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Landwirtschaft in Kleindröben Landwirtschaft in Kleindröben: Krähen fressen Ernte weg

Von Thomas Tominski 11.05.2019, 16:12
Der Chef der Agrargenossenschaft Kleindröben, Andreas Möbius, und Sachbearbeiterin Karin Hannemann schauen sich den Schaden vor Ort an.
Der Chef der Agrargenossenschaft Kleindröben, Andreas Möbius, und Sachbearbeiterin Karin Hannemann schauen sich den Schaden vor Ort an. T. Tominski

Kleindröben - Andreas Möbius traut seinen Augen nicht. Die auf der anderen Elbeseite ansässige Saatkrähenkolonie hat in Mauken auf acht Hektar Anbaufläche fast die komplette Maisernte vernichtet. „Auf einem Hektar stehen ungefähr 85000 Pflanzen. Davon sind im Schnitt 5000 übrig geblieben“, erklärt der Vorsitzende der Agrargenossenschaft Elbaue Kleindröben, der den Schaden auf etwa 2000 Euro schätzt.

„Für diese Summe haben wir neues Saatgut bestellt. Wir müssen jetzt eine frühere Sorte legen“, sagt er und fügt an, dass der Mais zur Fütterung von 450 Rindern gedacht gewesen ist. Wenn die Krähen zum zweiten Mal zuschlagen, muss sich der Vorsitzende ernsthaft Gedanken in puncto Reduzierung des Tierbestandes machen.

Akustisches Signal

Der Vorsitzende der Agrargenossenschaft weiß, dass die Saatkrähen derzeit in der Brutzeit sind und unter Naturschutz stehen. Die Mittel zur Vergrämung (Vertreibung) der Tiere sind daher begrenzt. Möbius setzt auf ein akustisches Signal, dass sich von weitem wie ein Schuss anhört.

Die Energieversorgung des Gerätes läuft über eine Gasflasche. Möbius ist überzeugt, dass diese Maßnahme nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist und schlägt zum Beweis schwungvoll die Autotür zu. Der Schwarm steigt kurz in die Luft, dreht über dem Acker eine Runde und landet an einer anderer Stelle. Der Chef kommentiert diese Flugschau kurz mit: „Diese Biester.“

Für die Agrargenossenschaft bedeutet der Beutezug der Saatkrähen vor allem zusätzliche und nicht eingeplante Kosten. Neben dem bereits erwähnten Kauf des Saatguts, kommen Geld für Kraftstoff, Einsatz von Technik sowie die Bezahlung eines Mitarbeiters für einen Tag Mais legen hinzu. „Unsere Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert hat bereits angekündigt, dass es 2019 keine Dürrehilfe für Landwirte geben wird“, meint Sachbearbeiterin Karin Hannemann, die den Schaden per Handykamera dokumentiert und sorgenvoll in die Zukunft blickt.

„Wir sind ein kleiner Betrieb“, ergänzt sie. Noch so ein Dürresommer geht an die Existenz der Genossenschaft. Da wo jetzt grüne Maispflanzen aus dem Boden schauen sollten, ist nur staubiger Acker. „In dieser Reihe erkennt man die Taktik der Krähen gut“, sagt Möbius und zeigt mit dem Finger Richtung Boden.

Hungrige Frühaufsteher

Rings um die Pflanzen graben die Tiere Löcher - der spitze Schnabel wird als Universalwerkzeug eingesetzt - und holen den Mais aus dem Boden. Saatkrähen sind Frühaufsteher, die bereits vor dem Morgengrauen auf Pirsch gehen. Im weiteren Tagesverlauf wird gestochert und gegraben. Bei diesem Hase-und-Igel-Spiel bleibt die Agrargenossenschaft immer zweiter Sieger.

„Die Krähen sind auch schon auf den anderen Maisflächen im Elbebereich aktiv“, meint Hannemann, die hofft, dass mit dem einsetzenden Regen wenigstens noch ein Teil der Ernte zu retten ist. Dann wächst der Mais schneller und ist für die Vögel nicht mehr so interessant. Schäfer, meint die Sachbearbeiterin, bekommen zur Wolfsabwehr Schutzzäune gestellt. Vielleicht sollte man sich im Landwirtschaftsministerium auch Gedanken zu Angriffen aus der Luft machen. (mz)

Rund um den Mais buddeln die Saatkrähen Löcher in den Boden und holen die Körner raus.
Rund um den Mais buddeln die Saatkrähen Löcher in den Boden und holen die Körner raus.
Thomas Tominski