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"Tag der Berufe" in Jessen "Tag der Berufe" in Jessen: Wettlauf um Lehrlinge

Von Gabi Zahn 17.01.2014, 18:31
Interessiert hört Sophie Kliem zu, als Mandy Schneider, stellvertretende Marktleiterin bei Edeka, die Aufstiegschancen erläutert. Erste Erfahrungen hat die Gymnasiastin bereits im Annaburger Markt gesammelt.
Interessiert hört Sophie Kliem zu, als Mandy Schneider, stellvertretende Marktleiterin bei Edeka, die Aufstiegschancen erläutert. Erste Erfahrungen hat die Gymnasiastin bereits im Annaburger Markt gesammelt. MZ Lizenz

jessen/MZ - Es ist der sechste „Tag der Berufe“, und der vierte, den Sekundarschule Nord und Gymnasium Jessen gemeinsam veranstalten. Der Austragungsort wechselt jährlich hin und her. Diesmal ist es die Sekundarschule (SKS). „Unsere Einrichtungen haben weitaus mehr Schnittstellen, als wir zunächst annahmen. Viele unserer Schüler wollen studieren, und Abiturienten suchen mitunter eine duale Ausbildung“, sagt Schulleiter Thomas Felber und verdeutlicht: „43 Unternehmen und Bildungseinrichtungen sind vor Ort, angefangen haben wir mit 25.“

Bildungsmeile

Hunderte Besucher pilgern durch den unteren und den oberen Flur, die angrenzenden Klassenzimmer eingeschlossen. Dario Neitzel aus Listerfehrda zieht es in Begleitung seiner Mutter als Erstes zum Info-Stand der Bundeswehr. Er besucht die neunte Klasse im Gymnasium und will sich über die Möglichkeiten einer Kfz-Mechatroniker-Ausbildung informieren. Auch Lisa Rügner aus Großkorga meldet sich hier: „Wie sieht es mit einem Studium im Sanitätsdienst aus?“, fragt sie Leutnant Christian Kapahnke. Als Karriereberatungsoffizier weiß er Bescheid, hat Flyer und manchen Tipp parat. Zu Laufbahnen in Uniform berät auch das Wittenberger Polizeirevier.

Die IHK Halle/Dessau will mit dem Jobstarter-Projektteam „Login Ausbildung“ vor allem Hauptschul-Absolventen helfen, geeignete Ausbildungsplätze zu finden, wie Projektmitarbeiterin Beate Pabel aufklärt. Ausbildungsmöglichkeiten für jeden Schulabschluss zeigt die Agentur für Arbeit auf. Auch die Initiative „Wir suchen Dich – most wanted“, die mit dem Industrie-Club Wittenberg und hiesigen Bildungsträgern Praktikumswochen vermittelt, löst Neugier aus. Kein Wunder, denn die drei besten Teilnehmer eines Schuljahrgangs erhalten einen finanziellen Anreiz für weitere Bemühungen.

Der Tag der Berufe ist für die Neunt- und Zehntklässler der Sekundarschule Jessen-Nord eine Pflichtveranstaltung im Rahmen des Wirtschaftsunterrichts. Aufbauend darauf wird die Berufsorientierung an der Schule weitergeführt.

Zu Gast am Gymnasium ist demnächst das Berufsinformationszentrum Wittenberg. Die neunten Klassen lernen außerdem das Unternehmen Feldbinder in Wittenberg, das SKW Piesteritz und den Fliegerhorst Holzdorf kennen. (gzn)

Stark vertreten sind die Berufsbildenden Schulen des Landkreises, die in den Bereichen Wirtschaft und Soziales agieren und sowohl Haupt- als auch Realschülern gute Chancen für Berufsabschlüsse einräumen. Die Heimerer Schulen aus Torgau werben ebenfalls für anspruchsvolle Ausbildungen zum Erzieher, Heilerzieher, Sozialassistenten und Ergotherapeuten. „Wir haben 320 Schüler in 16 Klassen“, berichtet Silke Hempel. Am 15. März können Interessierte beim Tag der offenen Tür die Torgauer Einrichtung inspizieren.

Am Stand der Annaburg Porzellan GmbH erklären Geschäftsführer Michael Ploss und Betriebsleiter Hans-Joachim Pankrath: „Industriekeramiker gilt zwar hierzulande als exotischer Beruf. Doch was wir bieten, ist topp. Wir haben 75 fest Angestellte. Wer gut ist, kann Meister werden. Zwei unserer Azubis schlagen diesen Weg gerade ein“, lässt Ploss wissen. Pankrath ergänzt: „Die Theorie wird in Meißen vermittelt, hinsichtlich der Aufwandsfinanzierung sind wir großzügig.“

Anspruchsvolle Ausbildung

Viele Nachfragen beantwortet Rainer Bernhardt von der Stanz- und Lasertechnik Jessen GmbH (200 Beschäftigte): „Von den Turbulenzen im Gesamtunternehmen haben wir in der Produktion nicht viel gemerkt. Zwölf Azubis sind in der Ausbildung zum Werkzeugmechaniker, und wir würden sechs weitere nehmen.“ Allerdings wäre man schon über zwei gute Bewerber glücklich, gesteht er. Voraussetzung: Realschulabschluss. Die dreieinhalbjährige Lehrzeit zähle zu den anspruchsvollsten Ausbildungen im technischen Bereich, so Bernhard. Im Prospekt zu lesen: Lehrlinge erhalten monatlich ab 550 Euro aufwärts.

Vor allem Köche gesucht

Auf andere Interessen setzt die Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg Kur GmbH. „Wir suchen vor allem Köche, mindestens drei pro Ausbildungsjahr, zwei Restaurantfacharbeiter und einen Hotelfachangestellten“, informiert Michael Wallentin. Er verschweigt nicht, dass die Bewerberzahl seit fünf Jahren zurückgeht. „Bei uns fallen Wochenend-Dienste an, die Patienten haben 365 Tage im Jahr Hunger.“ Dass die Belegschaft 460 Beschäftigte zählt, biete jedoch bei entsprechenden Leistungen ein hohes Maß an sozialer Sicherheit.

Der Notizblock von Anja Bart- neck aus Labrun füllt sich im Laufe des Rundgangs. Speziell holt sie jede Menge Informationen von Vertretern der Hoch- und Fachschulen ein. „Auf jeden Fall will ich studieren“, weiß die Elftklässlerin.

Mit besten Referenzen ausgestattet streckt Rißmann Zahntechnik die Fühler aus: „Wir brauchen Nachwuchs, und zwar den besten“, sagt Firmenchef Jan Rißmann. Einige Jugendliche wollen genau das hören und sind höchst interessiert an Details. Das trifft ebenso für Verwaltungsberufe bei der Stadt Jessen und der AOK zu und für potenzielle Bank- oder Versicherungskaufleute, die unter anderem bei der Allianz, der Sparkasse Wittenberg und der Volksbank Elsterland vorstellig werden. Für juristische Ambitionen steht das Rechtsanwaltsbüro Seehaus und Rahmig zur Verfügung.

Wer eine technische oder handwerkliche Ausbildung in der Region wünscht, informiert sich unter anderem bei BMI Elsterland, Empl Elster, Autohaus Gottwald, Oewi Mark Zwuschen, Blech- und Technologiezentrum Linda sowie Preuß Metallbau Linda und Profil Stahlbau Gerbisbach. Für eine Zukunft in der Landwirtschaft machen das Landwirtschaftsamt und Seydaland hellhörig. Beim Informationsstand der Handwerkskammer bedauern einige Besucher, dass Friseur- und Kosmetiksalons nicht direkt vertreten sind. Für Berufe im Gesundheitswesen wollen die Paul Gerhardt Krankenpflegeschule und Petra Schulze (häusliche Krankenpflege) sensibilisieren.

Schon im Supermarkt gearbeitet

Auch der Einzelhandel sucht verstärkt Fachkräfte: Mitarbeiter der Wittig GmbH Jessen und von Edeka Höhne zeigen ihre Ausbildungsmöglichkeiten auf. Sophie Kliem aus Annaburg hat bereits bei Edeka gearbeitet. „Das hat viel Spaß gemacht.“ Mit Mandy Schneider, der stellvertretenden Marktleiterin aus Jessen, spricht die Gymnasiastin länger und lässt sich erklären, welche Aufstiegschancen der hiesige Supermarkt bietet.