Corona Präsenz schafft Vertrauen beim Impfen in Elster
84 über 80-Jährige haben im Impfzentrum Elster ihre erste Spritze gegen Covid-19 erhalten. Was sie darüber berichten und was den Bürgermeister freut.
Elster - „Ich habe gar nichts gemerkt“, betont Klaus-Dieter George, der erstaunt ist, wie schnell Torsten Göbel eine Spritze setzen kann. Der Allgemeinmediziner aus Elster führt im örtlichen Impfzentrum an der Kegelbahn die Beratungsgespräche mit den über 80-Jährigen und unterstützt zugleich Impfschwester Sylvia Gerloff aus Bülzig, die für den Landkreis „auf Tour“ geht. „Genau genommen sind es Aufklärungsgespräche“, so Göbel, der die meisten der 84 Personen persönlich und somit deren Krankheitsbild kennt.
Da der Mediziner als Notarzt bereits seine immunisierende Impfungen gegen Covid-19 erhalten hat, kann er als persönlich Betroffener über Impfreaktionen wie Kopfschmerzen oder Schwindelgefühl sprechen. Prinzipiell, sagt er, sind die Patienten, die ins Impfzentrum nach Elster gekommen sind, sehr entspannt. Da ihr Hausarzt teilweise selber die mit Biontech gefüllte Spritze setzt, sei sofort ein Vertrauensverhältnis vorhanden.
Persönliche Strategie
Diese Aussage kann Klaus-Dieter George, der bei Göbel Patient ist, nur bestätigen. „Mit unserem Doktor kann man auch über private Dinge reden“, sagt der 81-jährige Witwer, der sich als Diabetiker täglich selber spritzt und daher keine Angst vor dem Piks kennt. Da George aufgrund seines Alters zur Risikogruppe gehört, hat er sein Leben umgestellt. Er gehe nur spät abends einkaufen, „wenn der Laden leer ist“, Besorgungen werden strategisch geplant. „Ich bin immer vorsichtig gewesen“, lautet seine persönliche Strategie in puncto Minimierung der Ansteckungsgefahr.
Anita Schulze kommt aus dem Impfraum und fasst sich an den Arm. „War völlig schmerzlos“, sagt die 89-Jährige, die am 30. Mai ihren runden Geburtstag feiert. Die Rentnerin erzählt, dass ihr Sohn sie zum Impfzentrum gefahren hat und beide nachher noch zusammen Kartoffelsuppe mit Bockwurst essen. „Habe ich Sonntag schon vorgekocht“, sagt sie und erzählt weiter, dass sie froh sei, dass ihr Sohn sie so toll unterstützt. Anita Schulze habe sich nie groß Sorgen um Corona gemacht, doch den Alltag anders als vor der Pandemie geplant, um Kontakte weitestgehend zu vermeiden. Trotz ihrer 89 Jahre sei sie aber noch mobil. Die tägliche Runde mit dem Mischlingshund oder Gartenarbeit halten fit.
Durchdachter Ablauf
Bürgermeister Peter Müller (Freie Wähler) ist zufrieden. Der Ablauf im Impfzentrum funktioniert reibungslos. Jugendclub-Mitarbeiterin Sabine Hoffmann empfängt die über 80-Jährigen und deren Begleitung am Eingang und achtet auf die Einhaltung der Hygieneregeln, Susan Könnecke erledigt zusammen mit einem Oberstabsgefreiten aus Burg die Formalitäten, nach der Impfung durch Sylvia Gerloff oder Torsten Göbel plus einer kurzen Wartezeit übergeben zwei weitere Bundeswehrangehörige den soeben gegen Covid-19 Geimpften die Dokumente. Müller erzählt, dass insgesamt 840 Personen im Stadtgebiet von Zahna-Elster leben, die älter als 80 Jahre sind. Nach den Publikationen im Mitteilungsblatt haben sich bisher 465 für einen Termin angemeldet.
„Mit der Öffnung des Impfzentrums in Elster entlasten wir einerseits unsere Einwohner, die nicht mehr nach Wittenberg fahren müssen, andererseits nehmen wir dem Landkreis Arbeit bei der Bekämpfung der Pandemie ab“, so Müller, der selbst noch nicht geimpft ist. Der Ablauf im Impfzentrum an der Kegelbahn ist speziell auf ältere Menschen ausgerichtet. Einige erscheinen mit Gehhilfen oder Rollator, alles ist so getaktet, dass zu keinem Zeitpunkt Hektik aufkommt.
„Man kennt sich“, meint Susan Könnecke, die in Elster ein Reisebüro betreibt und seit 15. Januar in den Impfzentren mithilft. Aus diesem Grund legt sich bei den Impf-Patienten schnell jede Aufregung, wenn sie ein bekanntes Gesicht sehen. „Für unsere über 80-Jährigen ist das schon eine Herausforderung“, ist Susan Könnecke überzeugt und holt sich vom Oberstabsgefreiten zur Bestätigung ein Kopfnicken ab. (mz/Thomas Tominski)