Schüler aus Elster auf Exkursion in Polen Schüler aus Elster auf Exkursion in Polen: Frage nach dem Warum

Elster - Kurz vor den Sommerferien standen vor den Jugendlichen der beiden neunten Klassen der Sekundarschule Elster drei anstrengende Tage. Es ging auf die mittlerweile traditionelle Exkursion nach Auschwitz, Birkenau und Krakow (alles Polen).
Nach Ankunft erste Besichtigung
Gleich am Anreisetag stand das Stammlager in Auschwitz auf dem Plan, vier Stunden dauerte die Führung. Zuvor jedoch eine Sicherheitskontrolle, die an jene auf Flugplätzen erinnerte, so Olaf Däumichen, der die Reise wieder organisierte. Taschen mussten abgegeben werden. Das dauerte seine Zeit.
Über das Judentum erfuhren die Sekundarschüler am folgenden Tag allerhand Interessantes, als Krakow besucht wurde. Das jüdische Viertel, eine Synagoge und natürlich auch die Fabrik von Oskar Schindler wurden besichtigt, ebenso das ehemalige Königsschloss Wawel.
Dann machte der Sturm einen Strich durch die Rechnung, denn am dritten Tag sollte Birkenau besucht werden. Doch dort waren Bäume umgeknickt, Wachtürme umgefallen und aus Sicherheitsgründen wurden keine Besucher auf das Gelände gelassen.
Lediglich zehn Schüler durften zur Erschießungswand in Auschwitz und einen Kranz niederlegen. Dort fassten sie sich an den Händen zu einer Schweigeminute. Nach all dem bis dahin gesehenen ging ihnen nur eine Frage durch den Kopf: Warum? So schilderten sie ihre Gedanken im Nachhinein. Beide Klassen gingen dann noch zu der Rampe, an der die Juden-Transporte ankamen und sich entschied, wer sofort den Weg in die Gaskammer nehmen musste oder noch als Arbeitskraft benötigt wurde.
Auf der Heimfahrt der Schüler wurde im Bus dann der Film „Schindlers Liste“ angesehen.
Schüler sind schockiert
Was hat die Jugendlichen am stärksten beeindruckt? Die meisten brauchen da nicht lange zu überlegen. So sagte Christin Weßlau, dass ihr trotz aller Vorbereitung erst in Auschwitz bewusst geworden sei, was dort geschehen ist. Dazu beigetragen haben auch Kinderzeichnungen. Eigentlich, so ihre Meinung, zeichnen Kinder keine Gewehre, aber jene, die im Konzentrationslager waren, taten es. Wenn sich eine Generation die Gedenkstätte nicht ansieht, über das damals Geschehene nicht informiert, dann könne es noch einmal schief gehen, meinte sie.
Die Riesenberge aus Menschenhaaren, Schuhen oder Geschirr beeindruckten Lea-Jasmin Schneider. Dass diese dort gezeigt werden, habe sie vorher gewusst, aber nicht, dass alles solch riesige Ausmaße hat.
Die SS-Schergen haben vor nichts haltgemacht, lautet das Resümee von Lisa Kohl, selbst vor Kindern nicht. Kein Film, keine noch so gute Unterrichtsgestaltung kann einen auf das Gesehene ausreichend vorbereiten, meinte sie.
Geschockt über die Verbrechen
Viele Menschen würden denken, dass die Verbrechen während der Nazizeit nicht so grausam waren. Wer aber in Auschwitz war, der ist einfach geschockt darüber, was Menschen anderen Menschen angetan haben, meint Angie Jenzsch. Eigentlich möchte man es am liebsten nicht sehen, eben wegen der Grausamkeiten, die in den ehemaligen Konzentrationslagern dokumentiert werden.
Für Lukas Artelt war es ein emotional bewegender Moment, als er gemeinsam mit neun Mitschülern vor der Wand in Auschwitz stand, an der Juden erschossen wurden. Wie andere auch hat ihn besonders das Schicksal der in den Lagern umgekommenen Kinder bewegt. Christin Weßlau fasst das Gesehene zusammen, indem sie sagt: „Keine Spezies ist so dumm wie der Mensch, kein Tier würde seine Rasse umbringen. Jeder Mensch ist doch gleich viel wert.“ Sie fragt sich, warum die SS-Männer so roh und gefühllos waren. Das Gesehene ging den Jugendlichen selbst nachts noch durch den Kopf, ließ sie nicht ruhig schlafen, zumal ihre Unterkunft nur durch eine Straße von der KZ-Gedenkstätte getrennt war. Umso weniger haben sie Verständnis dafür, dass bei der erwähnten Rampe Eigenheime fast bis an sie heran gebaut wurden.
