1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Schloss Lichtenburg: Schloss Lichtenburg: Caritas verlässt Prettin

Schloss Lichtenburg Schloss Lichtenburg: Caritas verlässt Prettin

Von Detlef Mayer 08.08.2013, 19:12
Wolfgang Dahlke (links) und Frank Körnig fertigen das Modell einer Schiffsmühle für die laufende Mühlen-Ausstellung der Prettiner Caritas-Projektgruppe, die noch bis Ende Oktober im Schloss zu sehen sein soll.
Wolfgang Dahlke (links) und Frank Körnig fertigen das Modell einer Schiffsmühle für die laufende Mühlen-Ausstellung der Prettiner Caritas-Projektgruppe, die noch bis Ende Oktober im Schloss zu sehen sein soll. D. Mayer Lizenz

Prettin/MZ - Die weitere Nutzung des Schlosses Lichtenburg für museale Zwecke und öffentliche Veranstaltungen - die KZ-Gedenkstätte ausgenommen - ist erneut in Frage gestellt. Und diesmal, so Prettins Ortsbürgermeisterin Helga Welz (parteilos), „sieht es noch trüber aus als 2004“, als sich der Landkreis aus der Verantwortung für das einstige Kreismuseum zurückzog und die Lichtenburg vorübergehend geschlossen wurde.

Von 45 zu 16 Personen

Per 31. März 2014 laufen die letzten bislang genehmigten und von der öffentlichen Hand geförderten Arbeitsmaßnahmen der Caritas-Projektgruppe in Prettin aus. Was deren Leiter Jörg Vibrans, trotz entschiedenen Widerspruchs aus dem Wittenberger Jobcenter, als Hauptgrund dafür benennt, dass sich die Caritas aus der Lichtenburg und damit aus dem Elbeort zurückzieht. Derzeit beschäftigt das soziale Hilfswerk der katholischen Kirche - seit 2004 in Prettin engagiert - hier noch 16 Personen: 14 Stellen davon (im Schloss) werden über den Europäischen Sozialfonds gefördert, zwei für den örtlichen Jugendclub übers Jobcenter, differenziert Vibrans und fügt an: „Wir waren mal 45 Leute.“

Bereits zum 30. Juni lief die eine Caritas-Stelle für die Annaburger Kleiderstube aus. „Schmerzlich, dass das Jobcenter sie nicht wenigstens für ein halbes Jahr verlängert hat“, bedauert der Projektleiter. Seither betreibt die Annaburger Kirchengemeinde die Einrichtung auf eigene Kappe. Für die beiden Betreuer im Jugendclub von Prettin war vom Jobcenter auch nur eine Bewilligung über jeweils fünf Stunden, statt der beantragten sechs zu bekommen.

„Das ist sicher der beschäftigungspolitischen Ausrichtung der Jobcenter geschuldet“, analysiert Vibrans gegenüber der MZ, „wird aber unterschiedlich gehandhabt“. Dabei hat er das Beispiel Bitterfeld vor Augen, wo er noch ein Caritas-Projekt leitet. „Dort sieht man ein, dass es nicht immer möglich ist, alle Leute auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen.“ Es sei genauso wichtig, schwer vermittelbaren Menschen, gerade im sozialen Bereich, eine sinnvolle Tätigkeit anzubieten, ihr Selbstwertgefühl zu stabilisieren, ihnen einen geregelten, strukturierten Tagesablauf zu ermöglichen, hebt der Diplom-Sozialarbeiter hervor.

Neue Bleibe war nötig

Doch für den Rückzug der Caritas, zumindest aus der Lichtenburg, gibt es laut Vibrans noch einen zweiten, wenn auch nicht so gravierenden Grund: Der Bund als Eigentümer der Immobilie treibt die bauliche Sanierung weiter voran. „Die jetzt von uns genutzten Räume sind die letzten beheizbaren im ganzen Schloss. Wir hätten uns 2014 sowieso eine andere Bleibe in Prettin suchen müssen.“

Der Abschied der Caritas verläuft schrittweise: Die Puppenausstellung gibt’s bis September, alle anderen Expositionen enden mit der Saison im Oktober. Rückblickend meint Vibrans, der die Prettiner Zeit nicht missen möchte: „Unterstützt von Helga Welz ist es uns hier gelungen, eine Kerze in der Dunkelheit anzuzünden.“ Hoffnung für eine Zukunft der Aktivitäten in Lichtenburg und Jugendclub macht bislang einzig die Zusage des Annaburger Bürgermeisters Erich Schmidt (SPD), dass man bis März eine personelle Minilösung über Freiwilligendienst, zweiten Arbeitsmarkt oder geringfügige Beschäftigung finden werde.