Schönwalde Schönwalde: Prozessauftakt wegen versuchten Totschlags

Schönewalde - Verkohlte Wände und Möbel sind auf Fotos zu sehen, die das Cottbuser Gericht betrachtet. In der Schönewalder Wohnung spielte sich im März wohl ein Beziehungsdrama ab. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass ein Mann den neuen Partner seiner Frau mit Benzin übergoss und anzündete. Das lebensgefährlich verletzte Opfer konnte sich ins Badezimmer retten und die Flammen am Körper löschen.
Erinnerung nicht vollständig?
Der 37 Jahre alte Angeklagte beschreibt am Dienstag zum Prozessauftakt wegen versuchten Totschlags, wie er die Glasscheibe der Wohnungstür eingetreten und später eine mit Benzin gefüllte Flasche und ein Feuerzeug in den Händen gehalten habe. Was dann passierte, könne er nicht sagen und beruft sich auf Erinnerungslücken. Vor dem Feuer habe es eine „Schubserei“ gegeben. Er sagt auch: „Es tut mir so leid.“
Monate zuvor, so beschreibt es der Angeklagte Nick J., sei seine Frau mit den gemeinsamen Söhnen aus der Wohnung in Bayern ausgezogen. Im Februar habe sie gesagt, dass sie einen neuen Mann habe. Auf einer Grillfeier habe er ihn getroffen und zu ihm gesagt: „Du stiehlst mir meine Frau.“
Zu der Wohnung des Neuen sei er gefahren, um mit seiner Frau zu reden. „Einfach sprechen“, sagt er. Im Auto habe er dann nach der Flasche mit Benzin gegriffen, die eigentlich zum Reinigen des Fahrzeugs gedacht sei. Als der Vorsitzende Richter am Landgericht fragt, warum er die 1,5-Liter-Flasche mitnahm, lautet die Antwort: „Keine Ahnung.“ Er sei wegen der Trennung „gestresst“ gewesen. „Ich war voll mit Depression.“
Seine von dem Angeklagten getrennt lebende Ehefrau war zum Zeitpunkt des Feuers auch in der Wohnung. Als sie als Zeugin vor Gericht aussagen soll, muss ihr Mann den Verhandlungssaal verlassen. Der Richter verliest als Grund einen ärztlichen Hinweis, dass die Frau eine posttraumatische Belastungsstörung habe.
Feuerwehr wurde gerufen
Leise berichtet sie, wie ihr Mann sie damals spätabends angerufen habe, um mit ihr zu sprechen. Mehrmals habe sie ihn abgewimmelt, dann habe sie plötzlich die Schläge an der Tür gehört. Dann sei es zu einer Rangelei zwischen den Männern gekommen, die sie aber nicht direkt gesehen habe. Sie habe die Feuerwehr gerufen, als sie bemerkte, dass es brennt. Im Flur sei ihr der Angeklagte entgegengekommen, der selbst an den Händen brannte. „Er war nicht er selbst“, sagt sie über ihn. (mz/dpa)