Radwechsel in Prettin Radwechsel in Prettin: Winterreifen ade!

Prettin - Die alte Spielregel sei als grobe Orientierung nach wie vor zutreffend, erklären Christian und Egbert Krüger: Sommerreifen von „O“ bis „O“, also von Ostern bis Oktober. Wobei die beiden Männer vom Kfz- und Reifenservice Krüger in der Bahnhofstraße 50 in Prettin (siehe „Vom Testfahrer zum Unternehmer“) das mit Ostern als Sommerreifen-Start nicht als Dogma verstanden wissen wollen.
„Solange Minusgrade auftreten“, sagt Werkstatt-Inhaber Christian Krüger, „sollte man noch bei Winterreifen bleiben, auch wenn Ostern schon durch ist.“ In diesem Jahr sei Ostern ohnehin sehr zeitig gewesen. Wenn das Thermometer dann aber beständig über zehn Grad Celsius klettert, werde es Zeit, auf Sommerreifen umzusteigen. Es sei denn, man wolle noch mal ins Gebirge. Dort herrsche länger Winter. „Im Zweifelsfall“, empfiehlt der 37-Jährige, „kann der Betreffende ja bei uns in der Werkstatt nachfragen.“
Spezialstrecke Reifenservice
Als Christian Krüger vor seinem Schritt in die Selbstständigkeit lange als Test- und Entwicklungsfahrer bei Daimler in Stuttgart tätig war, hatte er auch viel mit Reifen zu tun. „Deshalb hat sich unsere Prettiner Werkstatt speziell den Reifenservice mit auf die Fahne geschrieben“, sagt er gegenüber der MZ und stellt jedem Interessierten eine ausführliche Beratung in Aussicht - „vom Billig-Reifen aus China bis hin zu Premium-Teilen aus Frankreich und Japan“.
Damit die Werkstatt besser planen kann, kontaktieren Egbert und Christian Krüger ihre Reifen-Kunden persönlich, sobald der Frühling heraufzieht, um mit ihnen Termine zu vereinbaren. „Dabei nehmen wir gleich Rücksprache, ob eventuell neue Pneus nötig sind.“ Das wäre bei Winterreifen unter vier Millimetern (Empfehlung!) und bei Sommerreifen unter 1,6 bis zwei Millimetern Profil der Fall. Da der Kfz- und Reifenservice Krüger die Räder seiner Kundschaft auch einlagert, haben die Mechaniker den Überblick, in welchem Zustand die Reifen gerade sind.
Tunlichst unterlassen sollte man, so Junior Christian Krüger, Winterreifen über Sommer zu fahren. „Winterreifen bestehen nämlich aus einer weicheren Mischung und die reibt sich im Sommer stärker ab als die eines Sommerreifens. Bei billigen Pneus kann dies bis hin zur Auflösung gehen.“ Jeder Reifen entwickele beim Fahren eine gewisse Eigenwärme und ein Winterreifen tue dies in wesentlich höherem Maße als ein Sommerreifen. „Stärkere Motoren bringen dann sommers gefahrene Winterreifen mitunter sogar dazu, sich auf der Felge zu drehen.“
Nichts für den Winterurlaub
Zum immer wieder mal angefragten Thema Ganzjahresreifen meint der 37-Jährige, dass sich da ein Premium-Modell - im Sommer natürlich sowieso - auch für die kalte Jahreszeit vertreten lasse. „Allerdings nur, wenn jemand ausschließlich kürzere Strecken in Angriff nimmt und garantiert nie in Winterurlaub fährt.“ Ansonsten seien Winterreifen unumgänglich. „Das ist der richtige Schuh für diese Jahreszeit“, formuliert Christian Krüger bildhaft.
Noch ein Tipp, auch für Leute, welche die Räder ihres Pkw zu Hause selbst wechseln: Der Fachmann rät, abgefahrene Reifen stets achsenweise zu tauschen, auch wenn dies kein Muss darstelle. Und es sei ein Trugschluss - der noch aus DDR-Tagen herrühre - dass die Pneus mit dem besseren Profil auf die getriebenen vorderen Räder gehören. Nein, sie sollten unbedingt hinten montiert werden, da der Pkw sonst hinten eher auszubrechen drohe.
Qualität hat ihren Preis
Um eine preisliche Orientierung in Sachen Bereifung zu bieten, nennt Christian Krüger auf Bitten der Mitteldeutschen Zeitung zwei konkrete Zahlen-Paare. Für einen Winterreifen im Premium-Bereich müsse der Kunde demnach um die 75 Euro einplanen. Dasselbe Produkt als sogenannter Billig-Reifen koste zwar nur 45 Euro, habe laut dem Prettiner Kfz-Mechaniker aber den gravierenden Nachteil, den Schnee schlechter zu halten, also weniger Grip zu bieten. Außerdem verschleiße er relativ schnell. „Von dieser Qualität rate ich stark ab“, lautet sein Urteil. Bei Sommerreifen gebe es für circa 67 Euro ein vertretbares Premium-Modell. Die Billigvariante dazu rangiere erneut um die 45 Euro. Aber auch hier zieht der Experte die Augenbrauen hoch: „Schlechtere Nässeeigenschaften und eine mitunter enorme Verlängerung des Bremswegs“ gegenüber einem Premium-Reifen sprechen dagegen, die gut 20 Euro Differenz sparen zu wollen. Der Sicherheit sollte hier der Vorrang eingeräumt werden, gibt der 37-Jährige zu bedenken.
Wie sieht es bei den Felgen aus? Gilt immer noch, dass die Fahrer die Sommerreifen für ihr Auto lieber auf Aluminium-Felgen ziehen lassen und die Winterreifen auf klassischerweise schwarze, etwas schwerere Stahlfelgen? Christian Krüger schüttelt den Kopf. „Der Trend läuft in beiden Fällen sehr deutlich hin zur Alu-Felge.“ Zwei generelle Entwicklungen macht der Werkstatt-Inhaber aus: „Zum einen gehen die Hersteller über zu größeren Rädern - 13-Zoll-Räder zum Beispiel sieht man so gut wie gar nicht mehr - und die Zulieferer schwenken zum anderen bei wintertauglichen Felgen um zu Winter-Alu-Felgen.“
Bei verschiedenen SUV-Modellen (SUV steht für die englische Bezeichnung Sport Utility Vehicle, was so viel wie Sport- und Nutzfahrzeug bedeutet und gern auch als Geländelimousine bezeichnet wird) „fordert der Hersteller inzwischen direkt das Verwenden von Winter-Alu-Felgen. Stahlfelgen dürfen da also gar nicht mehr gefahren werden“.
Natürlich sei die Aluminium-Felge ein bisschen teurer als die Stahlfelge, muss der Prettiner einräumen. Aber es finde nach seiner Feststellung in jüngerer Zeit ein Ausgleichsprozess in diesem Segment statt. „Die Unterschiede schwinden zusehends“, wenn eine völlige Egalisierung momentan auch noch nicht in Sicht sei. (mz)