1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Tüte ist nicht gleich Tüte: Tüte ist nicht gleich Tüte: Acht Varianten sind aktuell in Deutschland im Umlauf

Tüte ist nicht gleich Tüte Tüte ist nicht gleich Tüte: Acht Varianten sind aktuell in Deutschland im Umlauf

09.04.2015, 19:08

Tüte ist nicht gleich Tüte, dies stellt man fest, wenn man sich auf dem Markt der Tragetaschen umschaut. Acht Varianten sind derzeit im Umlauf.

Einweg-Tüten aus Polyethylen: Der überwiegende Teil handelsüblicher Einweg-Plastiktüten besteht aus dem Kunststoff Polyethylen. Als Rohstoff wird in der Regel Neugranulat aus fossilem Rohöl verwendet. Bei einmaliger Nutzung ohne anschließendes Recycling schneiden Polyethylen-Tüten sowohl beim fossilen Ressourcenverbrauch als beim Beitrag zum Klimawandel sehr schlecht ab.

Biologisch abbaubare Tüten: Diese Variante mit Anteilen nachwachsender Rohstoffe ist die schlechteste Lösung. Aus technischen Gründen bestehen biologisch abbaubare Plastiktüten häufig zu 70 Prozent aus Rohöl und nur zu 30 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Der Einsatz biologisch abbaubarer Kunststoffe kann fossile Rohstoffe nicht ersetzen. Gleichzeitig wirkt sich der aufwendige Anbau von Energiepflanzen, die für die Herstellung biologisch abbaubarer Plastiktüten nötig sind, besonders negativ auf die Umwelt aus. Hinzu kommt, dass biologisch abbaubare Plastiktüten aus der Haushaltssammlung nur eingeschränkt recyclingfähig sind. Laut Umweltbundesamt ist die Kompostierung biologisch abbaubarer Plastiktüten der umweltschädlichste aller Entsorgungswege. Die Ökobilanz biologisch abbaubarer Tüten verschlechtert sich auch durch einen größeren Materialaufwand.

Einweg-Tüten aus nachwachsenden Rohstoffen: Tütenhersteller beginnen inzwischen mit der Produktion von Polyethylen-Plastiktüten aus nachwachsenden Rohstoffen. Ökobilanzen zeigen, dass Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen in einer gesamtökologischen Betrachtung oft zu noch negativeren Umweltauswirkungen führen als erdölbasierte Kunststoffe. Der Pflanzenrohstoff in Tragetaschen ist klimaneutral, nicht jedoch die rohstoff- und energieintensive industrielle Agrarwirtschaft und Verpackungsherstellung.

Einweg-Tüten mit hohem Recyclinganteil: Einweg-Plastiktüten aus Polyethylen mit Recyclinganteilen von mindestens 70 Prozent besitzen gegenüber allen anderen Einweg-Tütentypen ökologische Vorteile. Durch das Recycling von Polyethylen können die CO2-Emissionen bei der Herstellung um 45 Prozent reduziert werden. Dennoch werden für die Produktion einer einzigen Tonne Polyethylen aus Recyclingmaterialien immer noch 780 Kilogramm CO2 emittiert. In Deutschland wird lediglich ein sehr geringer Anteil der Kunststofftüten im Rahmen der haushaltnahen Wertstoffsammlung erfasst.

Einweg-Papiertüten: Tragetaschen aus Papier sind aus ökologischer Sicht nicht generell besser als solche aus Kunststoff, da für ihre Produktion besonders lange und reißfeste Zellstofffasern notwendig sind, die mit Chemikalien behandelt werden müssen. Papiertüten sind in der Regel schwerer als Plastiktüten, weil ihre Wandstärke dicker sein muss, um dieselbe Reißfestigkeit zu haben. Das erhöht den Materialeinsatz und führt zu mehr Emissionen beim Transport. Durch den Einsatz von Recyclingpapier und das abermalige Recycling nach der Verwendung kann die Umweltbilanz jedoch verbessert werden.

Mehrweg-Tragetaschen aus Baumwolle, Jute oder Canvas: Damit eine Mehrwegtragetasche ökologisch besser abschneidet als eine Einweg-Plastiktüte, ist eine Mindestanzahl an Wiederverwendungen notwendig. Mehrwegtragetaschen benötigen aufgrund ihrer Verarbeitung und Materialstärke mehr Material, Ressourcen und Energie zur Herstellung. Klassische Materialien für Mehrwegtaschen, wie Baumwolle, Bast oder Flachs, verursachen durch ihren Anbau hohe Auswirkungen in den Umweltbewertungskategorien Wasser- und Energieverbrauch, Eutrophierung und Versauerung. Um diesen „ökologischen Rucksack“ abzubauen, müssen Baumwollbeutel zwischen 25 und 32 Mal verwendet werden.

Mehrweg-Tragetaschen aus Kunststoff: Neben Naturfasern werden Mehrwegtragetaschen auch zunehmend aus Kunststoffen wie Polypropylen, Polyester oder Polyenterephtalat (PET) hergestellt. Mehrwegtaschen aus Kunststoff weisen bei der Bereitstellung von Rohstoffen und bei der Produktion deutliche Vorteile gegenüber Naturfasern auf. Sie benötigen weniger Wiederverwendungen, um umweltfreundlicher als Einweg-Plastiktüten zu sein. So ist eine Mehrwegtragetasche aus Polypropylen bereits nach drei Nutzungen umweltfreundlicher als eine Einweg-Tüte aus Polyethylen.

Zusammenfaltbare Mehrweg-Tragetasche aus Polyester: Ein besonders intelligentes und umweltfreundliches Mehrwegprodukt ist die zusammenfaltbare Tragetasche aus Polyester. Mit der Verschlusstasche wiegt der Mehrwegbeutel nur 31 Gramm, ohne ist er mit 26 Gramm sogar leichter als viele Einweg-Plastiktüten. Der praktische Beutel ist besonders strapazierfähig und kann bis zu zehn Kilo tragen.  (ar)