Hochzeit am 05.05.2025 Überraschung für Feuerwehrmann nach Jawort vor dem Standesamt in Elster
Manuela und Jan Giersch lassen sich im Standesamt des Rathauses Elster trauen. Warum sie im Vorfeld von einigen Personen beobachtet werden und weshalb Schornsteinfeger Glück bringen.

Elster/MZ. - Sie lauern an verschiedenen Ecken – Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Elster, Mitarbeiter der Straßenmeisterei Jessen. Als das Brautpaar im Rathaus von Elster verschwunden ist, geht es los. Auf dem Portal wird eine Straßensperrung aufgebaut, davor halten mehrere Kameraden eine XXL-Schlauchschleife, bis zum Erreichen des Sägebocks müssen Manuela und Jan Giersch nach dem Jawort im Standesamt mehrere Hürden überwinden.

„Das ist eine tolle Überraschung. Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt der 44-Jährige, der als Technischer Mitarbeiter in der Straßenmeisterei Jessen angestellt und Leiter der Feuerwehr-Jugendabteilung ist. „Ich bin total sprachlos“, sagt seine Ehefrau, die mit diesem Satz ihrem Mann Mut macht, dass er „in der Ehe noch etwas zu sagen hat“.
Entscheidung überdacht
30 Minuten vor der Zeremonie ist der Platz vor dem Rathaus fast leer. Lediglich ein paar Autos parken hier, denn das Fleischereifachgeschäft ist am Montagvormittag geöffnet. Jan Giersch betont, dass er ziemlich aufgeregt sei. Eigentlich sollte es nur eine Hochzeit zusammen mit den Kindern werden. Vor ein paar Wochen haben sie sich doch entscheiden, den Kreis ein wenig zu erweitern. „Wir gehen nachher in Listerfehrda noch schick essen“, so der Jugendchef, der wie seine Frau bereits an diesem Dienstag wieder auf der Arbeit gebraucht wird. Flitterwochen inklusive Reise sind ebenfalls nicht geplant.

„Wir wollten auch keine Eheringe in Gold, Silber oder mit Glitzersteinen“, erklärt der 44-Jährige, der seine Frau, die im Pflegedienst des Deutschen Roten Kreuzes arbeitet, 2009 kennengelernt hat. „Unser erstes Date war im damaligen Café Fritz in Wittenberg“, erzählen beide. Das Treffen sei sehr lustig gewesen. „An diesem Tag hatten wir beide sehr viel Gesprächsbedarf“, sagt die 46-Jährige.

„Wir haben uns bis zum Termin im Standesamt ein bisschen Zeit gelassen“, meint ihr Mann. Für beide steht lange vor der Trauung fest: Ein Doppelname kommt nicht infrage! Und: Anzug beziehungsweise Hochzeitskleid sucht sich jeder selbst aus. Standesbeamtin Sarah Hoffmann, die bei der Feuerwehr die Kinderabteilung leitet, kommt aus dem Rathaus und tippt auf die Uhr. Weil mehrere Trauungen am 5.5.25 auf dem Plan stehen, ist Pünktlichkeit oberste Pflicht.
Einer darf auf einer Trauung nicht fehlen: ein Schornsteinfeger. In diesem Fall Frank Freit, der ebenfalls Mitglied in der Feuerwehr ist. Der Schornsteinfegermeister erklärt, dass er auch bei anderen Trauungen als Glücksbringer gebucht wird. Freit erklärt, dass die Tradition ihren Ursprung im Mittelalter hat. Damals habe noch keine Kehrpflicht bestanden und die aus Holz erbauten Häuser sind abgebrannt. Erst als die Schornsteinfeger angefangen haben, den Rauchfang zu reinigen, habe sich die Situation deutlich verbessert. Deshalb gelten sie als Beschützer und Lebensretter.

Warum tragen Schornsteinfeger einen Zylinder? Laut Überlieferung sei ein Lehrling vor langer Zeit in einem Schloss in den falschen Zug geklettert und habe dort ein Gespräch von Männern belauscht, die dem Herrscher an den Kragen wollten. Als Dankeschön bewilligt dieser als äußeres Zeichen des Berufsstands den Schornsteinfegern das Tragen von Zylinder und Säbel. „Der Säbel ist nicht geblieben. Der stört nur bei der Arbeit“, betont der Meister seines Fachs.
Viele Gratulanten
Nach der Durchtrennung des Baumstamms steht das Brautpaar sofort im Fokus einer Schar von Gratulanten. Es wird sich gedrückt, auf die Schulter geklopft, Tränen aus den Augenwinkeln gewischt. Wehrleiter Marcel Rückert gehört mit zum Personenkreis, der sichtlich mit seinen Emotionen zu kämpfen hat. „Jan ist ein super Typ. Einen besseren Jugendchef kann ich mir nicht vorstellen“, lobt der Chef.

„Auch die Trauung verlief sehr emotional. Fast alle haben geweint“, verrät Standesbeamtin Sarah Hoffmann, für die es „ein ganz besonderer Moment“ sei, jemanden aus der Feuerwehr zu trauen. Die Aufregung vor dem Rathaus legt sich langsam, der Großteil der Gäste macht noch schnell ein paar Schnappschüsse fürs Familienalbum. Das Ehepaar meint: „Jetzt kommt langsam der Durst.“