Porzellaneum Annaburg Porzellaneum Annaburg: Mit Pulver und Porzellan

Annaburg - Im Annaburger Porzellaneum gibt es ein zusätzliches Angebot: Auf einem Teil der Ausstellungs- und Ladenfläche sind die traditionell in Prettin hergestellten Waschmittel „milwa“ und „piador“ zu finden.
Hersteller Jörn Schladitz war am Donnerstag bei der feierlichen Präsentation ein gefragter Gesprächspartner. Die Besucher wollten neben Auskünften zu den Produkten auch erfahren, wie es zu dieser Liaison gekommen ist: Porzellan aus Annaburg und Waschpulver aus Prettin – wie passt das zusammen?
Gerald Lexius vom Förderverein „Porzellaneum Annaburg“ veranschaulicht: „Unser Verein will nicht nur an die Tradition der Porzellanherstellung in Annaburg erinnern, sondern hier, wo bis zur Insolvenz im Juli 2015 mehr als 140 Jahre lang produziert wurde, ein lebendiges Industriemuseum aufbauen.“ Die Partnerschaft mit Schladitz sei ein erster Schritt dazu. Das solle zugleich als Signal an die politisch Verantwortlichen verstanden werden: „Wir brauchen Unterstützung beim Erwerb des Gebäudes“, betont er.
Jörn Schladitz macht kein Geheimnis daraus, dass ihm die Zusammenarbeit mit den „Porzellinern“ gut ins Firmenkonzept passt: „Viele Kunden kennen die Marken ,milwa’ und ,piador’ noch aus DDR-Zeiten. Wir produzieren diese Pulverwasch- und Reinigungsmittel nach wie vor direkt in Prettin.“
Leider gebe es sie bisher nur in Supermarktketten, die in Wittenberg und Torgau ansässig sind: „Doch machen wir uns nichts vor. Soweit fährt niemand wegen Waschmitteln!“ Das bekräftigt die 85-jährige Helga Geissler aus Annaburg: „Früher habe ich immer mit ,milwa’ gewaschen. Eine Zeit lang bin ich extra deshalb nach Prettin ins Werk gefahren, um dort einzukaufen. Aber das ist mir zu umständlich geworden. Schön, dass ich das Pulver jetzt hier in Annaburg bekomme.“
Jörn Schladitz informiert: „Einige Grundrezepturen stammen noch aus den 1960er Jahren. Sie haben sich über Generationen hinweg bewährt und werden aller zwei bis drei Jahre nach wissenschaftlichen Erkenntnissen überarbeitet. Natürlich sind unsere Produkte entsprechend der in Deutschland und der EU geltenden Gesetze umweltverträglich, und sie werden auch auf dieser Basis gefertigt.“
Das Prettiner Waschmittelwerk beschäftigt nach eigenen Angaben je nach Auftragslage bis zu 18 Mitarbeiter. Hergestellt werden neben den „Waschhelfern im Haushalt“ auch individuell angefertigte Spezialrezepturen für Großwäschereien. Insgesamt würden 80 Rezepturen für mehr als 400 Erzeugnisse gemischt, einige davon in Lohnarbeit.
„Unsere Jahreskapazität beträgt etwa 12.000 Tonnen. Ein Teil geht in den Export, wir beliefern unter anderem auch große Hotelschiffe“, sagt Schladitz. Dass er mit „Made in Prettin/Elbe“ und „Made in Germany“ werben kann, kommt bei vielen Geschäftspartnern gut an: „Vor allem ausländische Kunden schätzen die strengen Prüfkriterien in Deutschland. Sie wissen, dass sie bei uns nicht die Katze im Sack kaufen“, wertet er.
Die Kunden in Annaburg sollen bei der Auswahl der Produkte ebenfalls gut beraten werden. Deshalb haben Kerstin Schenke und Katharina Schulze, die Verkäuferinnen aus dem Porzellaneum, einen Spezialkurs im Hause Schladitz absolviert. Zu ihren ersten Kunden zählt Karsten Schmager.
Er überrascht mit folgender Nachricht: „Mein Großvater Alfred Eule war in den 1960er Jahren Hauptbuchhalter bei Schladitz.“ Außerdem, so lässt Schmager wissen, habe er als Schüler mit der Klasse spannende Betriebsführungen im Sintolanwerk erleben können: „Die Arbeit der Leute und das Werksgebäude haben uns jedes Mal tief beeindruckt.“
Eine solche Verbundenheit mit der Industriegeschichte der Region beflügelt die Aktivitäten des Fördervereins „Porzellaneum Annaburg“. Seit Donnerstag gibt es einen weiteren Anwärter für die aktive Mitarbeit. Jörn Schladitz hat seine Aufnahme beantragt: „Wenn der Verein das Gebäude dauerhaft übernehmen kann, werde ich mithelfen, den Charakter des Industriemuseums auszubauen“, versichert er. (mz)