1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Sanierung: Sanierung: Vier Kirchen in Gefahr

Sanierung Sanierung: Vier Kirchen in Gefahr

Von DEtlef Mayer 18.05.2013, 18:24
Was man dem Gotteshaus in Gadegast von außen nicht ansieht, unter den Dachziegeln wird die Holzkonstruktion von Provisorien gehalten.
Was man dem Gotteshaus in Gadegast von außen nicht ansieht, unter den Dachziegeln wird die Holzkonstruktion von Provisorien gehalten. Thomas Christel Lizenz

Seyda/MZ - „Die Kirche im Dorf lassen“ ist ein geflügeltes Wort und meint eigentlich, eine Sache nicht überzubewerten, nicht zu übersteigern. Im Falle der vier kleinen Kirchen von Gentha, Gadegast, Morxdorf und Mellnitz bekommt diese Formulierung jedoch eine ganz andere Bedeutung. Nämlich die eines dringlichen Wunsches - übrigens nicht nur der evangelischen Gemeindeglieder, sondern auch vieler nicht konfessionell gebundener Bürger, die ganz entschieden der Meinung sind, dass die Kirche ins Dorf gehört. Die vier Gotteshäuser sind - was man ihnen von außen nicht ansieht - wegen teils dramatischer Schäden, die vor allem die Holzkonstruktionen betreffen, statisch angeschlagen und in ihrem Bestand gefährdet.

Zehn Prozent Eigenmittel

Abhilfe ist zwar greifbar nahe, aber dennoch nicht sicher. Über das Leader-Programm (ausgegeben vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten) und vom Kirchenkreis könnte der Seydaer Pfarrbereich für die Sanierung der vier ortsbildprägenden Gebäude auf beachtliche Fördermittel, die bereits bewilligt sind, zugreifen. Allerdings nur, wenn der Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent je Sakralbau von den Kirchengemeinden aufgebracht wird. Sonst stirbt das jeweilige Vorhaben. Im Falle des Genthaer Gotteshauses sind konkret noch 9 500 der 104 432 Euro Gesamtkosten offen, in Gadegast fehlen 11 500 Euro an der veranschlagten Ausgabensumme von 134 492 Euro, in Morxdorf sind es 6 877 von 110 773 Euro und in Mellnitz 3 459 von 78 794 Euro.

Spenden können eingezahlt werden in die Kirchenkasse, Kontonummer 8001 bei der Sparkasse Wittenberg, Bankleitzahl 80550101, als Verwendungszweck bitte Ort-Kirchenbau angeben.

Die Zeit drängt, eigentlich müssen die Eigenmittel noch im Mai zusammengebracht werden, um die Fördergelder nicht verfallen zu lassen. „Solch eine Chance, die Kirchen zu sanieren und damit zu retten, bekommen wir nie wieder“, sagt Seydas Pfarrer Thomas Meinhof. Da eine andere Kofinanzierungsquelle - wie ursprünglich gedacht - nicht in Sicht ist, gehen er und die Gemeindekirchenräte der betreffenden Orte nun in die Offensive und bitten alle Einwohner, Unternehmen und mit den Dörfern Verbundenen in nah und fern um Spenden. Wie gesagt, besonderer Druck entsteht durch die Eile, die geboten ist. Denn Ende August sollen - so fordert es der Fördermittelgeber - die Sanierungsleistungen bereits abgerechnet sein.

Eigenleistung kaum möglich

Thomas Meinhof und Baufachleute, wie Michael Zwiersch vom Jessener Ingenieurbüro Eule oder Andreas Werner von der gleichnamigen Gadegaster Zimmerei, sehen keine Alternative dazu, das nötige Geld in die Hand zu nehmen und die wirklich dringenden Arbeiten, deren Umfang sich auch kaum abspecken lässt, von Fachfirmen ausführen zu lassen. „Denn das ist nichts, was man in Eigenleistung erledigen kann“ wie sonst schon oft geschehen, erklären sie übereinstimmend.

In Genthas Kirche ist der Eckstiel (Fachwerkständer) zur Sakristei besonders geschädigt. Auch die ersten drei Decken- und die Kopfbalken samt Dachrehm im Osten, also über dem Altar, sind eine kritische Stelle. Sanierungsbedarf gibt’s zudem an der Nordwand, dazu muss auch der eben renovierte Christenlehre-Raum noch einmal angefasst werden.

Ernsthafte statische Probleme sind bereits an der Gadegaster Kirche auszumachen. In recht großem Umfang müssen Deckenbalken, Sparren und Schwellenhölzer der Dachkonstruktion gewechselt werden. Dazu ist es nötig, über Chorraum und Apsis die Dachdeckung komplett abzunehmen, am Schiff „nur“ zweieinhalb Meter über der Traufe. Ebenfalls Hand angelegt werden muss an die Mauerkrone (Auflage für den Rehmbalken).

Die zwei Schwerpunkte bei der Sanierung des Mellnitzer Gotteshauses heißen Fachwerk vom Turm (Dachreiter) und Dacheindeckung auf dem Kirchenschiff. Maurer- und Zimmererarbeiten stehen auf der Vorhabenliste.

In Morxdorf muss die Dachdeckung des Schiffes erneuert werden. Und am Dachreiter gibt es ebenfalls Handlungsbedarf. Zudem sind die drei Stiele (Fachwerkständer), auf denen der Turm schiffseitig ruht, zu großen Teilen zu ersetzen. Und der Westgiebel soll nach Instandsetzung seiner Rollschicht mit einer Blechhaube abgeschlossen werden. Wegen der tonnenförmigen Decke ist noch nicht abzusehen, wie desolat die Auflagepunkte von Deckenbalken und Dach sind. Michael Zwiersch rechnet mit erheblichen Schäden.

Idyllisch in Dorfmitte liegt die kleine Genthaer Fachwerkkirche.
Idyllisch in Dorfmitte liegt die kleine Genthaer Fachwerkkirche.
Thomas Christel Lizenz
Pfarrer Thomas Meinhof weist auf die kritische Stelle in der Decke über dem Altar der Genthaer Kirche, aus der sich die Schalung löst.
Pfarrer Thomas Meinhof weist auf die kritische Stelle in der Decke über dem Altar der Genthaer Kirche, aus der sich die Schalung löst.
Thomas Christel Lizenz
Andreas Werner an einem hinfälligen Balken der Gadegaster Kirche
Andreas Werner an einem hinfälligen Balken der Gadegaster Kirche
Thomas Christel Lizenz