Trabi- und IFA-Treffen in Mügeln Trabi- und IFA-Treffen in Mügeln: Große Bühne für die Zweitakter

Mügeln/MZ - Gegen 12.30 Uhr fährt bereits das 120. Fahrzeug auf das Mügelner Freizeitgelände. Da ahnt Jenny Peinl: „Diesmal könnten es so viele werden wie nie zuvor.“ Und tatsächlich kommt bis zum Abend noch eine stattliche Anzahl weiterer DDR-Benzinkutschen aus ganz Deutschland angetourt, so dass die Chefin vom „Super-Trabbi-Team“ Grabo und ihre 19 Clubmitglieder insgesamt 142 Trabis und andere IFA-Fahrzeuge zählen, die über Nacht bleiben und das 13. Trabi- und 5. IFA-Treffen bereichern. Hinzu kommen noch etwa 50 dieser Autos, deren Insassen nur für etwa zwei bis drei Stunden vor Ort sind, sowie 69 „Westfahrzeuge“, in denen zahlreiche Fans der Marken Trabant, Wartburg, B 1000, Schwalbe & Co. anreisen.
Der dicht gefüllte „Parkplatz“ der DDR-Kulturgüter mitten auf dem Areal lässt erahnen: Die früheren „Rennpappen“, wie der Volksmund die Trabis einst titulierte, werden noch eine ganze Weile landauf und landab unterwegs sein. Wie lange? „Schwer zu sagen, vermutlich so lange, wie es noch Ersatzteile gibt. Da aber seit einiger Zeit Anbieter vor allem in Sachsen und in Polen solche Stücke wieder selbst herstellen, sind die nächsten Jahre auf jeden Fall gesichert“, bekundet Jenny Peinl. Auch das Benzin würde noch von einigen Tankstellen angeboten, „in Jessen allerdings nicht, da müssen wir selbst mischen“, zeigt sie auf.
Bei allem Spaß, den das Mügelner Trabi- und IFA-Wochenende beschert, gibt es auch eine sehr ernsthafte Bewertung der vorgestellten Modelle in den verschiedenen Kategorien. Sie wird von vereinsunabhängigen Kfz-Spezialisten vorgenommen. In diesem Jahr waren das Klaus-Peter Klausa, Rainer Henze und Enrico Knöfel. Als Sieger wurden unter anderem folgende Halter aus der Region ermittelt: Tim Börner aus Jessen („Kübel/Cabrio“), Tim Rühlicke (Tuning) und Christian Burkhardt (IFA). Jenny Peinl hat mit ihrem jederzeit fahrbereitem „P 50“, Baujahr 1959, das älteste Original-Fahrzeug vorgestellt. Es besitzt ein Saison-Kennzeichen. „Nur das alte Radio funktioniert nicht mehr“, bemerkt sie. Am 28. Juni wird sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Steffen und anderen Freunden aus dem Graboer Club unterwegs nach Weißkeißel bei Weißwasser sein, wo sich ebenfalls Trabi-Fanatiker treffen. (gzn)
Für die stolzen Besitzer wird das Mügelner Treffen mehr als jemals zuvor zum Eldorado. Die „Originale“ unter den Trabis – mehr als drei Millionen Stück rollten in Zwickau zwischen 1958 und 1991 in Serie vom Band – zeigen, wie unverwüstlich der „Weggefährte“ – das nämlich bedeutet „Trabant“ – bis heute ist. „Freilich nur, wenn er regelmäßig gewartet wird“, gibt Werner Hollmann aus Leipzig, Kfz-Mechaniker im Ruhestand, zu verstehen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Brigitte genießt er unterm Sonnenschirm sitzend sein Kaffeestündchen neben seinem beigefarbenen Modell.
Blitzeblanke Karosse
Angesichts der blitzeblanken Karosse mag niemand glauben, dass es einst verschrottet werden sollte. „2005 habe ich es davor gerettet, von einem Bekannten übernommen und neu aufgebaut“, berichtet er. Um dieses Schmuckstück wird das Seniorenehepaar heutzutage sogar von Jugendlichen beneidet. „Die sind oft knapp bei Kasse. So ein Trabi wäre eine optimale Anschaffung, vorausgesetzt man kann ihn selbst reparieren und instand halten. Das ist der größte Vorteil dieses Wagens“, schwärmt er. Hollmann erinnert sich: „Schon zu DDR-Zeiten war gefordert, dass das Auto alle 5 000 Kilometer zur Durchsicht muss.“ Die Legende, dass oftmals die Damen ihre Feinstrumpfhosen ausziehen und als „Ersatzteil“ hergeben mussten, hält er für übertrieben: „Auch ein Keilriemen ging nur dann kaputt, wenn nicht regelmäßig gewartet wurde. Und die waren keine Mangelware.“
Mehrere vierrädrige Schmuckstücke mit offenem Verdeck präsentiert Volker Knopf aus Dessau. Unweit seines azurblauen „Cabrios“ zeigt er auf ein „armeefarbenes“ Modell und fachsimpelt: „Das ist kein ehemaliger NVA-Wagen, sondern ein Forst-Kübel. Davon gab es in jedem Bezirk nur ein Stück.“ Im Unterschied zum Armeefahrzeug besitzt dieser Typ beispielsweise keine MG-Halterung, wurde dafür jedoch häufig mit einem „Sauenträger“ ausgerüstet.
„Himmelblauer Trabant“
Conny Schmidt hat ein Münchner Kennzeichen an ihrem „himmelblauen Trabant“. Sie steht neben dem nachtblauen Gefährt mit „EE“-Kennzeichen, das ihrem Bruder Mario gehört. Die Geschwister stammen aus Züllsdorf. Von dort aus düst Mario mit seinem Trabi regelmäßig 77 Kilometer nach Schwarzheide und zurück. „Ich arbeite dort als Kranführer und bin noch nie zu spät gekommen“, versichert er. Allerdings verschweigt er nicht, dass unter der Motorhaube mittlerweile ein 1,6-Liter Golf-Motor arbeitet. Seine Schwester erregt im Münchner Stadtbild zwischen vielen Luxuskarossen mit ihrem „Sachsen-Porsche“ weit mehr Aufsehen, als ihr Bruder im Elbe-Elster-Land. „Ich habe ihn jedoch mit einem 1,3-Wartburg-Motor ausgestattet“, verrät sie. Beide gehören dem „Super-Trabbi-Team“ Grabo an. Das jährliche Event gibt zugleich Anlass für ein Wiedersehen mit den Eltern.
Dass Mügeln an diesem Wochenende ohnehin einen Familienausflug mit Kind und Kegel wert ist, hat sich längst herumgesprochen, denn die Gastgeber animieren die großen und kleinen Besucher zu zahlreichen Aktivitäten. Außerdem locken Spielplatz und platzeigener Badesee zum Zeitvertreib. „Es sind schlichtweg tolle Bedingungen. Der Bauhof der Stadt Jessen hat die riesige Rasenfläche wie immer gut gemäht und vorbereitet“, lobt Jenny Peinl.
Auch „Tobi“ aus Würzburg fühlt sich schnell heimisch. Er und sein Freund fahren – jeder mit einem Trabi – bis an die Ostsee. „Unterwegs haben sie von unserem Trabi-Treffen erfahren, einen Zwischenstopp eingelegt und sich sofort nach dem Termin für 2015 erkundigt“, erzählt Jenny Peinl. Da dieser am Wochenende gleich mehrfach nachgefragt wurde, sei er auch an dieser Stelle genannt: Das 14. Trabi- und 6. IFA-Treffen findet am 6. und 7. Juni in Mügeln statt.
