Mietnomaden Mietnomaden: Spur der Verwüstung in Mietwohnung Annaburg

Annaburg - Attraktiven Wohnraum zu günstigen Preisen bereit zu stellen, das ist der Anspruch von Carmen Stets. Die Norddeutsche vermietet seit vielen Jahren in ihrer ehemaligen Heimatstadt Annaburg mehrere Wohnungen und hatte dabei bislang nie Schwierigkeiten. „Kleinere Probleme gibt es immer, aber die sind nichts im Vergleich zu dem jetzt Erlebten“, verdeutlicht sie.
Seit fast zwei Jahren ficht Stets einen Kampf gegen ihren Mieter K. (Name geändert) aus, dessen Grundverständnis von Anstand und Moral sie in Frage stellt. Einige Jahre schon ist der Mann als Mieter in einem von Carmen Stets Häusern gemeldet.
In dem Annaburger Gebäude befinden sich zehn Wohnungen. K. bezog hier vor längerer Zeit mit seiner damaligen Freundin eine Zweiraumwohnung, 60 Quadratmeter mit Laminatboden und großem Fenster in jedem Zimmer. Während das Mietverhältnis beider Parteien anfänglich ohne Probleme verlief, blieben die Mietzahlungen ab 2015 aus. Monatlich hatte K. 308 Euro an Stets zu überweisen.
Noch im Vertrauen auf eine Änderung seines Handelns, reagierte Stets nicht sofort mit rechtlichen Mitteln. Doch schon bald zeigte sich, dass K. keineswegs nur einen finanziellen Engpass hatte, sondern offenbar mit Kalkül handelte. „Bis heute habe ich noch keinen Cent der vereinbarten Miete erhalten, so dass die Außenstände inzwischen auf etwa 4000 Euro angewachsen sind“, rechnet Carmen Stets vor.
Doch damit nicht genug. Briefe und Mahnungen seiner Vermieterin ignorierte K. konsequent. Auch die Energieversorger werden von K. in dieses Handeln mit einbezogen. Strom und Gas für die Heizung wurden ihm daher gekappt, was K. aber, so ein weiterer Vorwurf, nicht daran hinderte, sich beide Medien auf illegalem Weg zu besorgen. Seit Anfang April hat Carmen Stets genug von diesem Spiel. Mit Nachdruck versuchte sie K. zu erreichen, was ihr vor zwei Wochen telefonisch gelang. In dem Gespräch mit der Vermieterin versicherte K., die Wohnung so schnell als möglich zu räumen.
Leere Worte, wie sich nun zeigt. „Als ich eines Tages wieder vor der Tür stand, stach ein beißender Geruch aus der Wohnung heraus. Daraufhin habe ich sie unter Zeugen öffnen lassen“, berichtet sie. Was Stets dann zu sehen bekam, lässt sich für sie kaum noch in Worte fassen. „Die Wohnung war ein einziges Dreckloch, Müll türmte sich in jedem Zimmer, am Kühlschrank tummelten sich Maden.“
Zudem habe K., der jetzt angeblich bei seiner Mutter in einem Dorf gemeldet ist, Steckdosen und Lichtschalter abmontiert, sämtliche Türklinken und -schlösser mitgehen lassen sowie die Badewanne ruiniert. In der hatte er vermutlich sein Fahrrad mit Azeton gereinigt. Zu den Mietschulden kommen so noch einmal etwa 3000 Euro Schaden.
Ihrem Unmut machte Stets im Internet Luft. „Ich wollte zeigen, was K. vom Eigentum anderer hält und andere Vermieter auf ihn aufmerksam machen“, begründet sie ihren emotionalen Schritt. Geld, das K. nicht für die Miete hatte, brachte er allerdings für einen Anwalt auf. Der wiederum sieht es als seine Pflicht an, von Carmen Stets wegen Verleumdung Schmerzensgeld zu verlangen.
Derzeit ist ein Annaburger Unternehmen damit beschäftigt, die Wohnung zu beräumen. Danach soll der Kammerjäger seine Arbeit verrichten. „Ich hoffe, dass dies das einzige Mal bleibt, dass ich so etwas erleben muss“, sagt Carmen Stets, wohl wissend, dass ihr Gefecht mit Mieter K. noch längst nicht zu Ende ist. (mz)