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Sanierung der Klossaer Kirche Sanierung der Klossaer Kirche: Historische Fassade erneuert

Von Detlef Mayer 22.09.2015, 08:52
Die Raseneisenstein-Kirche dominiert das Ortsbild von Klossa und besticht vor allem mit ihrer Schweifhaube auf dem Glockenturm.
Die Raseneisenstein-Kirche dominiert das Ortsbild von Klossa und besticht vor allem mit ihrer Schweifhaube auf dem Glockenturm. Thomas Christel Lizenz

Klossa - „An der Klossaer Kirche haben wir gleich mal acht verschiedene Putzreste aus acht Epochen vorgefunden.“ So beschreibt Michael Zwiersch vom baubegleitenden Ingenieurbüro Eule in Jessen die Besonderheit bei den inzwischen abgeschlossenen Sanierungsarbeiten (Ende September läuft der Bewilligungszeitraum aus) an der Außenhülle dieses Gotteshauses. Die Spanne, aus der die Putze stammen, reicht laut dem Diplom-Bauingenieur vom 13. bis zum 20. Jahrhundert.

Die Herausforderung lautete, die alten Reste in die neue Verputzung zu integrieren. Für diese etwa vierwöchige Maßnahme wurde wegen ihrer einschlägigen Erfahrungen auf dem Gebiet die thüringische Restaurierungs-Firma von Marko Hersel engagiert. Ihr Vorgehen in Klossa war sehr diffizil.

Die Fassade des Kirchenschiffs - wobei hauptsächlich die Südfront in Angriff genommen wurde, für die ebenfalls sanierungsbedürftige Nordseite und den Giebel vom Schiff reichten die Finanzen diesmal nicht - musste gereinigt werden. Lockere Putzfragmente nahm man ab. Dabei wurde ohne maschinelle Unterstützung vorgegangen, Hammer und Meißel bestimmten das Bild in dieser Sanierungsphase. Einige der alten erhaltenswerten Putzteile erfuhren dann eine Verfestigung. Zudem wurden Vertiefungen ausgezwickelt, wie Michael Zwiersch dieses Vorgehen bezeichnet, und Risse saniert. „Das war nötig, um eine relativ einheitliche Oberfläche zu schaffen und darauf aufbauend eine gleichstarke Putzdicke zu erreichen“, begründet der Fachmann diesen Ansatz. „Das wiederum ist wichtig für ein gleichmäßiges Trocknen, ohne dass Risse entstehen.“

Noch eine Besonderheit gab es bei der Sanierung am Klossaer Gotteshaus: Für die Putzarbeiten musste nicht nur ein Gerüst gestellt werden. Da bei der sommerlichen Hitze die Gefahr bestand, dass der frisch aufgetragene Kalkputz regelrecht verbrennt, verhängte man das Gerüst mit Jutebahnen und sicherte sie zusätzlich durch eine Plane als äußere Hülle. Das Jute-Vlies ließ sich dann gut anfeuchten, wodurch ein günstiges künstliches Klima entstand, welches das Putzen erleichterte und Komplikationen vermied.

Für den eben erwähnten Kalkputz kam leicht gelblicher Sand aus einer Wittenberger Grube zum Einsatz. „Der Denkmalschutz legt Wert darauf, einheimische Sande zu verwenden“, erläutert Michael Zwiersch diesen Fakt. Dem Sand wurden hydraulischer Kalk und Sumpfkalk zugesetzt. „Diese drei Bestandteile ergeben einen weichen Kalkputz“, beschreibt der Bauingenieur das Ergebnis. „Früher in der DDR wurde mal Zement verwendet, der ist viel zu hart. Wir haben es hier mit einem Mauerwerk aus Raseneisenstein und Ziegeln zu tun, das verträgt nur einen weichen Putz. Raseneisenstein ist auch weichporig und die alten Putze und der neue müssen sich miteinander vertragen.“

Für das Sanierungsprojekt in Klossa sind 86 000 Euro veranschlagt, 33 000 Euro davon kommen als Förderung vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten. Das Gros sind Eigenmittel von Kirchenkreis und Kirchengemeinde. Zu der bereits 2014 begonnenen Maßnahme gehörten neben der teilweisen Fassadensanierung auch Dachreparaturen im Traufbereich des Kirchenschiffs, einschließlich Montage von Dachrinnen und Fallrohren, das Erneuern der Firsteindeckung vom Schiff sowie das Überarbeiten der Verschieferung am Glockenturm. Aufgearbeitet wurden auch die Fenster und die Haupteingangstür vom Kirchenschiff. (mz)

Klossa ist ein Stadtteil von Jessen, in der Kirchenstruktur gehört es zum Pfarramt Schweinitz. Das Gotteshaus stellt das dominierende Gebäude im Dorf dar und befindet sich in der Ortsmitte. Die kleine Saalkirche, ein einschiffiger Massivbau aus Raseneisensteinen mit teilweiser Ziegelausmauerung, steht unter Denkmalschutz.

Der Kirchensaal besitzt einen geraden Ostschluss. Die Bauzeit wird, unter anderem wegen der charakteristischen Drei-Fenster-Gruppe, dem 13. Jahrhundert zugeordnet. An der Nordseite sind eine Putzritzung sowie ein vermauertes Fenster auszumachen, an der Südseite zwei gedrückt spitzbogige Pforten. Um 1714 hat man diverse Fenster erweitert.

Am Westgiebel befindet sich ein quadratischer Glockenturm. Er wurde 1910 erneuert. Dieser Turm besteht aus massivem Mauerwerk und hat eine verschieferte Schweifhaube. Besagte Verschieferung beginnt auf der Glockenstuhlebene. Der Innenraum der Kirche wird von einer hölzernen Tonne gebildet, in die man eine Empore und einen mittelalterlichen Blockaltar eingebaut hat. In der Barockzeit (um 1714) wurden verschiedene Ausstattungen erneuert. Zum Beispiel kam die polygonale hölzerne Kanzel mit gedrehten Ecksäulen hinzu.

Die aufwändigen Putzarbeiten an der Südfront wurden von der Firma Marko Hersel (links) aus dem Eichsfeld ausgeführt. Hier bringen der Firmenchef und Dimitri Reibestein gerade nach alter Methode den Borstenspritzputz auf.
Die aufwändigen Putzarbeiten an der Südfront wurden von der Firma Marko Hersel (links) aus dem Eichsfeld ausgeführt. Hier bringen der Firmenchef und Dimitri Reibestein gerade nach alter Methode den Borstenspritzputz auf.
Thomas Christel Lizenz
Die aufwändigen Putzarbeiten an der Südfront wurden von der Firma Marko Hersel (links) aus dem Eichsfeld ausgeführt. Hier bringen der Firmenchef und Dimitri Reibestein gerade nach alter Methode den Borstenspritzputz auf.
Die aufwändigen Putzarbeiten an der Südfront wurden von der Firma Marko Hersel (links) aus dem Eichsfeld ausgeführt. Hier bringen der Firmenchef und Dimitri Reibestein gerade nach alter Methode den Borstenspritzputz auf.
Thomas Christel Lizenz