. Am Abend war ich total platt“, so Seide, der es sich aber nicht nehmen lässt, pünktlich um 9 Uhr das Eingangstor aufzuschließen. „Vielleicht“, meint er hoffnungsvoll, „hält sich der Regen in Grenzen.“ Die nächste Firma rückt an. Der Organisator betont, dass es jetzt Schlag auf Schlag geht. (mz)