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WAZV Elbe-Elster-Jessen soll Leitungsnetz übernehmen Trinkwasserversorgung in Linda: Niemand will Streit, aber er droht

Jessener Zweckverband informiert Lindas Einwohner über die möglichen Alternativen beim Erwerb des Trinkwasser-Leitungsnetzes. Welche Folgen jede Variante für die Bürger hätte.

Von Klaus Adam 07.12.2024, 08:30
Viele Lindaer  sind interessiert, was Stadt und Verband  vorschlagen.
Viele Lindaer sind interessiert, was Stadt und Verband vorschlagen. Foto: Adam

Linda/MZ. - Die Versorgung der Lindaer mit Trinkwasser bleibt auch nach der Kündigung des Versorgungsvertrages mit dem Herzberger Wasser- und Abwasserzweckverband durch den Lindaer Wasserversorgungsverein ab neuem Jahr nahtlos gesichert. Das macht der Geschäftsführer des Wasser- und Abwasserzweckverbandes (WAZV) Elbe-Elster-Jessen, Thomas Giffey, gleich zum Einstieg in diesen Abend deutlich. Den Anschlussvertrag habe der WAZV mit dem Herzberger Zweckverband bereits ausgehandelt. Recht zahlreich sind Lindaer zu der vom WAZV und der Stadt Jessen einberufenen Einwohnerversammlung an diesen Donnerstagabend in die alte Sporthalle gekommen. Das zeigt, wie groß ihr Interesse an der Lösung des Problems ist.

Kein neuer Vorstand

Das liegt in der Frage, zu welchen Bedingungen das bestehende Leitungsnetz, das dem Verein gehört, vom WAZV übernommen wird oder eben auch nicht. Bekanntlich gibt der Gründungsvorsitzende des Vereins, Dieter Schubert, das Amt aus Altersgründen ab. Ein neuer Vorstand findet sich nicht, so dass der Verein vor der Auflösung steht. Der WAZV steht als Regionalversorger nun in der Pflicht. Von der Einigung zur Ablösesumme hängt nun ab, welche Gebühren die Trinkwasserkunden des Jessener Ortsteiles künftig zu bezahlen haben.

Die MZ hatte bereits im November ausführlich über die seinerzeitige Sachlage berichtet. Dass der Verein selbstverständlich das Recht habe, diese Frage intern mit seinen Mitgliedern zu besprechen, stellte Daniel Lehmann, Vorsitzender der WAZV-Verbandsversammlung, auf einen Einwand von Wilfried Viehof klar. Seinerzeit hatte er lediglich bedauert, dass dadurch all jene Lindaer von Informationen ausgeschlossen seien, die keine Vereinsmitglieder sind. Gerade deshalb sei nun aber diese Einwohnerversammlung einberufen worden.

Markante Unterscheidung

Gerade die Unterscheidung zwischen Vereinsmitgliedern und Nichtmitgliedern könnte sich zum Konfliktpunkt innerhalb der Lindaer Bürgerschaft entwickeln. Denn laut einem Wertgutachten, das der Versorgungsverein in Auftrag gegeben hatte, gibt es zwei mögliche Regularien. Möglichkeit 1: Der Verein erhält 2,4 Millionen Euro für sein Netz. Möglichkeit 2: Der Verein bekommt 1,2 Millionen. Die beiden Summen errechnen sich aus den Kosten für den angenommenen Neubau des Netzes und die entsprechenden Abschreibungszeiträume – im ersten Fall 40 Jahre, in zweiten 60 – minus die bereits erreichte Abschreibungszeit des bestehenden Netzes. „Dieses Verfahren sieht der geltende Konzessionsvertrag so vor“, erklärt Vereinsvorsitzender Dieter Schubert der MZ.

Das Trinkwassernetz in Linda ist laut WAZV-Chef im Jahr 1988 fertiggestellt gewesen. Der Zweckverband setze, so Thomas Giffey, bei seinen Abschreibungsberechnungen einen Zeitraum von 50 Jahren an. Und auf dieser Grundlage offerierte er den Lindaern für beide Varianten – 2,4 Millionen und 1,2 Millionen Euro Ablöse – jeweils Rechenbeispiele für eine dreiköpfige Familie bei einem Tagesverbrauch von 90 Litern Trinkwasser.

Anhand dieser Zahlen machte er deutlich, dass die Mitglieder des Lindaer Trinkwasservereins innerhalb der Restlaufzeit des Netzes von 14 Jahren mehr Gebühren entrichtet haben würden, als sie durch den Verkauf des Netzes einnähmen. Dazu käme, dass die Nichtmitglieder des Vereins deutlich höhere Gebühren zu tragen hätten, weil sie keine Ablösezahlung erhielten. Darin liegt hohes Streitpotenzial im Ort.

Daher schlägt der WAZV dem Lindaer Versorgungsverein vor, das Netz zu einem Preis von 35.000 Euro zu übernehmen. Damit erhielten die Vereinsmitglieder immer noch eine Einmalauszahlung von knapp 1.200 Euro pro Mitglied. Der Verein hätte dadurch aber die Chance, Linda in die Gesamtkalkulation des WAZV einzubeziehen und wäre nicht gezwungen, eine Extrakalkulation zu erstellen. Somit würden jetzige Vereinsmitglieder und Nichtmitglieder die gleichen Gebühren entrichten. Wie übrigens alle Kunden im gesamten Verbandsgebiet.

Richtung ist klar

„Unsere Richtung ist, wir kaufen das Netz für die genannten 35.000 Euro oder gar nicht“, ist diesbezüglich der entscheidende Satz des WAZV-Geschäftsführers. Er nannte auch die Folgen: Der WAZV würde im anderen Fall ein eigenes Netz in Linda bauen. Das bestehende Netz würde beim Trinkwasserverein bleiben. Der könne dadurch nicht aufgelöst werden und müsste zudem für den Rückbau seiner Altanlage Sorge tragen.

Dieter Schubert, der sich zweimal zu Wort meldete, bekundete seine Intention: „Wir wollen eine Vertragsgestaltung machen, mit der alle zufrieden sind.“ Aber die durch das beauftragte Fachbüro errechneten Zahlen seien nun einmal, wie sie sind. Und er stimme auch dem Verbandsvorsitzenden Daniel Lehmann zu, der mehrmals betont hatte, ein Streit in der Dorfgemeinschaft nütze niemandem. Genauso wenig, wie eine langwierige gerichtliche Auseinandersetzung zwischen WAZV und Lindaer Versorgungsverein.

Einige Lindaer meldeten sich anschließend zu Wort und plädierten dafür, den vom WAZV vorgeschlagenen Weg mitzugehen. „Lasst euch nicht von den hohen Auszahlungsbeträgen blenden und lasst keine Spaltung der Lindaer zu“, sagte einer der Sprecher. Daniel Lehmann betonte noch einmal, dass der reale Wert des Leitungssystems bei 14.000 Euro liege.

Jetzt liegt die Entscheidung bei den Mitgliedern des Lindaer Wasserversorgungsvereins. Daraus ergebe sich das weitere Vorgehen des WAZV, so Giffey.