Verein in Löben Verein in Löben: Herbst im "Haus der Stille"

Löben/MZ - Früchte-, Kräuter- oder indischer Schwarztee, dazu ein paar Häppchen? Kennenlern- und Aufwärmphase eben für die Gäste, die der Einladung ins „Haus der Stille“ nach Löben gefolgt waren. In zwangloser, entspannter Runde wollte man einen gemütlichen Herbstabend erleben.
Das Konzept ging auf, alle verließen nach gemeinsamem Geschichten vorlesen und musikalischer Umrahmung den nicht gänzlich stummen Ort mit neuen Eindrücken, auf die goldene, mitunter aber auch triste Jahreszeit eingestimmt. Keinesfalls wollte man sich bei dem Treffen anschweigen, Gäste leisteten daher ihren ganz persönlichen Beitrag. Sie hatten zum Thema „Herbstabend“ Gedichte und Geschichten herausgesucht und trugen sie vor. Musikalisch umrahmt wurde die Zusammenkunft vom Ehepaar Christine und Karsten Witte mit Geige und Keyboard. Sie wohnen im Löbener Ortsteil Waltersdorf.
Gedichte und Erzählungen
Den Auftakt machte Sabine Franz mit dem Gedicht „Im Herbst“ von Wilhelm Busch. Verena Pankrath las mit einem Augenzwinkern die Geschichte vom dicken Kürbis vor, der aus Übermut aus dem Garten floh und auf einen Wochenmarkt rollte. Bettina Lutzmann erzählte vom alten, kaum noch Früchte tragenden Apfelbaum, den nur ein Fallapfel auf den Kopf der Besitzerin vorm Fällen gerettet hatte. Ingo Benesch stellte auf amüsante Weise das Buch des russischen, aber in Berlin lebenden Autors Wladimir Kaminer „Mein Leben im Schrebergarten“ vor und zitierte daraus einige Passagen.
Sabine Franz, von allen „Schwester Sabine“ genannt, ist Vorsitzende des Vereins „Haus der Stille Löben“. Der wurde am 16. November 2007 getreu dem Motto still, aber nicht heimlich, gegründet. „Meine Vision und die anderer, die ich für die Idee begeistern konnte, war es, einen Ort zu schaffen, an dem man in sich gehen, die alltäglichen Sorgen und den Alltagsstress für ein paar Stunden abstreifen und ganz man selbst sein kann“, erläuterte sie das Konzept. 13 Mitglieder hat die Vereinigung derzeit, davon sechs aktive aus Löben und der näheren Umgebung. Die anderen, nicht minder von der Idee begeisterten, sind zwischen Ostsee und Bayern zu Hause. „Freunde und Bekannte, die gern mal in Löben vorbeischauen und sich hier entspannen“, so berichtete Schwester Sabine.
Der Verein ist nicht an Konfessionen gebunden, orientiert sich aber an religiösen Prinzipien. Sabine Franz selbst fühlt sich geistlich dazu berufen. Sie hat in evangelischem Glauben ein Gelübde abgelegt, das ihr Handeln maßgeblich mit bestimmt. „Deshalb nennen mich alle nur Schwester Sabine“, meinte sie lachend. Sie ist ausgebildete Prädikantin, dass sie früher einmal als medizinische Fachkraft tätig war, ist eine andere „Schwesterngeschichte“.
Elektroanlage erneuert
Vereinssitz ist das alte Pfarrhaus mitten im Ort, das Stück für Stück für seine neue Nutzung zurecht gemacht wird. Stolz berichtete Sabine Franz von kleinen Erfolgen in diesem Jahr. So wurde mit der Erneuerung der elektrischen Anlage begonnen, Leitungen waren größtenteils noch auf Putz verlegt. Rund 4 000 Euro nahm man dafür in der unteren Etage in die Hand. Hinzu kam die Küche, die Dielung war marode und musste erneuert werden. Dafür gingen nochmals 1.000 Euro drauf. Nächstes Ziel ist die Sanierung des Sanitärtraktes. Denn das Haus soll auch Herberge und Zufluchtsort auf kurze Zeit werden für Menschen, die Entspannung suchen oder einfach mal abschalten wollen. „Aber kein Hotel oder Urlauberheim“, grenzte Schwester Sabine ein. Wer auf der Schwelle stehe, werde herzlich aufgenommen. Er könne das Gespräch suchen oder sich einfach nur „verkriechen“.
Der herbstliche Abend im „Haus der Stille“ wurde von allen als gelungen eingeschätzt. Gelöst und frohen Mutes ging man auseinander, den unausweichlichen Alltagssorgen vielleicht etwas entspannter entgegen sehend. In der Adventszeit soll der Ort wieder Anlaufpunkt werden. „Jeder ist herzlich willkommen, wer möchte, kann gern Mitglied in unserem Verein werden“, unterstrich Schwester Sabine.