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Polizist und Chorleiter Polizist und Chorleiter: Jessener Heinz Geisler singt aus Leidenschaft

Von Ute Otto 30.06.2020, 08:57
Sein Beruf und das Singen sind die Leidenschaften von Heinz Geisler.
Sein Beruf und das Singen sind die Leidenschaften von Heinz Geisler. E. Jochade

Jessen - In normalen Zeiten widmet Heinz Geisler viele Stunden seiner Freizeit dem Chorgesang. Der 60-jährige Polizist, Regionalbereichsbeamter in Jessen, leitet drei Chöre. Montags probt er mit den Sängern in Listerfehrda, mittwochs am Nachmittag in Seyda und am Abend noch mit dem Forstlichen Gesangverein in Annaburg. Zur Vorbereitung des Repertoires „bringe ich außerdem noch viel Zeit im Internet zu, um passende Chorsätze herauszusuchen“.

Wenn er von manchen Liedern, die er mit seinen Sängern gerne einstudieren möchte, nur Sätze für reine Männer- oder Frauenchöre findet, „schreibe ich den Chorsatz selbst“.

Gelernt hat er das in der Musik-Akademie Schloss Michaelstein in Blankenburg. „Ich habe bis dahin nur Gitarre gespielt“, erzählt er. „Da musste ich auch noch Klavier lernen.“ Den Ausgangston, den er an die Stimmgruppen weitergibt, „nehme ich aber immer von der Stimmgabel ab“.

30 Jahre ist es her, dass er eine Chorgemeinschaft suchte und er beim Forstlichen Gesangverein Annaburg landete. Den leitete seinerzeit Franz Jurisch, und der wollte seinen Nachfolger langfristig heranziehen. So ist Geisler zunächst zum Lehrgang als Chorassistent gekommen. „Ich bin dankbar, dass ich das von der Pike auf lernen konnte. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich sehr tapsig herangegangen.“

Für den Abschluss als Chorleiter brauchte er einen Probenchor und just zu der Zeit wurde für das Seydaer Ensemble ein Dirigent gesucht. „Es war schrecklich am Anfang“, erinnert sich Geisler. „Ich kam mit dreistimmigen Sätzen, aber die Seydaer wollten einfach nur singen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.“ Da sei ihm irgendwann der Kragen geplatzt. „Ich hab gesagt, wer mit mir singen will, macht das jetzt mit, wer nicht, kann für sich alleine weiter singen.“ Letztlich habe es doch funktioniert.

Als Chorleiter-Assistent habe er auch in Annaburg anders agiert als der alte Hase Franz Jurisch. „Da waren wir manchmal sogar konträr in unseren Methoden. Aber wir haben uns immer geachtet.“ 2002 hat Geisler dann das Dirigat übernommen. Er und Franz Jurisch blieben bis zum Tode des Ehrenmitglieds vor einigen Monaten in Verbindung. Auch zu dessen Witwe hat Geisler noch Kontakt. Zum Listerfehrdaer Chor kam er über seine Lebensgefährtin, die in dem Ensemble mitsingt. Als Sabine Hirsch nach ihrem 70. Geburtstag die Leitung abgeben wollte, hieß es kurzerhand „Das kann der Heinz doch machen.“

Geisler weiß, dass die Existenz eines Chores über kurz oder lang davon abhängt, dass es jemanden gibt, der versiert den Ton angeben kann. Deshalb konnte er nicht Nein sagen. Freude machten ihm alle drei Chöre, betont er. Auch wenn er sagt, dass er wegen der coronabedingten Auszeit von den Sangesfreunden zurzeit „etwas entspannter lebt“ und er mehr Zeit habe, seinem Sport - Rennrad fahren und Laufen bis zum Marathon - zu frönen, sie fehlten ihm doch.

Wer ihm die Freude am Singen in die Wiege gelegt hat, weiß er nicht. „Meine Eltern haben leider nicht gesungen. Aber ich hab mich schon immer gern vor anderen produziert.“ Wenn er in der Jugend mit der Klampfe am Lagerfeuer sang, himmelten ihn die Mädchen an. Die Musik zum Beruf zu machen, die Frage stand für ihn nie. „Ich wollte Polizist werden.“ Wenn er als singender Polizist in Kindergärten auftritt, hängen ihm die Kleinen an den Lippen. (mz)