1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Landkreis Wittenberg: Landkreis Wittenberg: Mit Speziallüftungstechnik eine Nische gefunden

Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Mit Speziallüftungstechnik eine Nische gefunden

Von DETLEF MAYER 02.09.2010, 14:30

JESSEN/MZ. - Ralf Markl nennt sich einen Optimisten. Und als solcher bekundet der Geschäftsführer der Reima & Co. GmbH, die ihren Sitz in der Jessener Hennigstraße hat, dass er dem ganzen Gerede über wirtschaftliche Verdrossenheit und die jüngste Krise nicht allzu viel abgewinnen kann. "Von einem Einbruch habe ich bislang nichts gemerkt", konstatiert der 45-Jährige. "Das liegt aber vielleicht auch an der Nische, die wir mit dem Bau von Speziallüftungstechnik für Labore gefunden haben", räumt der Maschinenbauingenieur, er hat in Nordhausen studiert, ein.

Das war nicht immer so. Als Reima vor 15 Jahren den Betrieb aufnahm - Bernd Reinhardt und Ralf Markl gründeten das Unternehmen und verewigten sich in dem Namenskürzel - hießen die Geschäftsfelder ausschließlich Heizungsbau und Sanitärinstallation. Das darf nicht verwundern, setzte Reima doch fort, was zuvor die Haustechnik Jessen geleistet hatte. Diese Firma musste zum 15. Mai 1995 Insolvenz anmelden. Bereits am 16. Mai startete die neue GmbH. "Wir hatten genau eine Woche Zeit, alles vorzubereiten", erinnert sich Ralf Markl. Mit lediglich fünf Leuten ging's los. Gleich in den ersten fünf Jahren erhöhte sich der Personalbestand aber auf 20 bis 25 Mitarbeiter. Etliche davon stammten aus den Reihen der Haustechnik. Noch heute sind im Büro vier Leute dieser Mannschaft tätig und sechs Monteure von der alten Garde, zählt der Geschäftsführer nach einem kurzen Blick in die Papiere zusammen.

Erst Ende der 1990er Jahre kam bei Reima die Lüftungs- und Klimatechnik als Geschäftsfeld hinzu. Der Heizungsbau-Boom, den man unmittelbar nach der Wende verzeichnen konnte, sei damals im Abklingen begriffen gewesen, blickt Ralf Markl auf die kritische Situation zurück. "Ohne den neuen Tätigkeitsbereich hätten Entlassungen angestanden."

Natürlich sei man bei Reima stolz auf die inzwischen verwirklichten Großprojekte, sagt der 45-Jährige. Dennoch freue sich der Betrieb nach wie vor über jeden Privatkunden aus der Region. Die Tendenz in diesem Segment sei gegenwärtig sogar wieder steigend. Ralf Markl führt das darauf zurück, dass sich Reima als Dienstleister mit einem gewissen Niveau, zum Beispiel beim Bau von Bädern, herumgesprochen habe und Kontinuität beweise.

Die Liste beeindruckender Referenz-Objekt, auf die der Reima-Chef verweisen kann, ist lang. Die Lüftungs- und Klimaanlage im Leipziger Zentralstadion ist darauf ebenso verzeichnet wie Projekte für die Deutsche Bahn (Hauptbahnhof Dresden, ICE-Wartungswerk Leipzig) und das Primatenhaus im Leipziger Zoo. Außerdem erledigt Reima viele Aufträge für die Forschung (Max-Planck-Institut und Fraunhofer-Gesellschaft). "Wir arbeiten aber nur im Umkreis von circa 150 Kilometern", also ausschließlich im Osten Deutschlands, macht Ralf Markl deutlich und begründet das in erster Linie mit der Unwirtschaftlichkeit weiterer Wege. Zudem legt er Wert darauf, dass das Unternehmen so viel wie möglich von Zulieferern aus der näheren Umgebung bezieht. An erster Stelle nennt er die SMB (Schweiß und Metallbearbeitung) Jessen, von der die Luftkanäle kommen. Ebenfalls viel eingekauft wird bei der Firma AL-KO (Gründer Alois Kober, Österreich), die eine Produktionsstätte in Wittenberg besitzt. Von dort bezieht Reima Lüftungsgeräte (und keine Rasenmäher, für die AL-KO in der Bevölkerung vor allem bekannt ist).

Aktuell stehen bei der GmbH in der Hennigstraße 46 Leute, acht davon im Büro, in Lohn und Brot. Der Betrieb bildet auch jedes Jahr Lehrlinge aus. Zwei sollen es eigentlich sein, führt Ralf Markl aus. Doch im laufenden Jahr gab es wie schon 2009 Probleme, Azubis zu finden. Beide Male konnte nur einer rekrutiert werden. "Der Nachwuchs fehlt", klagt der Geschäftsführer und fügt an: "In dieser Hinsicht hat Handwerk zur Zeit keinen goldenen Boden." Dabei stehen die Chancen auf eine unbefristete Beschäftigung nicht schlecht. "Wer gut ist, wird auch übernommen."

Das 15-jährige Bestehen feierte Reima gemeinsam mit der ebenfalls in Jessen ansässigen Spedition Scholz, die schon seit 20 Jahren existiert. Das geht nicht zuletzt darauf zurück, dass Ralf Markl und Gerhard Scholz Nachbarn sind und die Spedition ab und an Touren für Reima erledigt. Genutzt wurde die doppelte Geburtstagsfete auch, um Firmenmitgründer Bernd Reinhardt (63 Jahre) offiziell in den Vorruhestand zu verabschieden. Vor sechs Jahren bereits hatte er seine Geschäftsführertätigkeit an seinen Sohn André Reinhardt (Diplom-Ingenieur für Versorgungstechnik, hat in Magdeburg studiert) abgegeben und war danach als Angestellter in der Firma verblieben.