1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Kulturheidelbeeren : Kulturheidelbeeren : Blaue Schätze im Wald von Ruhlsdorf

Kulturheidelbeeren  Kulturheidelbeeren : Blaue Schätze im Wald von Ruhlsdorf

Von Ute Otto 18.07.2016, 17:11
Heidelbeeren gibt es von Ende Juni bis September.
Heidelbeeren gibt es von Ende Juni bis September. Ute Otto

Ruhlsdorf - Die für Ruhlsdorf zuständige Postfrau genießt im Sommer ein besonderes Privileg: Sie darf von dem großen Strauch vor Thieles Gehöft die Kulturheidelbeeren wegnaschen. Der Strauch ist gewissermaßen der Werbeträger für das zweite Standbein des Landwirtschaftsbetriebs Thiele. Neben der Plantage mit Weihnachtsbäumen an der B 187 haben Günter und Mechthild Thiele in ihrem Wald zwischen Ruhlsdorf und Gentha Kulturheidelbeeren angebaut. Mit jeweils drei früheren und mittleren sowie zwei späten Sorten kann von 350 Pflanzen von Ende Juni bis Mitte September geerntet werden.

Idee vom Spargelhof

Begonnen hatte es 2001. „Wir mussten unter der Hochspannungsleitung frei machen“, erzählt Günter Thiele. Anfangs habe er auch für dieses Areal an Weihnachtsbäume gedacht. Auf die Heidelbeeren aber hat ihn etwas anderes gebracht: „Wir waren 2001 auf einer Spargelmesse“, so Thiele, „auf der Rückfahrt haben wir in Klaistow angehalten. Die hatten dort schon Heidelbeerplantagen. Die habe ich mir genauer angesehen und festgestellt, dass die vom Boden die gleichen Bedingungen haben wie wir.“

Die Pflanzen habe er sich dann von einer Baumschule in Niedersachsen besorgt. Doch bevor Thiele loslegte, hat er im Institut für Pflanzenanbau in Münchberg einen Lehrgang zum Feldanbau von Heidelbeeren besucht.

Einen langen Atem braucht der Heidelbeerbauer. „Im Frühjahr pflanzen und im Herbst ernten ist nicht“, so Thiele. Erst nach zwei bis drei Jahren tragen die Sträucher. Sie brauchen saueren Boden, dazu dient das Substrat aus Kiefernholzspänen. Im Winter werden die Sträucher beschnitten. Und es muss - in dieser trockenen Gegend sowieso - bewässert werden.

So tuckert Thiele dieser Tage fast täglich mit dem Traktor in den Wald, Wassertanks auf dem Anhänger, um die „Wasserbombe“ fertig zu machen. Mit der Pumpe wird das Wasser in die Schläuche befördert, die es tröpfchenweise an den Boden abgeben.

Stammkunden in der Region

Frau Mechthild ist derweil schon fleißig am Pflücken. Vor den Wochenenden haben sie Großbestellungen bis zu 15 Kilo abzuarbeiten. Oft sind Thieles schon früh draußen. „Das ist Arbeiten, wie ich es liebe“, sagt Günter Thiele. Bei solchen großen Früchten sind drei Kilogramm in der Stunde locker zu schaffen. So viel gibt ein guter Strauch im Durchschnitt pro Saison her. Als besonders ertragreich gilt „Reka“, eine neuseeländische Sorte, mit sechs bis acht Kilo.

In diesem Jahr wird die Ernte allerdings nicht so reichlich ausfallen. Woran es liegt, dass die Sträucher nicht ganz so reichlich tragen, kann Thiele nicht genau sagen. Obwohl die Sträucher im Wald geschützter sind, könnte es Nachtfrost in die Blüte geschafft haben. Etwa 40 Prozent tragen Selbstpflücker heim, die meisten kommen samstags nach vorheriger Anmeldung.

Der Großteil der Ernte geht an einen Stammkundenkreis, den sich Thiele über die Jahre aufgebaut hat. Gaststätten und Eisdielen der Region um Jessen gehören dazu, ab diesem Jahr auch der Maukener Landwirtschaftsbetrieb Mühlbach - für die Eisproduktion aus eigener Milch. Auch in den Seydaland-Märkten werden Ruhlsdorfer Heidelbeeren verkauft. Nicht ganz zufällig - Günter Thiele war bis zur Rente Technischer Leiter in den Vereinigten Agrarbetrieben Seydaland. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal noch richtiger Landwirt werde“, sagt er.

Dass 350 Pflanzen nicht ausreichen, hat Thiele bald gemerkt. Inzwischen tragen auch die Sträucher auf dem benachbarten Feld - dessen Mitte von einer große Eiche überschattet wird, erste Früchte. Freilich muss man sich da noch bücken, um an die süßen blauen Beeren zu gelangen. Anfragen zum Heidelbeerverkauf und zum Selberpflücken beantwortet Günter Thiele unter Telefon 0152/22 12 47 35. (mz)

Heidelbeeren im Landkreis Wittenberg gibt es in Ruhlsdorf.
Heidelbeeren im Landkreis Wittenberg gibt es in Ruhlsdorf.
Ute Otto
Auch selber zu pflücken, ist auf Voranmeldung möglich. Inzwischen hat Thiele die Plantage auf 500 Pflanzen erweitert, er probiert dabei einige neue, ertragreiche Sorten aus.
Auch selber zu pflücken, ist auf Voranmeldung möglich. Inzwischen hat Thiele die Plantage auf 500 Pflanzen erweitert, er probiert dabei einige neue, ertragreiche Sorten aus.
Ute Otto
Vor 15 Jahren hat der Ruhlsdorfer Günter Thiele die ersten 350 Sträucher in sieben Sorten  gesetzt, die dank guter Pflege nun reichlich Früchte tragen.
Vor 15 Jahren hat der Ruhlsdorfer Günter Thiele die ersten 350 Sträucher in sieben Sorten  gesetzt, die dank guter Pflege nun reichlich Früchte tragen.
Ute Otto