Trachten in Jessen Trachten in Jessen: Aus Liebe zur Heimat

Seyda/MZ - Vertreter des MHTV waren am Sonntag ins Seydaer Amtshaus gekommen, um einen neuen Vorstand ihres Vereines zu wählen. MHTV, das klingt, wie ein neuer Fernsehsender. Und mit Schauen hat der Mitteldeutsche Heimat- und Trachtenverband auch tatsächlich viel zu tun. Das wurde bereits beim Anblick der zahlreichen Anwesenden in den unterschiedlichen Trachten klar. Manche schlicht und dafür mit großem Kopfputz, andere farbenfroh und verspielt. Für jemanden, dem diese Art von Traditionsbewahrung nicht jeden Tag begegnet, ein hochinteressanter Moment. Beeindruckend auch, wie ernsthaft sich die Menschen in den Trachten mit den Traditionen ihrer jeweiligen Heimat verbunden fühlen.
Erst zwei Jahre jung
So sehen das auch die Heimatvereine Swinze (Schweinitz) und Seyda, die gemeinsam mit 14 weiteren Interessenvereinigungen aus Sachsen, Berlin, Sachsen-Anhalt und Brandenburg die Basis des MHTV bilden. Das Gremium, welches unter dem Schirm des Deutschen Trachtenverbandes arbeitet, soll ein Netzwerk sein für alle Heimat-, Trachten- und Volkstanzvereine ihrer Bundesländer. Seinem Ziel, die Kommunikation, den Erfahrungs- und Meinungsaustausch zwischen den Mitgliedern zu befördern, kam er am Sonntag schon sehr nahe, denn die große Runde, die sich zum Mitteldeutschen Trachtentag in der Seydaer Amtsstube traf, war sehr gesprächig. Das lag mit an der netten Atmosphäre, die Bärbel Schiepel und ihre Seydaer Frauen mit leckerem Kuchen geschaffen hatten. Sogar eine regionale Spezialität, den Klemmkuchen, kredenzten sie.
In seinem Rechenschaftsbericht, der Verband gründete sich Anfang April 2011 in Jessen, konnte sein Vorsitzender, Charles Koppehele, schon auf erfolgreiche zwei Jahre zurückblicken. Zwar sei der Mitteldeutsche immer noch der jüngste, der kleinste und leider auch der ärmste Verband, so der Jüterboger, aber immerhin stellte er mit der sorbischen Tracht des Heimatvereins Rubisko, Lübbenau, die Tracht des Jahres 2013.
Männerbeine und Gamsbart
Rubisko ist nun die Vorzeigetrachtengruppe für ganz Deutschland. Da Trachtengruppen teils gern reisen, die Sorbische Volkstanzgruppe Zeißig, Hoyerswerda, gastierte bereits in China und den USA, werden nun möglicherweise die Bayern als die Träger des typisch Deutschen verdrängt? Ganz so einfach wollen die es uns Flachlandtirolern dann doch nicht machen und so wartete Charles Koppehele vor Beginn der Veranstaltung „auf die Berliner Bayern“, die nach dem Motto leben: „Bayern is da, wo mia sin“, also auch in Berlin. Wer schöne Männerbeine sehen wollte, dazu einen ordentlichen Gamsbart und Lederhosen, der wurde nicht enttäuscht, als die Tür aufging.