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Stürmisches Neptunfest Stürmisches Neptunfest: Wind hatte mit kein Erbarmen mit Neptun

Von Gerd Naumann 30.06.2002, 16:40

Prettin/MZ. - Dixieland in Reinkultur eben. Da klangen sogar Titel aus dem Volksmusikeinerleibrei von Ernst Mosch, den Egerländern und Co. wie heißer Südstaatenrhythmus aus New Orleans.

Weitaus mehr Mühe mit demWind hatte da das Oberhaupt der Organisatoren, Karnevalspräsident Volkmar Müller, mit dem Entzünden der Flamme zum Auftakt der witzig actionreichen, karnevalistischen Olympiade. Genervt gab er nach einigen verzweifelten Versuchen auf. Der stürmische Geselle war eben doch stärker. Aber auch ohne Feuer loderte unter den Jecken, die aus allen Ecken der neuen Bundesländer am Wochenende nach Prettin gereist waren, der olympische Geist. Ob beim Wasserballonwerfen auf dem Volleyballplatz oder dem traditionellen Schubkarrenrennen, Jux und Tollerei waren vorprogrammiert.

Ebenso ausgelassen feierten sie ihre Matadoren aus Connewitz, Leipzig, Zittau und anderswo, die schwungvoll und sekundenschnell mit der Schubkarre den Weg zwischen Bierausschank und Sportplatz zurücklegten. Sie waren zumindest so flink, dass der Mann am Zapfhahn nicht mit dem Füllen der Gläser von Start zu Start hinterherkam und stattdessen zwischendurch dem verdutzten Team "Die Buddelflinks" Manuel Jäger und Clemens Fischer vom Winklischen Carnevalsclub aus Bad Liebenwerda einfach zwei Dosen Bier in die Gläser steckte. Was natürlich besser jongliert werden konnte.

Weniger Appetitliches hatten die Delinquenten nach Neptuns Taufe aus ihren Gesichtern zu wischen. Wer mag schon Tomatenketchup vermischt mit Schlagsahne. Aber eben diese Mischung schmierten die beiden Nixen Christin Pomroncz und Christin Rettich, sonst als Tanzmariechen des gastgebenden Heidecker Karnevalsklubs bekannt, mit Wonne aufs Antlitz der armen Gefangenen, die der Herrscher der Meere nach dieser rabiaten Zeremonie als treue Gefolgschaft in sein Reich aufnahm.

Bekleckert aber glücklich nahmen Neptuns Jünger am Ende ihre Taufurkunde in Empfang und hießen fortan nicht mehr bürgerlich Matthias Schmidt, sondern "Quakender Frosch" oder Jens-Uwe Kaun aus Vetschau durfte sich in Zukunft "Glatter Seeigel" nennen, während Verona Strönsch vom Connewitzer Karnevalsclub sich fürderhin als "Schöne Seejungfrau" titulierte.

Leider lud das Wetter am Wochenende wenig dazu ein, nach der Prozedur in die windgepeitschten Fluten zu tauchen. Selbst der Unterwassergott zog es vor, auf dem Trockenen zu bleiben und windgeschützt im Festzelt die Versteigerung der Aale zu überwachen. Drohend schwenkte Michael Franke von den Connewitzer Jecken seinen Dreizack, als die Auktion der leckeren Meeresgabe zu Beginn nicht so recht in Gang kommen wollte. Doch dann war dank Moderator Volkmar Müller und dem stimmgewaltigen DJ Bernd Gronewohlt der Knoten gerissen. Euro für Euro wanderte in die Spardosen und Körbchen des Neptungefolges. Schließlich kam die erste frisch geräucherte Delikatesse für 80 Euro unter den Hammer, der in Wirklichkeit ein Kotelettklopfer war. Gerrit Vossberg aus Vetschau hatte das letzte Gebot abgegeben und lud nun seine Truppe sogleich zum Festschmaus ein.

Nebenan in der Kegelbahn gab es reichlich Kaffee und Kuchen, zubereitet und gebacken wie in jedem Jahr von der guten Seele des Vereins, Hannelore Müller.

Auch Bürgermeisterin Helga Welz freute sich mit den emsigen Prettiner Karnevalisten über die rege Beteiligung. "Tolle Stimmung hier. Das lässt für unsere Stadt hoffen. Die Leute haben trotz aller Widrigkeiten doch noch nicht ihren Humor und Enthusiasmus verloren. Ich bin froh über das Engagement der Vereine und unterstütze solche Aktionen auch weiterhin nach Kräften", versicherte sie.