Luftwaffe Luftwaffe: Mit Leidenschaft im Hubschrauber-Cockpit

Holzdorf/MZ - Mario Lehmann ist Pilot aus Leidenschaft. Der 35-Jährige lebt seinen Traum, seit er unmittelbar nach dem Abitur den Weg zur Bundeswehr fand. Um jedoch weiter fliegen zu dürfen, gilt es für ihn zur Zeit mehr denn je, die Schulbank zu drücken.
Lautlos hebt der Helikopter vom Boden ab, schwebt ohne Rotorengeräusch über die Start- und Landebahn des Fliegerhorstes Holzdorf, um dann nach einem leichten Schwenk im Umland zu verschwinden. Kein Wind umgarnt die Maschine, kein Baumwipfel gibt dem Sog des Helis nach. Piloten, die sich derart ruhig durch die Luft bewegen, sind hoch konzentriert, ihr Cockpit gleicht aber nur ansatzweise dem eines echten Helikopters. Schon einmal, 2001, als Mario Lehmann seine fliegerische Karriere begann, hob er ähnlich lautlos vom Boden ab. Wie alle Flugschüler der Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg musste er unzählige Stunden am Flugsimulator verbringen, ehe die erste „echte“ Flugstunde auf dem Trainingsplan stand. An die kann sich der heutige Major noch gut erinnern. „Meine Pilotengrundausbildung absolvierte ich auf einer Alouette 2, wegen ihrer Bauweise scherzhaft auch ,Fliegender Gittermast’ genannt. Trotzdem - ein tolles Gefühl damit abzuheben“, blickt er zurück. Den beruflichen Arbeitsalltag des studierten Elektro- und Informationstechnikers bestimmte jedoch ein anderes Modell. Fünf Jahre nach dem Grundlehrgang erhielt Lehmann eine Musterausbildung auf der UH-1D, jenem Hubschrauber, der viele Jahre auch über Holzdorf kreiste und als Rettungsmaschine noch immer im Einsatz ist.
Einsätze im Ausland
Den gebürtigen Herzberger brachte dieser Helikopter unter anderem zu drei Einsätzen in den Kosovo. Als Militärpilot führte er in diesem Krisenherd Europas beispielsweise medizinische Rettungsflüge durch, transportierte Menschen und Material. Die Erfahrungen, die er dabei sammelte, sind für ihn bis heute von unschätzbarem Wert. „Ein Einsatz im Ausland führt dich mitunter an Grenzen, die der normale Dienst nicht aufzeigen kann“, sagt er. Das Fliegen im Kosovo, ergänzt Mario Lehmann, habe ihn aber auch in seiner Einsicht bestärkt, beruflich die richtige Wahl getroffen zu haben.
Dazu gehört für ihn auch der Wechsel der Teilstreitkraft. 2010 entschloss sich Mario Lehmann die Heeresuniform abzulegen und sich der Luftwaffe anzugliedern. Für ihn in mehrfacher Hinsicht ein logischer Schritt. „Die Fliegerei in der Luftwaffe gefällt mir persönlich wesentlich besser“, sagt er. Der Wechsel ermöglichte es ihm auch, seiner Heimatstadt Herzberg näher zu kommen. Als Luftwaffensoldat konnte er die Versetzung nach Holzdorf beantragen. 2010 war für Mario Lehmann ein gutes Jahr. Seiner Versetzung wurde ebenso stattgegeben wie seinem Antrag zur Übernahme als Berufssoldat.
Als Pilot, aber auch als Offizier, der Ausbildungstechnologien für fliegerische Lernprogramme mit entwickelte, fasste Mario Lehmann am neuen Standort schnell Fuß. Er qualifizierte sich als Stabszugführer und übernahm die Funktion des Flugsicherheits-Stabsoffiziers der Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64. Ein Job mit gehöriger Verantwortung. Immerhin zeichnet er damit für die Flugsicherheit am Fliegerhorst verantwortlich, koordiniert im Ernstfall Notdienste wie Feuerwehr, Crashcrew und Sanitäter, oder agiert als Projektoffizier bei der alle zwei Jahre in Holzdorf stattfindenden Internationalen Segelflugmeisterschaft. „Ich kann nicht behaupten, Langeweile zu haben“, scherzt er.
Zusätzlich frischen Wind in seinen Arbeitsalltag brachte die Neuausrichtung der Bundeswehr. Die UH-1D wurde durch die Führung der Bundeswehr in Rente geschickt, stattdessen ziehen in den kommenden Jahren 20 CH-53 in Holzdorf ein. Vier Maschinen sind bereits da. Helikopter, die in den vergangenen Monaten durch die Industrie technisch enorm aufgewertet wurden. Auf diesen CH-53 GA werden Piloten wie Mario Lehmann umgeschult.
Im ersten Lehrgang
Er gehört dem ersten Lehrgang an, in dem Piloten Platz nehmen, die zuvor noch nie CH-53 geflogen sind. „Verglichen mit der UH-1D sind das Welten“, gibt Mario Lehmann offen zu. Allein das Abfluggewicht, das bei der UH-1D noch 4,3 Tonnen, bei der CH-53 aber 19 Tonnen beträgt, spricht dafür. Darüber hinaus liegen zwischen der Cockpitausstattung beider Maschinen gehörige Dimensionen. Das Cockpit der CH-53 GA kommt dem des hoch modernen NH90 sehr nah, die Triebwerke sind leistungsstärker als im Vorgängermodell. Digitaler Fortschritt geht hier mit analoger Alttechnik eine gelungene Fusion ein.
Bis Ende Februar, so die aktuelle Planung, soll die Umschulung der zwölf Lehrgangsteilnehmer in Theorie und Praxis abgeschlossen sein. Wenn Major Mario Lehmann alle Prüfungen besteht, woran es keinen Zweifel gibt, bieten sich ihm gewaltige fliegerische Herausforderungen. Gleichzeitig muss er sich aber auch darüber im Klaren sein, bei künftigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr oder zur Bewältigung von Naturkatastrophen weltweit bereit stehen zu müssen. Deutsche CH-53 unterstützten bereits Helfer bei Erdbeben in Pakistan, Waldbränden in Griechenland oder bei Hochwassereinsätzen.
Beruflich, aber auch privat ist Mario Lehmann angekommen. Gemeinsam mit seiner aus Hamburg stammenden Freundin Tina will er sich jetzt in Herzberg ein Haus kaufen. Für ihn der logische Schritt zur Sesshaftigkeit. „Ich bin aus der Region und fühle mich ihr eng verbunden. Hier sind meine Wurzeln, deshalb gehöre ich hierher.“
