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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Kräuter gegen bösen Zauber

Von Hans-Dieter Kunze 12.09.2012, 17:27

Arnsdorf/MZ. - "Treten Sie ein in eine verführerische Welt der Düfte, Tinkturen und Heilmittel auf Naturbasis", begrüßte Siegfried Kramer die Gäste auf dem Vierseithof am Storchennest in Arnsdorf.

Dabei ist Kramer alles andere als ein Hexer und Kräuterguru. Der 60-Jährige hat seinen Beruf als Meister der Elektrotechnik an den Nagel gehängt, um sich mit Gleichgesinnten um schönere Dinge des Lebens zu kümmern.

Der Tag des offenen Gartens ist seit Jahren eine schöne Tradition auf dem mehr als einen Hektar großen Gelände. Die Anlagen sind gepflegt, Beete systematisch nach Themen angeordnet, Informationstafeln weisen auf Besonderheiten hin und machen neugierig.

Da ist das "Magische Beet gegen bösen Zauber". Früher sprach man von Teufelswerk, heute werden gewisse Erscheinungen als "negative Energien" betitelt. Diese können Eifersucht, Neid oder Missgunst auslösen, die Empfänger sind letztendlich ausgebrannt. Dagegen wachsen verschiedene Kräuter. Angepflanzt auf dem Beet sind unter anderem Gundelrebe, Johanniskraut, Baldrian, Kreuzenzian, Ziest und Labkraut. Die Pflanzen sind spiralförmig angeordnet, so sollen positive Energien geweckt werden. Auf einer Bank direkt daneben findet man Entspannung.

Der Hexengarten ist eine weitere Attraktion. "Hexen hatten früher immer mit Kräutern zu tun, die sie zum Heilen benötigten", erläuterte Siegfried Kramer. Jeder Garten könne heute ein Hexengarten sein, wenn er nur mit Liebe angelegt und mit noch mehr Liebe gepflegt werde. Der Arnsdorfer Garten sei ein moderner. Er verinnerliche die fünf Elemente Erde, Luft, Wasser, Feuer und Geist. Hier gedeihen Kräuter, Blumen und Gemüse wie Petersilie, römische Kamille, verschiedene Minzen, Taglilien, Nelken und Schlüsselkraut. Es gibt auch eine Blumenuhr. Ihr Erfinder ist der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linné (1707 bis 1778). "Wir lassen alle Uhren zerschlagen, alle Kalender verbieten und zählen Stunden und Monde nur nach der Blumenuhr, nur nach Blüte und Frucht", sagte er damals kühn. Heute, wo sich das Leben im Minutentakt abspielt, hätte er da wohl schlechte Karten. Trotzdem, eines bleibt: Jede Blume hat einen festen Tagesablauf. Sie schließt und öffnet ihre Blüten immer zur selben Zeit, wenn die Wetterbedingungen stimmen. Auf schlechtes Wetter reagiert sie sensibel. So schließt die Ringelblume vor einem Unwetter spontan ihre Blüten. Die Menschen in früheren Jahrhunderten wussten das alles sehr genau zu deuten.

Auf einem anderen Beet ist symbolisch der menschliche Körper nachgestaltet. Für beinahe jedes Organ wurde ein Kräutlein eingepflanzt. Herz-, Milz-, Blutdruck- und andere Probleme können nach den Gartenbetreibern auf ganz unkonventionelle Weise mit Kräutern kuriert werden. Sogar in ein Duftbeet konnte, wer wollte, sich hineinlegen und betören lassen.

Zahlreiche andere Naturfreunde und Hobbykünstler trugen zum Gelingen des Besuchertages bei. So führten Mitglieder vom Heimatverein Klöden in Spinnen, Filzen und Origami ein. Lutz Dietrich, Nachbar des Vierseithofes, bot Honig an. Annett Richter aus Kleindröben war dabei. Sie hat in Annaburg Porzellanmalerin gelernt und ist seit Jahren selbstständige Künstlerin. "Ich beherrsche fast alle Techniken der Malerei", sagte die 39-Jährige selbstbewusst. Ihre Lieblingsmotive sind die Natur und Porträts.

Sichtlich beeindruckt verließen die Besucher den offenen Garten. Viele deckten sich mit selbst hergestellten Tees, Tinkturen oder Salben ein. Gäste waren auch Elke und Manfred Riedel aus Pratau. "Es ist wunderschön und erlebnisreich hier", meinten sie.