Schwimmlager in Oehna Schwimmlager in Oehna: Unterricht im Wasser

Oehna - Klaus-Dieter Richter steht mit beiden Händen über dem Kopf am Beckenrand und setzt zum Hechtsprung an. Kurz vor dem Eintauchen ins Becken dreht sich der ehemalige Direktor der Jessener Grundschule „Max Lingner“ noch einmal um und erklärt den Kindern seiner Gruppe, welche Übungseinheit auf dem Programm steht.
Sekunden später springt der 74-Jährige ins Wasser und visiert mit kräftigen Armzügen den Ausstieg auf der anderen Seite an. Die Zweitklässler sind beeindruckt. Sie warten auf das Zeichen Richters und springen geordnet in die Fluten. Wer seine Meter als Taucher geschafft hat, läuft zum Beckenrand zurück und wartet auf das nächste Startsignal.
„Wir fahren schon seit 2002 ins Familienbad Oehna“, so Richter, der die optimalen Bedingungen vor Ort mit Nichtschwimmerbecken und 25-Meter-Bahn lobt. Zudem sei es sehr wichtig, dass 75 Kinder gleichzeitig am Schwimmunterricht teilnehmen können.
Insgesamt sieben Kollegen sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Die Schüler fahren an acht Tagen mit zwei Bussen nach Oehna, um zum Beispiel das Seepferdchen oder die Abzeichen in Silber oder Bronze zu erlangen. Der Unterricht geht täglich von 9 bis 11.30 Uhr.
Ziel Seepferdchen
Nach dem ersten Härtetest im Wasser steht die Frühstückspause auf dem Plan. Die meisten Schwimmer stärken sich, andere toben über die Wiese. Jeremy Joneleit schüttelt das Wasser aus den Ohren und trocknet sich ab. Der Junge aus der zweiten Klasse erzählt, dass er am Ende des Kurses das Seepferdchen mit nach Hause nehmen will. „Ich konnte vorher nicht schwimmen. Irgendwie habe ich es mir schwieriger vorgestellt“, meint er, nur der Sprung ins Wasser bereite ihm Probleme.
Er habe Angst gehabt, dass er nicht wieder auftaucht, gibt Joneleit ehrlich zu. Der Achtjährige hat sich bereits über die Prüfungsanforderungen informiert. Schwimmen läuft, doch einen Ring vom Boden des Beckens zu holen, sei eine Herausforderung. Ashley Lina Loeper hat das Seepferchen bereits in der Tasche. Sie nimmt die Schwimmbrille von der Nase und wischt sich das Wasser aus den Augen.
Die Achtjährige erzählt, dass sie keine Schwierigkeiten hat, sich über Wasser zu halten und mit dem Ziel angereist ist, das Schwimmabzeiche in Bronze zu holen. „Meine Schwester Romana hat mir zu Hause im Pool die ersten Armzüge beigebracht“, verrät Ashley Lina Loeper, die Mathematik, Kunst und Ethik zu ihren Lieblingsfächern zählt.
Schattiges Plätzchen
Die sieben Betreuer sitzen im Schatten und werten beim Frühstück die erste Unterrichtsstunde aus. Richter erzählt, dass die Kinder je nach Leistungsstärke zunächst in drei Gruppen eingeteilt worden sind und er überzeugt ist, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen alle die verschiedenen Prüfungen schaffen.
Es sei gut, die Kinder außerhalb des Unterrichts näher kennen zu lernen, heißt es aus der Runde, viele haben Angst, den Kopf unter die Wasseroberfläche zu stecken oder sind unsicher, wenn die Bodenhaftung fehlt. „Es reißen sich alle Kollegen um den Termin“, sagt Sportlehrerin Catrin Thier, die den Aufenthalt im Schatten sichtlich genießt.
Lya Wollschläger geht die Sache offensiv an. Das siebenjährige Mädchen aus Gorsdorf ist stolze Seepferdchen-Besitzerin und visiert in Oehna Silber an. „Schwimmen und tauchen macht Spaß“, sagt sie und gibt den Anfängern noch einen wichtigen Tipp. „Immer schön ruhig bleiben, dann passiert nichts.“ Ihre Freundin Elena Tandel hat die erste Stufe ebenfalls schon gemeistert und erzählt, dass Bronze ein realistisches Ziel sei. „Ich bin sehr sportlich“, fügt sie an und springt als Beweis in die Luft.
Rachel Dudzinsky sitzt mit auf der Decke. „Tauchen macht Spaß. Angst davor habe ich nicht“, meint sie und kassiert von ihren beiden Freundinnen anerkennende Blicke. Klaus-Dieter Richter erhebt sich. Die Kinder werten das als Zeichen und rennen in Richtung Becken. Die nächste Abkühlung steht auf dem Plan. (mz)


