Baum des Jahres Revierförster Guido Arndt pflanzt mit Jessener Kindern eine Rot-Eiche
Revierförster Guido Arndt vom Betreuungsforstamt Annaburg pflanzt mit Kindern der Jessener Kita „Koboldmühle“ den Baum des Jahres. Warum die Rot-Eiche eine gute Wahl ist.

Jessen/MZ. - Damit hat Revierförster Guido Arndt nicht gerechnet. Bevor der Baum des Jahres auf dem Außengelände der Jessener Kindertagesstätte „Koboldmühle“ gepflanzt wird, stimmen Kinder und Erzieher ein Ständchen zum 58. Geburtstag an – und gratulieren dem Opa anschließend zur Geburt des Enkelkindes. „Mit diesem Lied habt ihr mir eine große Freude gemacht“, sagt ein sichtlich gerührte Revierförster, der mit dem Spaten in der Hand Sekunden später gleich zur Tat schreitet.
Minuten zuvor herrscht unter den Kindern pure Aufregung. Sie laufen durch den Flur der „Koboldmühle“, ziehen ihre Jacken sowie Schuhe an und schauen permanent zur Eingangstür, verbunden mit der Frage: Wann kommt der Förster? Dieser parkt sein Auto am Seiteneingang und erscheint pünktlich auf die Minute. „Das war so vereinbart“, meint er und trägt die wichtigsten Utensilien zum etwa 50 Zentimeter tiefen Loch.
Kita Jessen. Warum der Baum schon im März gepflanzt wird
Davor stehen bereits mehrere sowie befüllte Gießkannen, denn die Rot-Eiche benötigt zum Anwachsen reichlich Wasser. „Eigentlich“, erklärt der Experte vom Betreuungsforstamt Annaburg, „pflanzen wir ein bisschen vorzeitig. Die Aktion Baum des Jahres startet im April. Doch manchmal geht es aufgrund von Terminen nicht anders.“

Je nach Bedarf werden die Bäume an Kitas, Grund- und Sekundarschulen sowie auf Vereinsgeländen gepflanzt, das gute Stück in der „Koboldmühle“ kommt aus einer Baumschule bei Bad Liebenwerda. Mit dem kargen Sandboden, meint Arndt und deutet dabei auf das vorbereitete Pflanzloch, komme die Rot-Eiche gut zurecht. Wenn sie gut anwächst, sei mit einer Höhe von 20 bis 25 Metern zu rechnen.
Baum des Jahres: Aus welchen Holz das Hinweisbrett ist
Was Guido Arndt fachmännisch erklärt, klingt in den Formulierungen von Erzieherin Britta Walther in etwa so: Der Baum wird mal so groß wie ein Dino und ist jetzt noch eine Baby-Eiche. Denn auf dem Außengelände steht eine alte Eiche, die vertrocknet ist und bald von ihrem Standort verschwindet. Nach dem eingangs erwähnten Ständchen mit den besten Wünschen von Kindern und Erziehern geht es los. Der Baum des Jahres wird gepflanzt.

Das aus Robinien-Holz gefertigte Hinweisbrett mit der Aufschrift in Deutsch und Lateinisch (Quercus rubra) hat der Revierförster mitgebracht. „Robinie wird oft unterschätzt. Das ist gerade für den Außenbereich ein tolles Holz, das Jahre hält“, erzählt der Experte, der den Boden mithilfe fleißiger Kinder wässert. Damit die Rot-Eiche nicht nur auf Sandboden steht, wird zusätzlich Pflanzerde in das Loch geschüttet. Maurice aus der Wuschelgruppe setzt zusammen mit dem Revierförster den kleinen Baum, der eher wie ein Zweig aussieht, in die Erde. Wenn dieser gut anwächst, werden daneben Pfähle in den Boden gebracht, damit die Eiche gerade wächst sowie bei Wind und Wetter nicht umkippt.
„Koboldmühle“: Spenden sind in Jessen willkommen
Auf dem Gelände stehen mehrere kleinere Bäume, die noch ein langes Leben vor sich haben. Britta Walther zählt mit Buche, Ulme, Linde, Blutpflaume, Apfel und Birne einige auf. In Zukunft sollen auch diverse Büsche angepflanzt werden, um den Bereich Stück für Stück aufzuwerten. „Wir nehmen gern Spenden für weitere Bäume oder Sträucher entgegen“, so die Erzieherin, die extra mit der Gitarre unter dem Arm erschienen ist. „Wir kennen uns privat“, meint der Revierförster, deshalb habe sie genau gewusst, an welchem Tag er 58 Jahre alt wird.

Vor allem im Herbst, wirft Arndt einen Blick voraus, werden auch künftige Generationen Freude an dieser Baumsorte haben. Das augenfälligste Erkennungsmerkmal sind die langstieligen und recht großen Blätter, die an den Rändern mit wenigen unregelmäßig verteilten „spitzen Zähnen“ besetzt ist. Auch wenn die jetzigen Besucher der „Koboldmühle“ längst den Kinderschuhen entwachsen sind, lohnt sich zu dieser Jahreszeit stets ein Blick über den Zaun hinweg. Sein Enkelkind ist bereits in dieser Kita angemeldet und wird die „Kobolde“ 2026 verstärken.
Die Arbeit ist getan, der Revierförster räumt sein Werkzeug zusammen, alle Kinder winken zum Abschied. „Das war ja eine Überraschung“, sagt er noch einmal, vor allem, wenn sie so unverhofft kommt. Eine Feier steht nicht auf dem Plan. „Ich habe zwei Karten“, plaudert Arndt, der zudem Kreisjägermeister ist, ein wenig aus dem Nähkästchen. Es gebe eben Komiker, die möchte er mal live auf der Bühne sehen.