Porzellan Porzellan: Über die Weltmeere

Annaburg/MZ - Unternehmen Sie gerne Kreuzfahrten? Wenn Sie auf dem MS „Mein Schiff 3“ unterwegs wären, dann könnten Sie von Geschirr speisen, das in Ihrer Heimatregion produziert wurde. In der Annaburg Porzellan GmbH wird Geschirr nach dem Auftrag für „Mein Schiff 3“ inzwischen für mehrere Pötte der Reederei TUI Cruises hergestellt. „Der Auftraggeber war seinerzeit von unserer Arbeit so begeistert, dass er das Porzellan auch bei sich zu Hause haben wollte“, erzählt Vertriebsmitarbeiterin Sabrina Löbnitz. Und flugs dehnte er den Auftrag auch auf die bereits über die Weltmeere schippernden Schiffe 1 und 2 aus. „Inzwischen ist schon ,Mein Schiff 4‘ im Bau“, so Sabrina Löbnitz, „dafür gestalten wir momentan die Ausstattung für ein Steakrestaurant.“
Nächstes Muster vor Abnahme
Die MZ-Reporter durften zwar schon mal einen Blick darauf werfen. „An sich ist das aber noch geheim“, warnt Annaburg-Porzellan-Geschäftsführer Michael Ploss. Dieser Tage steht die Abnahme der Entwurfsmuster durch die Auftraggeber an. Gibt es grünes Licht, startet die Produktion alsbald. „Die Auftraggeber kommen mit konkreten Vorstellungen zu uns und wir entwickeln daraus die Technologie, wir wir das fertigen können“, erläutert Ploss. Das kann sogar soweit gehen, dass den hiesigen Gestaltern Farbmuster von Wänden oder Teppichen des künftigen Restaurants übergeben werden, zu denen das Geschirr dann passen muss, ergänzt Sabrina Löbnitz.
Auf den Annaburger Hersteller aufmerksam geworden sind die Ausstatter von großen Geschäften in der Regel auf Messen. Sich dort zu präsentieren, ist für ein Unternehmen, wie das Annaburger, ein unbedingtes Muss. Die Porzellan GmbH ist ein so genannter Nischenproduzent. „Wir sind auch nicht unbedingt auf Massenproduktion angewiesen“, bestätigt Michael Ploss. Denn das ist genau der Umstand, der es Annaburg Porzellan leicht macht, selbst kleine Serien zu fertigen. „Allerdings hätten wir natürlich trotzdem gern den einen oder anderen größeren Auftrag, bei dem wir die Maschinen mal etwas länger durchlaufen lassen können und nicht gleich wieder umstellen müssen“, fügt Ploss an.
Inzwischen findet sich Annaburger Porzellan sogar weltweit in den Filialen von Gastronomieketten. Für einen Auftraggeber „mussten am 22. Oktober 2012 in 26 Ländern weltweit Becher mit den Städtelogos auf dem Tisch stehen“, erzählt Sabrina Löbnitz. So einen Auftrag punktgenau nicht nur produktionsseitig, sondern auch logistisch bewältigt zu haben, macht die Mitarbeiter solch eines mittelständischen Unternehmens natürlich stolz. Leider befindet sich auf der Unterseite der Geschirrteile eher selten das Logo des Annaburger Produzenten, sondern meist das des Auftraggebers.
Die vorrangige Kleinserienfertigung bringt es allerdings mit sich, dass unablässig um Folgeaufträge gerungen wird. Wenngleich Ploss bekundet, „die Auftragsbücher werden immer voll sein“. Trotzdem war die Firma in der Vergangenheit nicht davor gefeit, Phasen von Kurzarbeit zu durchleben. „Derzeit allerdings nicht“, so Ploss, der die Geschäfte gemeinsam mit seinem Vater Peter führt, der das Unternehmen nach der Wende privatisiert hatte. Intensivieren möchte er die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing. Diese Aufgabe hat vor einem dreiviertel Jahr die Wittenbergerin Julia Miersch übernommen. „Sie hat angefangen, die Werbetrommel zu rühren, Prospekte neu zu gestalten“, erklärt Ploss. Einen Teil des Annaburger Porzellanangebotes wird es ab 1. Juni auch in Wittenberg geben. Im neuen Ticket- und Souvenirladen in der Schlossstraße gibt es dann eine größere Präsentation. „Dort wird auch am Sonntag geöffnet sein“, informiert der Geschäftsführer. Für die aktuell laufende Grillsaison gibt es jetzt passendes Geschirr als besonderes Angebot, ergänzt er.
Nachwuchs ist Sorgenkind
Ungewohnte Wege hat Ploss derweil in puncto Nachwuchsgewinnung nehmen müssen. Daran hapert es nämlich beim einzigen Porzellanproduzenten in Sachsen-Anhalt. „Weil wir keine Auszubildenden gefunden haben, hatte ich schon Facebook genutzt“, so Ploss. Mit Erfolg, wie er einschätzt. Ein bis zwei Auszubildende hätte er freilich gerne noch für das Annaburger Werk geworben.