Tag des offenen Gartens in Schönewald Tag des offenen Gartens in Schönewald: Gäste geraten ins Staunen

Schönewalde/MZ - Andreas Schulz, Eigentümer eines 4 500 Quadratmeter großen Öko-Gartens inmitten der Stadt Schönewalde (Elbe-Elster-Kreis), schmunzelt oft, wenn er gefragt wird, warum er das Familiengrundstück am Markt in Schönewalde als „Wwoofer-Hof“ bezeichnet. Er klärt auf: „Wwoof steht für World Wide Opportunities on Organic Farms, übersetzt: Weltweite Chancen auf Bio-Bauernhöfen.“
Familie Schulz hat zum „Tag des offenen Gartens“, eingeladen – nicht zum ersten Mal, aber diesmal mit für sie ungewohnt großem Andrang. Gemeinsam mit den Gastgebern begrüßt Clara Yoshitake aus Japan mehr als 60 Besucher. Die 24-Jährige ist Wwooferin, wohnt seit acht Tagen bei Schulzes und spricht ein beachtlich gutes Deutsch. Drei Wochen hilft sie bei Arbeiten in Hof und Garten, bekommt dafür Kost und Logis gratis. Sie ist der 78. Gast, den die Familie seit 2011 über das Wwoofer-Projekt beherbergt.
Durch Clara Yoshitakes Anwesenheit wird der „Offene Garten“ in doppelter Hinsicht zu einem Ort der Begegnung: Das Publikum kommt aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt und möchte sehen, wie Familie Schulz ihren riesigen Garten bewirtschaftet. Gleichzeitig erleben die Gäste eine sympathische junge Frau vom anderen Ende der Welt, die sich freundlich kümmert, Kaffee und Kuchen serviert und offen für jedes Gespräch ist. An der Tohoku-Universität ihrer Heimatstadt Sendai hat Clara Yoshitake ihren Bachelorabschluss gemeistert. Jetzt absolviert sie seit einem Jahr an der TU Berlin den internationalen Studiengang Umweltplanung, um nach einem weiteren Jahr nach Japan zurückzukehren. Die Hälfte ihrer Mitstudenten kommt aus Deutschland, die andere Hälfte von nahezu allen Kontinenten. „Umweltplanung beschäftigt sich vor allem mit alternativen Energien.“
Japanische Studentin zu Gast
Annekathrin Riethdorf aus Mönchenhöfe lauscht fasziniert, was die junge Japanerin erzählt. „Wir hatten von diesem offenen Garten gelesen und wollten uns hier umschauen. Dass wir dabei noch eine so interessante Begegnung haben, ist toll.“ Angesichts des schönen Wetters sind sie und ihr Mann Frank mit dem Fahrrad nach Schönewalde gekommen, ebenso wie Armin Vielstich aus Kleinkorga und einige Holzdorfer. „Eine tolle Sache“, loben Hans und Elsbeth Jahn aus Mügeln. Das Seniorenehepaar interessiert sich vor allem für die Streuobstwiese von Familie Schulz. Dass sie auch die nette japanische Studentin kennenlernen, macht den Sonntagnachmittag noch angenehmer.
Helga Wolff aus Falkenberg möchte wissen, warum Clara Yoshitake auf dem Hof arbeitet: „In Sendai wohnen etwa eine Million Menschen. Ich will sehen, wie man auf dem Land lebt und möchte meine Deutschkenntnisse verbessern. Wir haben zu Hause auch einen Garten, aber der ist sehr klein“, erzählt sie und schreitet, um die Größe zu veranschaulichen, eine Fläche von etwa 1,5 mal 1,5 Metern ab.
Andreas Schulz’ Tochter Karola (21) studiert in Potsdam Physik: „Vielleicht packe ich auch noch für eine Weile meine Siebensachen.“ Schwester Kathleen (24), Landmaschinentechnikerin, verrät: „Ich habe selbst schon gewwooft, unter anderem in Kanada, bei der Familie eines Studenten, der zuvor bei uns war. Dort half ich auf der Farm, Traktoren zu reparieren.“ „Donnerwetter, das ist eine echte Herausforderung“, zollt Bernd Richter Respekt. Der Imker aus Jessen resümiert: „Offene Gärten bieten immer wieder Überraschungen. Menschen, die sich an dieser Aktion beteiligen, gewähren Einblick in ihr Leben. Das finde ich schön.“