Lockerung in den Kitas Lockerung in den Kitas: "Eingeschränkter Regelbetrieb" ist neuer Alltag
Klöden - In der Kindertagesstätte „Marienkäfer“ in Klöden wird derzeit, wie auch in allen anderen Kindertagesstätten im Land, der „eingeschränkte Regelbetrieb“ praktiziert. Unter gewissen Einschränkungen und Auflagen dürfen wieder alle Kinder in die Einrichtungen gehen.
Was das für den Alltag in den Einrichtungen bedeutet, merkt die Reporterin der MZ gleich zu Beginn des Vor-Ort-Termins in Klöden. Leiterin Doreen Hanitzsch empfängt die MZ am Eingangstor und dreht den Spieß um. „Heute bin ich erstmal dran, mit dem Fragenstellen“, sagt sie und stellt die derzeit üblichen Gesundheitsfragen, erklärt die Abstands- und Hygieneregeln der Kita. Dann geht es auf in den Garten zu den Kindern. Die machen sich gerade auf den Weg ins Beet. Die Vorschüler ernten die reifen Erdbeeren, die kleineren suchen den Kartoffelkäfer.
Zusammen spielen ist tabu
Die Gruppen müssen genügend Abstand untereinander einhalten, erklärt Hanitzsch. Vor der Corona-Pandemie durften alle miteinander spielen. „Das ist auch aus pädagogischer Sicht wichtig. So können sie voneinander lernen“, sagt Hanitzsch, die es somit bedauert, dass das derzeit nicht möglich ist. Ebenfalls nicht gut findet sie die Regelung, dass die Kinder jetzt nicht mehr in Eigenverantwortung den Tisch decken und sich selbst das Essen auf den Teller geben dürfen. „Da geht Selbstständigkeit verloren.“ Immerhin erlernen die Kinder wichtige Fähigkeiten dabei.
„Jetzt haben wir eine andere Form von Alltag“, meint die Leiterin. Die Öffnung für alle, findet sie, ist für die Kinder sehr wichtig. Die Zeit zur Vorbereitung und Umsetzung der neuen Vorschriften sei aber viel zu kurz gewesen. Die Eltern müssen ihre Kinder nun im Flur verabschieden. Das sei vor allem den Krippenkindern anfangs schwer gefallen. Außerdem mussten Lösungen geschaffen werden, wie die zwei Kita-Gruppen, ohne sich zu begegnen, das gemeinsame Bad und die Garderobe nutzen können. „Da war viel Absprache im Team nötig.“
Die vierjährige Mila hat davon nichts mitbekommen. Sie war zuletzt viele Wochen zu Hause. „Das war richtig blöd und langweilig“, meint sie. Sie spiele viel lieber mit ihrer Freundin, als allein zu Hause. Das Schaukeln macht ihr am meisten Spaß, erzählt sie und schwingt sich gleich auf eine - Nele schiebt sie an. Julien spielt derweil mit seinem Kumpel mit den Tretautos. Er war häufig in der Notbetreuung. Spaß gemacht habe das nicht so richtig. „Ich spiele am liebsten Lego. Das macht am meisten Spaß, wenn ich das mit meinen Freunden spiele.“
Auch im „Haus der kleinen Elbspatzen“ in Elster ist der Alltag wieder eingekehrt. Ziemlich „unkompliziert“ sei alles gelaufen, erzählt Janet Leder, die Leiterin der Kita. Sehr verständnisvoll reagierten die Eltern darauf, dass sie die Gruppenräume nicht mehr betreten dürfen. Dass jetzt wieder alle Kinder kommen können, darüber seien viele Eltern erleichtert, meint Janet Leder. „Die Kinder hatten große Sehnsucht und haben sich gegenseitig sehr vermisst.“
Während die Größeren mit den neuen Gegebenheiten und dem gewohnten Alltag gut klarkommen würden, haben die Kleinen dann doch so ihre Probleme. „Bei den Kindern, die vor der Coronazeit eingewöhnt wurden, mussten wir noch mal genauer hinschauen“, erklärt Leder. In Absprache mit den Eltern werden sie nun wieder neu an die Erzieher und die Einrichtung herangeführt. Akribischer werde derzeit auf Krankheitssymptome der Kinder geachtet.
In der Integrativen Kindertagesstätte „Am Wald“ in Holzdorf ist auch wieder ein Stück Normalität eingekehrt. Vieles ist aber auch anders. Der neue Regelbetrieb sei eine Herausforderung für die Erzieherinnen. Die Eltern von Kita- und Krippenkindern nutzen nun getrennte Eingänge. Eine Gruppe, gemischt aus Vierjährigen und Vorschülern, musste getrennt werden. „Die Großen sind nun im umfunktionierten Mehrzweckraum“, erklärt die stellvertretende Kita-Leiterin Simone Weisbrodt. Die zuvor teiloffenen Gruppen müssen strikt getrennt werden. Das funktioniere wider Erwarten gut.
Neue Regeln lernen
So schlimm wie sie dachte, sei es zwar nicht gekommen, aber gerade den Kindern mit Förderbedarf falle es oft schwer, die Regeln zu befolgen und zu verstehen. Beispielsweise dürfen die Kinder nun nicht mehr ihr Lieblingsspielzeug mitbringen - aus hygienischen Gründen. Warum das so ist, verstehen nicht alle. Besonders aufgefallen sei ihr auch, dass ausländische Kinder nun wieder mehr Probleme mit der deutschen Sprache haben.
Alte Regeln, wie das selbstständige Anziehen und Aufhängen der Jacken, müssen bei vielen aufgefrischt, neue Regeln eingeführt werden. Eine Dauerlösung, da sind sich alle einig, können die neuen Vorschriften nicht sein.
Doreen Hanitzsch, von der Kita „Marienkäfer“ in Klöden hält es für wahrscheinlich, dass es in naher Zukunft noch mal eine ähnliche Entwicklung der Viruszahlen und entsprechende Auswirkungen auf die Kitas geben wird. Letztlich müsse man lernen, damit umzugehen.
Mila und Julien ist erstmal nur eines wichtig: endlich wieder mit anderen Kindern zusammen zu spielen. Gemeinsam schmecken die frisch geernteten Erdbeeren aus dem Kita-Garten ja auch viel besser. (mz)