Mathematik-Talent aus Jessen Mathematik-Talent aus Jessen: Michael Wagner, der junge Zahlenakrobat

Jessen - „Ein bisschen enttäuscht war ich, weil ich eigentlich immer gewinnen und das Beste erreichen möchte“, sagt der zehnjährige Michael Wagner über seine Erfolge bei der jüngsten Mathematikolympiade. Diese Einschätzung scheint für Nicht-Mathegenies wenig verständlich, schließlich hat der Viertklässler, der die Max-Lingner-Grundschule in Jessen besucht, bei dem landesweiten Wettbewerb in Halle gleich doppelt abgeräumt: Einmal den dritten Preis und zusätzlich den Sonderpreis der Industrie- und Handelskammer (IHK) für besonders einfallsreiche und gut strukturierte Lösungsansätze.
„Mathe ist einfach meine Leidenschaft“, sagt der Zehnjährige, der sich selbst im Vergleich zu seinen Mitschülern als Sonderling bezeichnet. Gerade deshalb, so Michael weiter, war es schön, bei der Matheolympiade in Halle auf Gleichgesinnte zu treffen. Zwei Stunden Zeit hatten Michael und seine 40 Mitstreiter, die sieben Aufgaben zu lösen.
Zeitprobleme
Für die fünfte Aufgabe, eine Sachaufgabe, hat Michael den Sonderpreis und viel Lob vom Korrektor bekommen. Leider habe dann die Zeit für die letzten beiden Aufgaben nicht mehr gereicht: „Ich habe mich darum entschieden, bei beiden jeweils die Hälfte zu machen, um noch so viele Punkte wie möglich zu bekommen“, erklärt er seine Taktik.
Am Ende gab es 30 von 42 Punkten. Etwas enttäuschend für Michael, schließlich hatte er bei seiner ersten Teilnahme im letzten Jahr den zweiten Preis bekommen, eine super Leistung in den Augen seiner Mutter: „Dafür, dass du für die letzten beiden Aufgaben nur zehn Minuten Zeit hattest, und dann sogar noch den dritten Preis bekommen hast, da bin ich super stolz auf dich“, lobt Ragna Wagner ihren Sohn.
Lieber Zahlen als Spiele
Seine mathematische Begabung zeigte sich bereits vor der Schulzeit. „Richtig gemerkt habe ich es im letzten Kindergartenjahr. Da hat er sich schon lieber mit Zahlen beschäftigt als mit Spielsachen“, erinnert sich Ragna Wagner.
Und das hat sich bis heute nicht geändert. Der Besuch im Spielzeugladen im Anschluss an die Matheolympiade hat lediglich bei Michaels kleinem Bruder Aaron für Freude gesorgt. Während andere Kinder rumtoben, widmet Michael sich seiner Zahlenwelt.
„Er spielt auch gerne mit seinem Bruder oder Schach mit seinem Opi“, erklärt die Mutter. Aber er habe einfach sehr viel Freude an Zahlen und am Rechnen.
Als Mathegenie bezeichnet ihn seine Familie zwar nicht, dass er aber eine außergewöhnliche Begabung hat, ist wohl offensichtlich. In der zweiten Klasse habe er seine Eltern förmlich angebettelt, ihm das schriftliche Addieren und Subtrahieren beizubringen, erzählt Ragna Wagner.
Kompliziert ist gerade gut
Mittlerweile beherrscht er Bruchrechnen aus dem Effeff, versteht die binomischen Formeln und liebt abstrakte Aufgabenstellungen. Momentan befasst sich Michael mit dem Euler-Produkt, einer so komplexen Rechnung mit Potenzzahlen, Brüchen und der Konstante Pi, dass Ragna Wagner nicht mehr versteht, was ihr Sohn ihr versucht zu erklären.
Solche Sachen bringt er sich mittlerweile alleine bei. „Als mir langweilig war, habe ich im Internet nach mathematischen Formeln gesucht und die gefunden. Die sah kompliziert aus und deswegen fand ich die dann interessant“, erklärt Michael.
Die Leistungen in den übrigen Fächern leiden nebenbei bemerkt keineswegs. Zufrieden mit seinen Zeugnisnoten ist Michael allerdings noch nicht: „Mein Ziel ist es, die Urkunde zu bekommen, die verliehen wird, wenn man in jedem Fach eine Eins hat“, erklärt er.
Momentan stehe er in Gestalten auf zwei und in Sport „nur“ zwischen zwei und drei. Zum neuen Schuljahr wechselt Michael auf das Jessener Gymnasium. Dabei hoffen Wagners auf die Wiederbelebung der Mathematik-AG. Die Teilnahme bei der nächsten Olympiade steht schon fest. (mz)