Recycling in Schweinitz Recycling in Schweinitz: Gartenerde für gutes Wachstum

Schweinitz - Die Pflanzzeit naht. Schon jetzt rollen vermehrt Kunden mit Pkw und Anhänger auf dem Betriebsgelände der Brantner Deutschland GmbH in der Großkorgaer Landstraße an, um sich eine Ladung Gartenerde abzuholen.
Die wird direkt am Standort aufbereitet aus zwei hochwertigen Komponenten: Kompost - in der zwei Kilometer Luftlinie entfernten Klossaer Anlage hergestellt aus dem Bioabfall der Haushalte des halben Landkreises - und Mutterboden, den Kunden hierher bringen lassen.
Die Kunden wünschten hochwertige Erde, ohne Steinchen, weshalb die auch ausgesiebt werden, wie Geschäftsführer Mario Fromm berichtet. Gärtner messen die Qualität der Pflanzerde in erster Linie daran, wie gut Blumen und Gemüse darin gedeihen. „Es gab schon Jahre, da hatten wir zu Beginn unserer Aktionswoche im April keine Pflanzerde mehr“, erzählt Mario Fromm. „Aber wenn uns das Ausgangsmaterial fehlt, können wir keine Erde herstellen.“
Große Reserven
Bei der Herstellung könne man nur auf geeignetes Material zurück greifen. Die besser zu beeinflussende Komponente ist der Kompost, zuallererst dessen Grundstoff - der Bioabfall. Diesbezüglich gibt es, wie mehrfach berichtet, große Reserven. Das Problem ist der Kunststoffanteil in den Bio-Tonnen, hauptsächlich dem Umstand geschuldet, dass Nutzer ihren „biologisch abbaubaren pflanzlichen oder tierischen Abfall“ - so die Definition - in Plastiktüten in die Tonne entsorgen, um ihre Tonne nicht zu verschmutzen, anstatt die Folienbeutel auszukippen. „Bequemlichkeit“, wie Fromm meint. Hauptsächlich in den Stadtgebieten des Landkreises Wittenberg sei diese Unsitte auszumachen. Auf den Dörfern kompostieren ohnehin viele Haushalte selbst.
Es geht laut Fromm nicht einmal um den größeren Aufwand, um den Kunststoff und andere Störstoffe - darunter auch Windeln - auszusortieren. „Wir müssen die Siebreste auf eigene Kosten entsorgen. Das ist teuer.“
Seit November 2017 werden in Wittenberg auf Veranlassung des Landkreises, der verantwortlich für die Abfallentsorgung ist, Bio-Tonnen, die augenscheinlich Fremdstoffe enthalten, mit gelben Aufklebern versehen. Die gelbe Karte gewissermaßen, um die Nutzer auf ihr Versäumnis aufmerksam zu machen und anzudrohen, dass die Tonne das nächste Mal nicht entleert wird.
Weil auch das nicht den gewünschten Effekt erzielt hat, wie Heiko Tschetschorke, der zuständige Fachdienstleiter bei der Kreisverwaltung Wittenberg in einem Pressegespräch Ende des Jahres verlauten ließ, fahren jetzt Mitarbeiter der Verwaltung Touren mit, um zu kontrollieren und gegebenenfalls Sanktionen auszusprechen.
Zwölf Wochen dauert es, bis in der Klossaer Anlage aus dem eingesammelten Bioabfall verwertbarer Kompost geworden ist - nicht ohne Zutun fachkundiger Mitarbeiter und mit computergesteuerter Technik. Jede Charge wird von einem externen Labor untersucht. Aktuell versorgt Brantner auch zwei Landwirtschaftsbetriebe mit dem nährstoffreichen Substrat.
Das gewinne insbesondere im Bioanbau an Bedeutung. „Dafür ist es absolut wichtig, dass der Input stimmt“, sagt der Jessener Geschäftsführer. „Denn niemand möchte, dass Kunststoff auf dem Acker landet.“ Neben dem Biomüll ist die Firma Brantner Deutschland GmbH als Subunternehmer der Firma Remondis vom Landkreis mit der Abfuhr von Restmüll, Sperrmüll und Papier im Ostteil des Landkreises zuständig. An den Standorten Jessen, Klossa und Herzberg arbeiten 54 Mitarbeiter. Das Unternehmen verfügt über vier Pressfahrzeuge, die universell für alle Fraktionen einsetzbar sind. Die Fahrzeuge sind mit dem Identsystem ausgestattet, bei der Leerung werden über den Chip an der Bio- oder Restmülltonne die Nutzerdaten erfasst und zur Abrechnung an den Landkreis weitergeleitet.
Eingespielt nach Umstellung
Seit drei Jahren wird das Nutzer-Identsystem im Kreis Wittenberg praktiziert. „Mit den Erfahrungswerten lassen sich die Touren planen und wir als Entsorger können uns auf bestimmte Mengen einstellen“, so der Geschäftsführer. Nach der Umstellung vom Banderolen auf das Chip-System 2016 habe sich die Zahl der bereit zu stellenden Bio- und Restmülltonnen erhöht. Bei der Abfallmenge sei ein leichter Zuwachs zu verzeichnen. Das hängt auch damit zusammen, dass jeder Haushalt vom Entsorgungssystem erfasst ist. Es fällt auf, wenn nie eine Tonne zur Entleerung gegeben wird. Dafür kann es gute Gründe geben. Nur einer zählt laut Fromm nicht: „Absolute Müllvermeidung gibt es nicht.“ (mz)