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Technik Technik: Parade in Lack und Chrom

Von Hans-DIETER KUNZE 26.08.2012, 18:07

KREMITZ/MZ. - Blubbernde Lanz Bulldog, historische Trecker und Landtechnik aus DDR-Produktion und von anderen Herstellern in internationalem Mix waren beim Hoffest in Kremitz auf dem großflächigen Anwesen von Gerd Edlich am Wochenende zu bewundern. Zum sechsten Mal hatte er ein solches Treffen mit Hilfe vieler Freunde und Helfer organisiert.

Der absolute Höhepunkt war die große Ausfahrt am Samstag. Punkt 13 Uhr setzte sich ein Tross in Bewegung, der wohl seinesgleichen sucht. Aufgefädelt wie an einer Perlenschnur verließen die Schmuckstücke das Gehöft. Rund 100 Traktoren, Lkw, Transporter und Zweiräder waren in der langen Anmeldeliste registriert worden.

Fast alle nahmen an der Tour dé Lanz teil. Von Kremitz aus ging es mit zwei Löschfahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr Holzdorf zunächst nach Holzdorf. Die geschlossenen Schranken waren dabei nicht hinderlich, sondern eher nützlich. Denn der Pulk konnte aufschließen und sich neu komprimieren.

Holzdorfer auf der Straße

Viele Holzdorfer hatten sich vor ihren Gehöften versammelt. Auf Campingstühlen saßen sie buchstäblich getreu einem TV-Slogan in der ersten Reihe. Und das dazu noch gebührenfrei. Unermüdlich wurde den Matadoren auf den stählernen Rössern zugewinkt.

Manche davon hatten Anhänger im Schlepp, auf denen fröhliche Menschen saßen und den spektakulären Ausflug genossen. So mancher Lanz-Fahrer tourte bewusst den wuchtigen Einzylindermotor seines Eisenrosses ab, um dann erneut kräftig Gas zu geben. Ringe vom Diesel stiegen dabei imposant aus den wuchtigen, für Lanz typischen Zyklonen, in die Luft.

Die Fahrt auf der B 187 durch Holzdorf dauerte schon eine geraume Zeit. Hinter den Treckern hatte sich eine nicht ganz so lange Schlange wie der Konvoi gebildet. Die Kraftfahrer trugen es mit Fassung und auch der Beamte im Einsatzfahrzeug von der Polizei-Dienststelle Jessen musste nicht regulierend eingreifen.

Am Ortsausgang von Holzdorf bog der Tross nach rechts ab. Dicht an der Grenze zum Fliegerhorst ging es über einen Feldweg nach Premsendorf. Auch dort wollten sich zahlreiche Zaungäste dieses Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen. Wieder auf dem Edlich-Hof in Kremitz angekommen, wurde jedes Fahrzeug den Gästen fachgerecht vorgestellt. Das erledigte Moderator Karsten Brockfeld aus Schönewalde erneut fachgerecht, witzig und manchmal spitzzüngig mit Bravour.

Die Besitzer der stählernen Oldtimer kamen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern auch aus Berlin, Leipzig, Jüterbog, Zahna-Elster, Mockrehna, ja sogar aus Angermünde. Stark vertreten waren Mitglieder vom Lanz Bulldog Club Lindena bei Finsterwalde.

Jeder Besitzer von Trecker-Oldies ist ein Enthusiast. Viele Faktoren beeinflussen das Hobby. Es ist vor allem eine finanzielle sowie eine Frage der Freizeit, ein altes Stück wieder fahrbereit zu machen. Ersatzteile sind wichtig. Aber da kennen sich die Liebhaber aus und tauschen Artikel gegenseitig. Selbst für den ältesten Lanz liegt irgendwo noch ein Teil im Schuppen.

Davon erzählte auch Heiko Zwiebel aus Schönewalde, Landkreis Elbe-Elster. Sein "Eilbulldog", Baujahr 1930 und 38 PS stark, stach besonders heraus. Schwarz lackiert und mit viel Chrom war er eine wahre Augenweide. "Das Ding war eher ein Schrotthaufen, den ich aufkaufte. Ich schätze mal, so um die 3 500 Stunden habe ich in die Rekonstruktion investiert", sagte er stolz.

Björn Oehme aus Annaburg hat zwei sehr seltene Kleintraktoren "Hürlimann" in seinem Sammlerbestand. Ebenfalls aufs Feinste poliert und verchromt. Gebaut wurden sie in den 1950er Jahren in der Schweiz. Nur wenige davon gelangten nach Deutschland.

Nicht nur Traktoren

Traktoren und Nutzfahrzeuge waren zwar beim Kremitzer Hoffest in der Überzahl, aber es kamen auch andere Gefährte. Wie beispielsweise René Thiele und Steffen Golm aus Kolochau bei Herzberg. Sie sind stolze Besitzer von jeweils einem Ford A, Baujahr 1930 bzw. 1928.

Ein wahrer Exot war ein Fahrrad mit Hilfsmotor-Antrieb aus DDR-Produktion, als es noch keine Mopeds gab. Der wurde landläufig als "Hühnerschreck" bezeichnet. Ein Besucher meinte sehr amüsiert: "Mit so 'nem Ding ist mein Bruder Ende der 1950er Jahre mit Sack und Pack nach West-Berlin abgehauen."