Traditionelles Anpaddeln des LKV Traditionelles Anpaddeln des Landes-Kanu-Verbandes

Prettin - Es nieselt am Prettiner Elbufer. Die Wolkendecke wird immer dicker, als 135 Kanuten aus landesweit 18 Vereinen ihre Boote am Samstagvormittag startklar machen. Kapuzen und Mützen sind tief in die Gesichter gezogen, doch Regenwetter-Mienen gibt es nicht.
Mehrere Generationen von Wasserwanderern lachen und scherzen miteinander. Die Stimmung könnte bei Kaiserwetter kaum besser sein. Das traditionelle Anpaddeln des Landes-Kanu-Verbandes (LKV) Sachsen-Anhalt, diesmal zwischen Prettin und Elster ausgetragen, wird mit spitzenmäßiger Beteiligung zur echten Gute-Laune-Tour.
Selten so viele Gäste
Die Hirschmühle - das Domizil der Prettiner Wasserwanderfreunde am Elbkilometer 169,5 - ist als Anlege- und Übernachtungsplatz recht beliebt. Allerdings werden selten so viele Gäste auf einmal willkommen geheißen. Doch der Verein unter Vorsitz von Heiko Kämpfe meistert seine Gastgeberrolle bravourös. Die Teilnehmer reisen pünktlich an, laden die Boote ab und fahren die Autos nach Elster zum dortigen Bootshaus. Der Bustransfer zurück klappt.
Die Prettiner Frauen haben einen Frühstücksimbiss vorbereitet. Davon möchte auch die einzige vierbeinige Teilnehmerin, Bordercollie-Hündin „Lilly“, etwas abhaben. Seit sechs Jahren teilt sie das Boot – und manchmal eben auch einen Wurstzipfel – mit Michael und Birgit Weichhold vom Kanuverein Coswig: „Sie ist unser Maskottchen!“ Sechs Jahre alt ist auch Laura.
Die mit Abstand jüngste zweibeinige Teilnehmerin gehört zum SV 1924 Nebra. Anders als „Lilly“ wird das Mädchen von Papa Mario warm und wetterfest angezogen: „Das bisschen Regen macht uns nichts aus. Wir sind ja nicht aus Zucker“, bekundet er.
„Ich hab’s euch doch gesagt!“
Als Heiko Kämpfe gemeinsam mit LKV-Vizepräsident Lutz Leopold („Wir haben alle sonnige Laune, das ist viel wichtiger.“) und Ressortleiter Ronny Kampfenkel die Tour eröffnet, tropft es aus den Wolken. Prompt verkündet aus der Runde der Paddelfreunde eine kräftige Männerstimme: „Wenn wir in Elster ankommen, scheint die Sonne!“ Der Elsteraner Erwin Feix wagt diese Wettervorhersage. Doch vorerst zeigt sich immer das gleiche Bild:
Es regnet beim Einsetzen der Boote am Elbkilometer 169,6 in Höhe der Prettiner Hirschmühle. Es regnet auch unterwegs und beim kurzen Stopp in Klöden, wo ein kräftiger Erbseneintopf eilig gelöffelt wird. Auf der letzten Etappe fällt immer noch Regen, aber in der Zieleinfahrt zum Elbkilometer 201 in Elster verziehen sich die Wolken.
Klärchen beschert einen herrlichen Frühlingsnachmittag. Noch mehr als die Sonne strahlt allerdings Erwin Feix: „Ich hab’s euch doch gesagt!“ Dass die Frauen des Kanuvereins „Harmonie“ ihr berühmtes Kuchenbuffet freigeben und heißer Kaffee bereitsteht, heizt die Stimmung weiter an. Im Bootshaus und auch draußen sind bald alle Plätze besetzt. Gesprächsstoff gibt es reichlich, wenn so viele Kanuten ihre Tipps austauschen und manches Seemannslatein ebenfalls.
Älteste aus Magdeburg
Als Mannschaftsmitglied des Drachenbootes hat Hans-Albrecht Gäbel den Hafen sicher erreicht. Die Freude, mit an Bord zu sein und so viele Bekannte wiederzusehen, steht dem 80-jährigen Prettiner ins Gesicht geschrieben. Eine kleine „Enttäuschung“ erlebt er dennoch: Nicht er ist der älteste Teilnehmer, wie er glaubte. Vier Magdeburger Kanuten sind jeweils 81 Jahre alt – einer heißt fast genauso wie er: Hans mit Vornamen, Albrecht aber mit Nachnamen.
Auf der Terrasse hat die lustige Truppe des KKB Börde aus Magdeburg einen Tisch erobert und lässt Vereinsfreundin Grit Fuchs hochleben. Sie hat Geburtstag, spendiert zwei Flaschen Sekt und verspricht, auch künftig die Paddel kräftig zu bewegen.
Maria und Horst Kauert aus Coswig freuen sich, eine weitere Paddeltour gemeinsam zurückgelegt zu haben. „Wir waren 19, als wir zum ersten Mal miteinander im Boot saßen. Jetzt sind wir Mitte 70, und es ist noch immer schön“, sagt er – und hält seine Maria fest an der Hand. (mz)
