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Plossig Plossig: Museumstag begeistert Besucher

Von Gabi Zahn 03.05.2017, 18:10
Jedes Detail wollen die Fans der historischen Standmotoren in Augenschein nehmen.
Jedes Detail wollen die Fans der historischen Standmotoren in Augenschein nehmen. G. Zahn

Plossig - An den Straßenrändern und auf der benachbarten Wiese sind kaum noch freie Parkplätze auszumachen: Der Museumstag in Plossig und das Standmotorentreffen locken etwa 300 Besucher herbei, mehr als der Ort Einwohner hat. Die steilen Stufen hoch zum Dorfmuseum bestehen einen Härtetest.

Seit 15 Jahren präsentiert der Heimatverein unterm Scheunendach eine Ausstellung, die das ländliche Leben in früheren Zeiten widerspiegelt und außerdem noch Einblicke in die Regionalentwicklung gibt. Monika und Reinhard Schuster aus Elsterwerda nehmen sich viel Zeit dafür. Beide waren nie zuvor in Plossig. „Wir haben in der Zeitung von diesem Museumstag gelesen, sind hergefahren und angenehm überrascht. Das erzählen wir weiter“, schwärmt die Besucherin.

Harald Besser aus Gorsdorf hat Kurs auf den hinteren Teil des Hofes genommen. Der Tüv-Mann ist nicht im Dienst und spaziert mit Gleichgesinnten zwischen tuckernden, zischenden und dampfenden Technik-Veteranen umher. Den prüfenden Blick kann er freilich nicht ablegen und bekundet: „Respekt vor den einstigen Konstrukteuren und dem Enthusiasmus ihrer heutigen Besitzer! Ich vermute, dass ein Großteil der ausgestellten Standmotoren die technische Überprüfung bestehen würde.“

André Freitag hat zum siebenten Mal die Eigentümer von solch robusten Kraftprotzen nach Plossig geholt - aus dem angrenzenden Elbe-Elster-Land, aber auch aus Berlin, Luckenwalde, Meißen, Riesa und Großenhain. Mitgebracht haben sie 41 Standmotoren aus dem landwirtschaftlichen und industriellen Bereich, 20 Traktoren, einen Lkw, zwei Pkw und 18 Zweiräder.

Einige Fahrzeuge sind auch bei einer Ausfahrt zu bewundern. Laien und Freaks stecken gleichermaßen interessiert ihre Nasen unter blank geputzte Motorhauben. Mancher sinkt gar vor den Uralt-Dieselrössern auf die Knie: Jedes Detail aus der Nähe betrachten und staunen, wie ein „Rädchen“ ins andere greift und Kraft produziert wird - das will sich niemand entgehen lassen.

Helmut Fischer aus Jüterbog bekundet: „So nah kommt man modernen Motoren heutzutage leider nicht mehr. Das Herumschrauben wird von vornherein von den Herstellern verhindert.“ Schmunzelnd deutet der Senior auf den zwölfjährigen Enkelsohn: „Seit wir hier sind, hat er sein Handy nicht mehr angeschaut.“

Zwei Christoph-Motoren sind besonders dicht umzingelt: „In Ostdeutschland gibt es lediglich fünf funktionierende Maschinen dieses Fabrikats. Dass zwei davon heute in Plossig sind, ist schon eine tolle Sache“, freut sich André Freitag. Eines dieser Exemplare wird derzeit unter seiner Regie flottgemacht. Es stammt aus der Schweinitzer Bockwindmühle und gehört dem Plossiger Mühlen- und Dampfmaschinenverein.

Dessen Vorsitzender Wilfried Pötzsch hat mit Professor Henry Bergmann aus Magdeburg und Helmut Notzke aus Halle sogar zwei ausgewiesene Mühlenexperten für den Plossiger Aktionstag interessieren können. Sie besuchen auch das nahe Dampfsägewerk von Familie Schmidt. Der Shuttleverkehr per Trecker oder B 1000 sorgt für freudiges Magenkribbeln.

(mz)