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Landwirtschaft  Landwirtschaft : Auftakt in der Kornkammer

Von Frank Grommisch und Detlef Mayer 08.07.2013, 18:09
In der Agrargenossenschaft Holzdorf wurde am Montag der Erntestart vollzogen. Zuerst kommt die Wintergerste vom Halm.
In der Agrargenossenschaft Holzdorf wurde am Montag der Erntestart vollzogen. Zuerst kommt die Wintergerste vom Halm. Frank Grommisch Lizenz

Holzdorf/Mügeln/MZ - Der Start ist vollzogen. Am Montag gegen 11 Uhr hat in der Agrargenossenschaft Holzdorf die Getreideernte begonnen. Zuerst kommt die Wintergerste unter die Mähwerke. Es sei zunächst langsam angelaufen, sagt Vorstandsvorsitzender Karlheinz Thiele. Es müsse sich halt erst alles einspielen. Aber am Nachmittag geht es in der „Kornkammer der Agrargenossenschaft“, wie Thiele die Felder zwischen Schweinitz und Kleinkorga bezeichnet, rund. Drei Mähdrescher ziehen auf einem etwa 100 Hektar großen Schlag ihre Bahnen. Traktoren mit Anhängern zum Abfahren des Getreides stehen bereit. Und eine Zugmaschine mit Scheibenegge bricht ab und an Stoppelreihen um, aus Sicherheitsgründen. An diesen Streifen sollen bei einem eventuellen Brand die Flammen gestoppt werden.

Wenn alles gut läuft, dann wollen die Holzdorfer bereits in zwei bis drei Tagen die Ernte der Wintergerste gemeistert haben. „145 Hektar haben wir.“ Die Nachbarn der Holzdorfer Agrargenossenschaft warten noch etwas ab.

Beregnung im Einsatz

Eine regionale Besonderheit hat die Glücksburg Agrar e.G. Dixförda/Mügeln zu bieten: Ihre Wintergerste ist komplett unter Beregnung herangewachsen. Aber nicht nur deshalb erwarte man einen sehr ordentlichen Ertrag - beim Korn wie beim Stroh, sagt Thomas Rothe, auch sonst seien die Bedingungen fürs Getreide bislang recht gut gewesen. Der Feldbauverantwortliche der Genossenschaft, er ist auch Vorstandsmitglied, rechnet damit, dass die Ernte Mitte bis Ende nächster Woche beginnen werde. Bei der Glücksburg Agrar e.G. gedeihen auf 209 Hektar Gerste und auf 608 Hektar Winterroggen. Letzterer könne sicher nicht vor dem 25. Juli gedroschen werden. Vom Roggen habe man übrigens ebenfalls ein Drittel unter Beregnung heranwachsen lassen, zwei Drittel jedoch ohne. Grundsätzlich meint Thomas Rothe aus seinen Erfahrungen heraus: „Wenn eine gute Ernte ins Haus steht, wird es meist auch eine etwas spätere Ernte.“ So habe sein Unternehmen in nicht so fetten Jahren manchmal schon Ende Juni/Anfang Juli mit dem Dreschen der Gerste angefangen. Und der Roggen, der diesmal erst Anfang August richtig reif sein dürfte, sei in Jahren der Notreife schon mal um den 20. Juli vom Halm geholt worden. Natürlich hänge der konkrete Ernteverlauf stets von der Witterung ab, das bleibe auch in diesem Jahr die ausschlaggebende Komponente. Eingebracht wird das Getreide bei der Glücksburg Agra e.G. mit einem firmeneigenen Mähdrescher und einem gemieteten, den man aber mit eigenem Personal besetzt.

Sorge um Verkaufserlöse

„Das Getreide steht gut“, da stimmt Jens Fromm, Geschäftsführer der Seydaland Vereinigte Agrarbetriebe GmbH & Co. KG, mit seinem Kollegen in Dixförda überein. „Wir erwarten eine ansprechende Menge.“ Er macht allerdings sofort auf die Kehrseite der Medaille aufmerksam: „Eine gute Ernte hat natürlich den Nachteil, dass die Getreidepreise in den Keller fallen.“

Gerste hat das Seydaer Landwirtschaftsunternehmen auf 560 Hektar zu stehen. Auf etwa 60 Hektar davon ist sie verloren, das ist der jüngsten Flut, konkret dem Deichbruch an der Schwarzen Elster bei Gorsdorf/Ruhlsdorf zuzuschreiben. Die erste Gerste will man Mittwoch oder Donnerstag dreschen, übrigens ausschließlich mit eigener Technik. Insgesamt kann Jens Fromm bei Seydaland - einschließlich Raps - auf eine Druschfläche von 3 500 Hektar verweisen. Nach der ersten Wintergerste gebe es sicher noch mal eine Lücke von einer Woche, blickt der Geschäftsführer auf die Ernteabfolge voraus. „Anfang August geht’s dann richtig los.“ Er hofft nun, dass das Wetter mitspielt und die Ernte sauber vom Halm kommt.

In viel stärkerem Maß vom jüngsten Hochwasser überschattet als bei den Seydaern wird das Erntegeschehen bei der Aue Agrar e.G. Prettin. „In der Elbaue haben wir jede Menge Schaden genommen durch die Flut“, fasst Vorstandsvorsitzender Thomas Frodl zusammen. „200 Hektar haben über 14 Tage unter Wasser gestanden. Die Pflanzen sterben ab und es stinkt wie die Pest.“ Betroffen sind davon Gerste-Bestände, Weizen und Raps.

850 Hektar hat die Prettiner Landwirtschaftsgenossenschaft insgesamt mit Getreide bestellt, darunter gibt es nur 100 Hektar, von denen demnächst Wintergerste eingefahren werden soll. „Anfang nächster Woche werden wir loslegen“, sagt Thomas Frodl. „Alles andere ist noch nicht reif, da haben wir noch eine Weile Ruhe.“

Schaden größer als geschätzt

Das denkt auch Karlheinz Thiele beim Roggen. Da werde es noch etwa 14 Tage dauern. Ein Problem ist das nicht. Zwischendurch sind wahrscheinlich die Erbsen zu ernten. Und zwischendrin soll der zweite Grünlandschnitt eingebracht werden. „Wir wollen ihn als Grundfutter für unsere Tiere sichern.“ Auch das Stroh wird von den Feldern hereingeholt. Sicher ist sicher, man wisse nicht, wie sich die Futtersituation entwickele. Bislang konnten etliche Wiesen wegen des Hochwassers nicht befahren werden. Überhaupt, so hat sich herausgestellt, die Schäden auf Äckern durch Wasser sind größer als in ersten Schätzungen angenommen, vor allem natürlich in der Nähe des Dammbruchs bei Schweinitz. Hier ist der Raps zu 95 und der Roggen zu 60 Prozent verloren.

Auf anderen Flächen, etwa mit Mais, wird bereits wieder Wasser gebraucht. So kurios sei das, merkt Thiele an. Spätestens heute müssen Beregnungsanlagen in Gang gesetzt werden.

In Nachbarschaft der Gerste prüft Karlheinz Thiele die Erntereife des Roggens. 14 Tage muss hier wohl noch gewartet werden.
In Nachbarschaft der Gerste prüft Karlheinz Thiele die Erntereife des Roggens. 14 Tage muss hier wohl noch gewartet werden.
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