Stadtverwaltung Jessen Stadtverwaltung Jessen: Kämmerer Thomas Moor soll gehen

Jessen - Der Kämmerer der Stadtverwaltung Jessen, Thomas Mohr, soll das Schloss Ende März verlassen. Sein befristeter Arbeitsvertrag wurde nicht verlängert. Bürgermeister Michael Jahn (SPD) bestätigt das, will sich aber, da es sich um eine Personalangelegenheit handelt, dazu nicht äußern.
Triftige Gründe hätten dafür den Ausschlag gegeben, merkt er noch an. Vergehen oder Fehlverhalten seien dem Kämmerer nicht vorzuwerfen, heißt es in einer E-Mail, die in der Verwaltung verschickt wurde.
Auf Entscheidung gedrängt
Thomas Mohr befindet sich nach eigenen Angaben im Schockzustand. Ihm war zugesagt, dass er bereits im Dezember erfahren sollte, wie es bei ihm weitergeht. Eine Antwort darauf habe er nicht bekommen. „Erst auf mein Drängen hin“ sei ihm Ende Januar eröffnet worden, dass er in dem Haus nicht weiter beschäftigt werden soll.
Eine Begründung hierfür habe er bislang allerdings nicht bekommen. Er mutmaßt, dass es an seiner Personalführung gelegen haben könnte. Als er im Oktober 2016 die Leitung des Amts für Finanzen übernahm, sei eine offene und kommunikative Zusammenarbeit gewünscht worden.
Das habe seinen Intentionen entsprochen. Nach seiner Auffassung habe sie in der Kämmerei Früchte getragen. „Nur mit Ehrlichkeit kommt man weiter.“ Die Arbeit in der Kämmerei sei eine schöne Aufgabe, die er gern erledige. Dass sie abrupt enden könnte, damit habe er nicht gerechnet.
„Darum habe ich auch keinen Plan B.“ Aufgrund der Anstellung im Schloss war er mit seiner Frau in die Region gezogen. Den Stadträten war per E-Mail der Entschluss des Bürgermeisters mitgeteilt worden. Im nichtöffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung habe es Informationen gegeben. „Dass dort über mich gesprochen wird, habe ich gar nicht gewusst“, sagt Thomas Mohr.
Für Außenstehende stellte sich das Bild so dar: Im Finanzausschuss referierte Thomas Mohr zum Entwurf des Haushaltsplans und dem Erarbeitungsstand der Eröffnungsbilanz. An der Hauptausschusssitzung zwei Wochen später nahm er nicht mehr teil. Warum er nicht anwesend ist, darüber verlor niemand im öffentlichen Teil der Beratung im Ratssaal des Schlosses ein Wort, obwohl ihm in der Runde für seine Arbeit ausdrücklich gedankt wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war ihm bereits eröffnet worden, dass auf seine weitere Mitarbeit verzichtet werden soll.
Stadträte überrascht
Die CDU/FDP-Fraktion sei von dem Schritt überrascht worden, sagte Vorsitzender Dirk Nowak. Angedeutet habe sich das nicht. Negative Auswirkungen für die laufende Finanzplanung der Kommune sieht er nicht. Ebenso Dieter Schubert, Vorsitzender der Fraktion der Einzelbewerber.
Er wie auch Henry Sachse (SPD) hatten allerdings den Eindruck, dass es beim Erarbeiten der Eröffnungsbilanz, die Basis der doppischen Haushaltsführung ist, Probleme gegeben habe. Thomas Mohr sei fachlich kompetent, äußerte Dietmar Klotz (Linke). „Er hat den Haushalt und die Doppik entscheidend vorangebracht, was man am sinkenden Haushaltsdefizit und der Fertigstellung der Eröffnungsbilanz sieht.“
Die Verwaltung müsse die begonnene Verbesserung des städtischen Haushalts konsequent fortsetzen. Es dürfe keinen Abfall der Qualität der Arbeit in der Kämmerei geben, meinte Dietmar Klotz. „Unsere Fraktion war völlig überrascht“, sagte Gabriele Wolf, Vorsitzende der Fraktion BBP-Bürgerinitiative Jessen. Es habe im Vorfeld nicht den Deut eines Hinweises gegeben, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, meinte sie.
Und einige Fragen habe sie dazu schon noch. Henry Sachse plädierte dafür, dass man die Position des Kämmerers mit jemandem aus dem Haus besetze und jetzt nicht eine langwierige Ausschreibung auf den Weg gebracht werde.
Dass er in dieser Phase die Verwaltung verlassen soll, könnte nach Meinung von Thomas Mohr negative Folgen für die Stadt haben. Etwa beim Vertreten von Entscheidungen zur Eröffnungsbilanz gegenüber der Kommunalaufsicht. Zudem seien hier Restarbeiten erforderlich, die intensiv vorangetrieben werden müssten. Vorbereitungen seien etwa auch zur Umsatzsteuerpflicht für Kommunen zu treffen.
Damit müsse jetzt begonnen werden und nicht erst 2020, wenn es akut werde. Er als Diplom-Finanzwirt kenne sich damit aus. Wenn er weg sei, hält er es für denkbar, dass die Stadt „externe Kompetenz einkaufen muss“.
Der Jessener Stadtrat tritt nächste Woche zusammen. Man darf gespannt sein, wie dann mit diesem Thema umgegangen wird. (mz)