Neupflanzungen in Wittenberg Neupflanzungen in Wittenberg: Plädoyer für Hecken

Jessen/Wittenberg - Der Landschaftspflegeverband (LPV) Wittenberg sucht geeignete Flächen zur Anpflanzung von Hecken.
„Das können Splitterflächen sein, an die man ansonsten maschinell schwer herankommt, Kuppen, auf denen die Bodendecke zu dünn ist für Ackerbau, Wegeränder, trockene Stellen“, nennt Silvia Beiche, Mitarbeiterin des LPV einige Beispiele. Der Landesjagdverband stellt finanzielle Mittel für die Pflanzung zur Verfügung, das betrifft laut Beiche die Sachkosten, „also Vorbereitung der Flächen, die Pflanzware und die Zäune für den Schutz der jungen Gehölze“. Letzteres nicht nur, weil diese in den ersten Jahren besondere Leckerbissen für Wildtiere sind, sondern auch, damit sich Hasen, Fasane, Vögel wie Lerche, Neuntöter und Grasmücke sowie Insekten und Reptilien schon ungestört dort ansiedeln können.
Auf der Roten Liste
In manchen Regionen stehen Feldhase, Fasan, Wachtel und Rebhuhn schon auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Deshalb auch engagieren sich die Weidmänner dafür. Dabei ist es nicht ihr Verschulden, dass sich Hasen und Rebhühner rar machen. Durch die großflächige Landwirtschaft ist ihr Lebensraum zerstört worden, eben weil die Hecken zurückgedrängt wurden. „Auch der Kreis Wittenberg hatte früher viel mehr Heckenstruktur“, weiß Beiche.
Der Landschaftspflegeverband Wittenberg wurde als eingetragener Verein 1995 gegründet. In ihm wirken Landwirte, Kommunen und Naturschützer zusammen, deren Ziel der Erhalt der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft auf der Grundlage einer nachhaltigen Landbewirtschaftung ist.
Schwerpunkte der Verbandsarbeit sind die Planung, Koordinierung und Umsetzung von Landschaftspflegemaßnahmen, die Unterstützung bei Ausgleichsmaßnahmen und die naturschutzfachliche Beratung von Flächen- eigentümern und Landbewirtschaftern. Zum Erhalt der Arten- und Biotopvielfalt werden z. B. Streuobstwiesen saniert, Kopfbaumbestände und Wiesen gepflegt. Zu den Aufgaben gehört weiterhin die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. So bietet der Verband etwa Gehölzschnittseminare und Obstbestimmungskurse an und für Kinder und Jugendliche Wald und Wiesenführungen.
Verschwunden sei die nicht nur durch die Zusammenlegung von Flächen ab Anfang der 1960er Jahre in der DDR. Sondern auch, weil Hecken, die seinerzeit an Feldrainen noch angelegt worden sind, nicht gepflegt wurden. Beredtes Zeugnis dafür sei eine Pappelallee im Seydaer Land - die Bäume wurden damals in das Zentrum des Schutzstreifen gepflanzt, dann aber nicht mehr geschnitten, so dass sie am Fuß nicht neu austreiben konnten, sondern in die Höhe wuchsen.
Auch Wildkräuter wichtig
Bäume wie Erle und Eberesche und andere einheimische Gehölze bilden auch heutzutage das Zentrum des etwa fünf Meter breiten Heckenstreifens. Gesäumt werden diese z.B. von Hundsrosen-, Schlehen-, und Weißdornsträuchern. Und dann sollte noch Platz sein für den Krautsaum, sind doch die Wildkräuter eine wichtige Nahrungsquelle für die Heckenbewohner. Für die Landwirte seien sie freilich das Problem.
Hecken müssen regelmäßig geschnitten werden
Auch die Hecken in der Flur brauchen regelmäßige Schnitte, so Beiche. Doch im Unterschied zum Trimmen einer Gartenhecke muss er punktuell erfolgen, so dass einerseits Störendes entfernt und andererseits erwünschter Austrieb gefördert werden. Gerade deshalb werden Flächeneigentümer gesucht, „die das wirklich wollen“, so Beiche. Auch die Pflanzarbeit beim Neuanlegen der Hecke ist nicht Bestandteil der Förderung. Der Landschaftspflegeverband, der sich gleichfalls in der Umweltbildung engagiert, könnte dafür Projektpartner gewinnen, Schüler und Studenten etwa.
Außer dass er einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität leistet, bringen Hecken letztlich auch dem Eigentümer Nutzen. „Hecken schützen Felder und Grünflächen vor Wind und Wasser. Sie verhindern, dass Mutterboden verweht und abgespült wird, und halten Saatgut und Dünger dort, wo sie hingehören“, so Beiche. „Alles Sachen, die sich sehr positiv auf die Flächen auswirken.“