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Landwirtschaft im Jessener Land Landwirtschaft im Jessener Land: Süßkartoffel und Reis bei Seyda

Von Detlef Mayer 08.08.2017, 09:48
Sören Starke von den Seydaland Agrarbetrieben präsentiert hier die kleine Süßkartoffel-Versuchsanlage des Unternehmens. Wie man deutlich sieht, hat die Süßkartoffel als Windengewächs in ihrem Erscheinungsbild nicht viel gemein mit der gewöhnlichen Kartoffel.
Sören Starke von den Seydaland Agrarbetrieben präsentiert hier die kleine Süßkartoffel-Versuchsanlage des Unternehmens. Wie man deutlich sieht, hat die Süßkartoffel als Windengewächs in ihrem Erscheinungsbild nicht viel gemein mit der gewöhnlichen Kartoffel. D. Mayer

Seyda/Schadewalde - Sind wir in Asien oder Mittelamerika? Das könnte sich fragen, wer am Landwirtschaftsweg neben dem Fließ zwischen Seyda und Schadewalde aufmerksam darauf achtet, welche Kulturen dort - versuchsweise und in kleinem Umfang - angebaut werden: nämlich Süßkartoffeln (Bataten) und Reis (im Trockenanbau).

„Unser Unternehmen geht da sehr innovativ vor. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Wegen“, kommentiert Sören Starke den Anbau dieser für hiesige Breiten doch sehr exotischen Pflanzen. Der junge Mann, der zuvor sechs Jahre lang Betriebsleiter beim Gemüsering Jessen/Rehain war, ist seit Mitte April bei den Seydaland Agrarbetrieben verantwortlich für die Bio-Schiene sowie den Obst- und Gemüseanbau.

Zu seinem Wirkungsfeld gehören die inzwischen über 100 Hektar Sanddorn (für Saft, Brand und Öl), die Möhren (230 Hektar im konventionellen Anbau, 30 Hektar als Bio-Ware), Rote Beete (sechs Hektar), Buschbohnen sowie Gemüseerbsen (jeweils 30 Hektar). Außerdem produziert der Betrieb Bio-Dinkel, Bio-Leinsamen und Bio-Linsen, die 2017 erstmals in den Handel kamen, als 500-Gramm-Packungen. Zu haben sind sie in den Seydaland-Läden der Region und bei der Bio-Company-Kette in Berlin.

„Die Linsen schmecken sehr lecker“, bestätigt Seydaland-Geschäftsführer Jens Fromm nach einem ersten Test.

Und nun gehören auch Süßkartoffeln und Reis zur Palette der Nutzpflanzen, mit denen die GmbH und Co. KG einen Teil ihrer Äcker bestellt. „Solche Versuchsreihen sind immer spannend und man lernt unwahrscheinlich dazu“, zeigt ich Jens Fromm nahezu begeistert. Mit dem Reis gab es schon 2016 einen Versuch auf 0,2 Hektar. Die Fläche in diesem Jahr ist genauso groß. Es handelt sich um einen Tröpfchen-Bewässerungsversuch in Kooperation mit dem israelischen Beregnungstechnik-Hersteller Netafim.

„Er möchte wissen, wie weit sich der Reisanbau in den Norden verlagern lässt“, erhellt Jens Fromm den Hintergrund. In Deutschland existieren dazu insgesamt vier Versuchsstandorte. „80 Prozent der Welt-Reisproduktion stammen aus dem Nassanbau mit den aus Asien bekannten überfluteten Flächen“, macht der Seydaland-Geschäftsführer deutlich.

„Hier hingegen handelt es sich um einen Trocken-Reisanbau mit Bewässerung. Wir wollen testen, wie viel Wasser der Reis braucht, um zu wachsen, und unter welchen klimatischen Bedingungen er gerade noch in der Lage ist, eine Ähre auszubilden. In dieser Hinsicht ist Seyda sicher einer der ungünstigsten Standorte. Hier fehlt ausreichend Sonne“, fasst Jens Fromm zusammen.

So war das Ergebnis 2016 sehr ernüchternd: „Wir hatten schöne Pflanzen und tolle Ähren, aber es waren keine Körner drin, die man hätte ernten können.“ Er geht allerdings davon aus, dass es in diesem Jahr besser aussieht.

Die bei Seyda verwendeten beiden Reissorten sind sehr frühe. Sie benötigen 1.800 Grad Wärmesumme (Summe bestimmter Temperaturwerte innerhalb eines definierten Zeitraums, Anhaltspunkt zur Prognose der Reife landwirtschaftlicher Produkte). Zum Vergleich: Mais braucht 1.200 Grad Wärmesumme.

Daraus lässt sich ableiten, dass ein wirtschaftlicher Anbau von Reis hier nicht abzusehen ist. Weshalb dann all die Mühe? „Wir lernen daraus etwas über das Bewässerungsmanagement, das kann man auch für andere Kulturen nutzen“, sagt Jens Fromm.

Ähnlich verhält es sich mit den Süßkartoffeln. Dieser Bewässerungsversuch läuft 2017 erstmals auf 100 Quadratmetern. Schon daran ist zu erkennen, dass Seydaland-Süßkartoffeln nicht im Handel auftauchen werden - zumindest vorerst nicht. Auch wenn der Geschäftsführer das durchaus als Motivation ansieht.

„Unser Bestreben ist, so wenig Wasser wie möglich einzusetzen und die Verdunstung maximal zu reduzieren, also ressourcenschonend zu arbeiten.“

„Die Süßkartoffel ist eigentlich keine Kartoffel, sondern ein Windengewächs“, gibt Sören Starke zu bedenken. Auch ihr Anbau habe wenig mit dem einer Kartoffel gemein. „Es werden keine Knollen gesteckt, sondern Setzlinge gepflanzt.“ Die Süßkartoffel kann das Unkraut in den Kulturen nicht so gut unterdrücken wie die selbstbeschattende Kartoffel.

Die Süßkartoffel mechanisch zu pflegen, ist aber auch nicht möglich. Hinzu kommt, dass sie höchst kälteempfindlich ist. Drei bis fünf Grad sind für sie schon Frost. „Ihre Wärmebedürftigkeit rangiert irgendwo zwischen der von Mais und Reis“, schätzt Sören Starke. Die Süßkartoffel wird nach den Mai-Frösten (Ende Mai, Anfang Juni) unter Folie gepflanzt und Ende September trägt sie Früchte. (mz)

Weitere 2017er Seydaland-Neuheiten: Bio-Dinkel und Bio-Linsen
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Mayer
Wächst bei Schadewalde, sieht aus wie Reis und ist auch welcher. Nur Körner tragen muss er noch.
Wächst bei Schadewalde, sieht aus wie Reis und ist auch welcher. Nur Körner tragen muss er noch.
Mayer