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„Es war cool, dass wir bei etwas Nützlichem mithelfen konnten“ Mit Papier-Kranichen gegen den Krieg in der Ukraine

Bastelprojekt bringt 1.300 Euro, die Flüchtlingskinder beim Lernen unterstützen sollen.

Von Annette Schmidt 06.10.2022, 10:00
Angela Demele und Bürgermeister Stefan Schmidt (r.) überreichen an den Schulleiter der Annaburger Sekundarschule, Matthias Weiß (l.), knapp 1.300 Euro aus ihrer Kranich-Spendenaktion für die Ukraine.
Angela Demele und Bürgermeister Stefan Schmidt (r.) überreichen an den Schulleiter der Annaburger Sekundarschule, Matthias Weiß (l.), knapp 1.300 Euro aus ihrer Kranich-Spendenaktion für die Ukraine. Foto: Annette Schmidt

Annaburg/MZ - Gegen den Krieg, für Frieden und Demokratie - unter diesem Motto falteten Schüler der Sekundarschule Annaburg etwas mehr als 1.000 Kraniche. In allen erdenklichen Farben und Mustern hängen die Friedenssymbole in den Gängen des Schulgebäudes. Das erhoffte Ziel von Schülern, Lehrern und Initiatorin Angela Demele war es, mit dem Verkauf der kleinen Origamikunstwerke Spenden für die Ukraine zu sammeln (die MZ berichtete). Am gestrigen Mittwoch überreichten Angela Demele und Annaburgs Bürgermeister Stefan Schmidt (Freie Wählergemeinschaft Annaburg) gemeinsam knapp 1.300 Euro Spendengelder an den Schulförderverein.

406 Kraniche verkauft

Begonnen hatte das Projekt vor gut fünf Monaten. Hobbybastlerin Angela Demele kam in die Schule und brachte den Schülern die Falttechnik bei, mit der aus einem einfachen Stück Papier ein Vogel entsteht. Auslöser für das Friedensprojekt waren die schrecklichen Kriegsbilder aus der Ukraine. Angela Demele wollte diese verarbeiten und Gutes tun. So wandte sie sich an Simone Gückel, die als Lehrerin an der Sekundarschule tätig ist.

Schnell waren beinahe alle Klassen in das Projekt einbezogen. „Frau Gückel hat jeden Unterricht mit den Hinweis auf die Kraniche begonnen“, erinnert sich Lena-Yvonne Woydarski. Die 15-jährige Neuntklässlerin bastelte fünf Kraniche, von denen sie einen im Schulflur wiederentdeckt hat. Ihre Klasse, die 9a, nutzte die Klassenleiterstunde, um das Projekt zu unterstützen. Neben dem Falten der Kraniche setzten sich die Schüler in der Zeit mit dem Krieg und den Folgen auseinander.

„Es war cool, dass wir bei etwas Nützlichem ein bisschen mithelfen konnten“, sagt Jonas Saalmann, der ebenfalls die Klasse 9a besucht und drei Kraniche beisteuerte. Was das Basteln betrifft, sind sich der 14-Jährige und seine Klassenkameradin Larissa Lehmann einig. Es habe mal Spaß gemacht, aber zu ihrem neuen Hobby wird es nicht werden. Ganz anders empfindet es Angela Demele, die eigenhändig über 1.000 Kraniche gefaltet hat. Für sie sei Origami wie eine „positive Sucht“. Die Gastronomin nutzte jede freie Minute für das Projekt. „Ich habe insgesamt 406 Kraniche verkauft“, so die Chefin des Labruner Restaurants „Zur Erholung“.

Zu Beginn der Aktion sei die Nachfrage nach den bunten Vögeln groß gewesen, berichtete sie von ihren Erfahrungen. Viele hätten gerne die Aktion unterstützt. Sie erinnert sich an Gäste, die statt dem gewünschten Euro das dreifache gaben.

Doch mit jeder Woche, die der Krieg andauert, schwinde die Spendenbereitschaft. Ähnliche Erfahrungen hat auch Bürgermeister Stefan Schmidt gemacht, der im Rathaus ein Behältnis mit den Kranichen aufgestellt hatte. Wie viel genau die Stadt beisteuert, kann das Stadtoberhaupt nicht sagen, da die Box versiegelt ist.

Aktion geht weiter

Und so wie es aussieht, wird sie das noch eine Weile bleiben. Denn Schulleiter Mathias Weiß, der im Namen des Schulfördervereins die Spenden entgegennimmt, hat Pläne, die Aktion noch auszudehnen. In den Etagen hängen längst nicht alle Kraniche der Schüler. Seine Idee ist, die verbliebenen Gebilde zum Tag der offenen Tür der Sekundarschule, am 19. November, und am Stand der Schule beim Weihnachtsmarkt, am zweiten Advent, anzubieten. „Wir haben fünf ukrainische Schüler“, sagt Weiß.

Mit den Spenden sollen nicht nur diese Kinder mit Schulmaterialien unterstützt werden. „Wir wollen eventuell Gutscheine und Lernsoftware besorgen“, sagt Matthias Weiß und denkt dabei an Deutsch-Sprachkurse.