Urlaub statt Heimatfest Urlaub statt Heimatfest: Karibik vor der Haustür in Jessen

Jessen - Damit hat Maja Liebmann nicht gerechnet. Kurz nach ihrem Urlaub im Zillertal (Österreich) liegt der Teenager aus Jessen am Strand der Karibik. „Eigentlich“, sagt Mutter Sandra, „wollten wir nur zum Ohrlochstechen ins Schmuckgeschäft, doch wenn die Karibik in der Langen Straße Station macht, lohnt sich ein Zwischenstopp im Liegestuhl.“
Mutter und Tochter finden es toll, dass die Gewerbetreibenden trotz des ausgefallenen Schul- und Heimatfestes mit einer Woche „Heimatfesturlaub“ die Stadt beleben. Beide schwärmen noch vom Urlaub im Zillertal, der Berghütte in 1.000 Meter Höhe sowie der Ruhe und Abgeschiedenheit.
„Dort mussten wir beim Einkaufen auch eine Schutzmaske tragen.“ In der Karibik sind sie noch nicht gewesen. Dies trifft auch für Bianca und Sabrina Suldt zu, die vor dem Schreibwarenladen „Tintenfass“ diesen kleinen Strandabschnitt aufgebaut haben. „Europa ist abgehakt“, sagen sie, künftig geht es hinaus in die weite Welt. Thailand oder Australien stehen ganz oben auf ihrer persönlichen Wunschliste. „Unsere Kunden finden die Idee super“, betont Sabrina Suldt, die den Auftakt als erfolgreich bezeichnet.
Zu Hause ist es schön
Im Schmuckwarengeschäft von Andrea Panick zwitschern die Vögel - unsichtbar aus einem Lautsprecher. „Wenn Kundschaft in den Laden kommt, verstecken sich die Vögel“, meint die Chefin und ergänzt, dass der Überraschungseffekt super funktioniert. Die ersten Kunden, sagt sie, haben bereits vor dem Öffnen des Geschäfts mit den Füßen gescharrt. Denn die Jessen-Uhr ist auf 50 Stück limitiert.
Christine Förster im Modegeschäft „Konför“ und Karola Baier setzen auf Urlaub in Balkonien. „Zu Hause ist es doch auch mal schön“, meint Christine Förster, die am Freitag von der Kundschaft viel positives Feedback kassiert. Eine Reise in die Stadt steht schließlich nicht aller Tage auf dem Programm. Karola Baier, Inhaberin eines Haushaltswarengeschäfts am Hospitalplatz, hat auch kein Problem, den Urlaub zu Hause zu verbringen.
Falls sich noch etwas ergibt, wird ein Ziel in Deutschland angesteuert. „Prinzipiell fahre ich gern in den Urlaub. Denn irgendwann muss man abschalten.“ In „Hankes Modeland“ unterhalten sich Urlaubsvertretung Rosel Brandis und Karin Röstel über das ausgefallene Schul- und Heimatfest. Das Schaufenster ist wie „Karneval in Venedig“ geschmückt.
Wichtig ist, sagen die beiden Frauen, dass jeder Besucher des „Heimatfesturlaubs“ die Corona-Bestimmungen einhält, denn eine nochmalige Schließung der Geschäfte sowie die Sperrung der Stadt wünscht sich keiner.
Italienische Köstlichkeiten
Simone Büttner lädt ihre Gäste nach Italien ein. Auf dem Verkaufstresen von „Alcatraz Jeans“ stehen Käse, Oliven, Salsiccia und Weißbrot, wer Lust auf ein Glas Weißwein hat, bekommt es bei der Reise durch das Geschäft mit auf Weg. Die Chefin erzählt, dass sie schon auf der Modemesse in Mailand gewesen ist und das „Alcatraz“ im nächsten Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. „Ich pflege mit den Gewerbetreibenden in der Langen Straße guten Kontakt. Mit der Aktion ist das Team um Andrea Panick bei mir offene Türen eingerannt.“
Im Spielzeugwarengeschäft „Bim-Bam-Bino“ brummen die Elektromotoren. „Wir laden die Kinder zur Probefahrt mit einem E-Auto ein. Unser Motto lautet fit und mobil in den Heimatfesturlaub“, sagt die Schwester von Inhaberin Dana Gutsche, Mandy Müller, und zeigt, was die kleinen Flitzer alles auf dem Kasten haben. Der Motorensound hört sich locker nach V6 an, aus dem Radio schallt Musik.
Sogar Sicherheitsgurte für die Ausfahrt auf dem Grundstück am Schlossweg sind vorhanden. „Des Weiteren veranstalten wir einen Malwettbewerb. Die Vorlagen liefert ein bekannter Spielzeughersteller“, verrät Mandy Müller. Die Sieger werden am 8. August ausgezeichnet.
Der „Heimatfesturlaub“ endet einen Tag früher. Das Jessener „Reiseeck“ lädt am 7. August von 9 bis 15 Uhr jeweils zur halben Stunde zu einer Rundfahrt in einem modernen Reisebus ein. (mz)



