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Vergabe des Friedhelm-Röse-Studienpreises Vergabe des Friedhelm-Röse-Studienpreises: Ehrung für Bachelor-Arbeit

Von Detlef Mayer 11.06.2015, 16:46
Die erste Friedhelm-Röse-Studienpreisträgerin Stefanie Strauß (links) bekommt von Heporö-Geschäftsführerin Simone Rohde die Urkunde und den symbolischen Scheck überreicht.
Die erste Friedhelm-Röse-Studienpreisträgerin Stefanie Strauß (links) bekommt von Heporö-Geschäftsführerin Simone Rohde die Urkunde und den symbolischen Scheck überreicht. Thomas Christel Lizenz

Meltendorf - „Eine spannende Neuerung“ nannte Simone Rohde die erste Vergabe des Friedhelm-Röse-Studienpreises. Die Geschäftsführerin der mit mehreren regionalen Einrichtungen für Alkoholkranke in der Suchttherapie engagierten Heporö gGmbH und Tochter des im Dezember 2011 verstorbenen Heporö-Gründers Friedhelm Röse nahm die Preisverleihung im Rahmen der Fachtagung Sucht vor, die im Meltendorfer Rösenhof der gGmbH stattfand (siehe dazu „Jährliche Vergabe“).

Ehrgeiz verdient Respekt

Als erste Preisträgerin präsentierte die Heporö-Chefin die 36-jährige Stefanie Strauß aus Wernigerode. Sie befindet sich gerade in Elternzeit und hatte ihren erst sechs Wochen alten Sohn Moritz mit nach Meltendorf gebracht. Ansonsten ist die junge Frau im Diakonie-Krankenhaus in Elbingerode im Harz tätig. Ihre Bachelor-Arbeit, die nun mit dem Friedhelm-Röse-Preis bedacht wurde, hat sie im März 2015 im Rahmen eines berufsbegleitenden Studiums „Soziale Arbeit“ fertiggestellt. Schon dass die Arbeit nebenberuflich verfasst wurde, „verdient unseren Respekt“, so Simone Rohde. Besagtes Studium in Berlin an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen dauerte übrigens vier Jahre.

Therapie und Berufsausbildung für Suchtkranke

Auf den Friedhelm-Röse-Preis war Stefanie Strauß beim Besuch von Heporö-Vertretern in Elbingerode aufmerksam gemacht geworden. Zur Verwendung der 500 Euro, mit denen der Preis dotiert ist, meinte die junge Mutter, die ebenfalls studierte Sportwissenschaftlerin ist: „Ich könnte mir noch ein weiteres Studium vorstellen, dass soziale Arbeit und Sporttherapie verbindet, nämlich Erlebnispädagogik.“ In dieses Vorhaben würde sie dann auch das Preisgeld investieren.

Die auf dem Rösenhof ausgezeichnete Bachelor-Arbeit der Wernigeröderin trägt den etwas sperrigen Titel „Chancenerweiterung durch berufliche Bildung zur Wiedereingliederung abhängigkeitserkrankter Menschen in die Gesellschaft“. Verknappt und allgemeinverständlich gesagt, geht es darin um eine anzustrebende Koppelung von Therapie und Berufsausbildung für Suchtkranke. Das Ziel dabei lautet, die Betroffenen möglichst noch aus der Therapie heraus in eine Ausbildung und so in Arbeit zu bringen.

Zu dem neuen, nach ihrem Vater benannten Studienpreis bemerkte Simone Rohde, Heporö werde diesen künftig jedes Jahr verleihen. „Wir möchten damit unseren Beitrag dazu leisten, dass sich junge Menschen an Hochschulen mit der Thematik Sucht beschäftigen und einschlägiges Wissen erweitern und vertiefen.“

Der Preis richte sich an Studierende aus dem Bereich Sozialwesen und artverwandten Studienfeldern. Bewerbungsschluss sei jährlich der 31. März, wobei die eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten nicht länger als 18 Monate zurückliegen sollten.

Die Fachtagung Sucht, die ebenfalls von der Heporö gGmbH ins Leben gerufen wurde und künftig in lockerer Folge alle zwei oder drei Jahre stattfinden soll, lieferte einen passenden Rahmen für die Preisvergabe. Die Tagung befasste sich in ihrer ersten Auflage mit Themenkomplexen wie dem Bundesteilhabegesetz (Stand und Entwicklungen), dem besonderen Fallmanagement der AOK Sachsen-Anhalt und den positiven Aspekten der tierbegleiteten Therapie.

Referenten waren Ralf Hattmann vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (Landesverband Sachsen-Anhalt), Uwe Salomon von der AOK Sachsen-Anhalt und Julia Strubbe, klinisch-therapeutische Sozialarbeiterin aus Aachen. Außerdem stellte der Buchautor und trockene Alkoholiker Anton Erhart aus Verden an der Aller (Niedersachsen) seinen Weg aus der Sucht dar.

Dafür schlägt Stefanie Strauß einerseits eine sozial-psychologische Weiterbetreuung der Klienten während ihres abstinenten Lebens vor (z.B. in Wohneinrichtungen), damit sie nach und nach alle Defizite aufarbeiten. Andererseits fordert sie parallel dazu eine berufliche Bildung, auch in Form externer Praktika oder Ausbildungsverträge. Knackpunkt: die Finanzierung. Die 36-Jährige setzt dabei auf ein Teilen der Eingliederungshilfe (von der Sozialagentur) entsprechend der von ihr vorgeschlagenen beiden Komponenten. Eine praktische Umsetzung dieses Konzepts in einer Einrichtung steht noch aus. Doch Stefanie Strauß freut sich, dass ihre Arbeit mit der Preisverleihung nun schon mal einen Beachtungszuwachs erfährt. (mz)