Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Jessens erneut in Jessen
Jessen/MZ. - Im Mai vor sechs Jahren nämlich besuchten Irmgard und Heinz Jessen aus Neuss - angezogen von der Namensgleichheit - erstmals unser Jessen. Inzwischen waren sie schon zum dritten Mal hier, und hatten erstmals ihre Tochter Marlies dabei.
Es war ihnen, wie die beiden Senior-Jessens - Heinz ist mittlerweile 86 Jahre alt, was man ihm allerdings nicht ansieht und anmerkt - der MZ sagten, ein Herzensbedürfnis, der Tochter dieses schmucke Städtchen mit seinen freundlichen Menschen zu zeigen. Marlies Neuss ist 57 Jahre jung und von Beruf Orthoptistin (das ist eine Spezialisierungsrichtung in der Augenheilkunde).
Die Familie hatte sich für ein paar Tage im Hotel "Stadt Berlin" am Markt niedergelassen und besuchte bei ihren Rundgängen neben anderem das Jessener Schloss und Bürgermeister Dietmar Brettschneider (CDU), aber auch dem Weingut Hanke galt wie bei den vorigen Stippvisiten ein Abstecher - und das nicht nur wegen der süffigen Tropfen von den Hängen an der Schwarzen Elster.
Jessen lag für die Familie aus Neuss auf dem Rückweg aus dem Oderbruch. Dort hatte Mutter Irmgard ein Heimat-Treffen besucht. Sie stammt nämlich ursprünglich aus Zellin, früher Mark Brandenburg, heute zu Polen gehörend.
Begegnung im Kopierladen
Erstmals von unserem Jessen erfahren hat Heinz Jessen im Juli 1997, ganz zufällig in einem Kopierladen in Neuss. Dort sprach er, als der Stadtname Jessen fiel, einen Herrn Gregor an, der wegen irgend eines Erbproblems mit einem Haus am hiesigen Markt (Gebäude, in dem sich der "Konsum Kauf" befindet) Unterlagen ablichtete. Neun Jahre später nutzten er und seine Frau ebenfalls eine Durchreise zu besagtem Heimat-Treffen am Ostufer der Oder für einen ersten Abstecher in die Elsterstadt.
Heinz-Wilhelm Jessen, wie er vollständig heißt, ist in Neuss ein recht bekannter Mann. Nicht nur, weil er im dortigen Shanty-Chor singt, sondern auch weil er bereits einen großen Fernsehauftritt in der ARD-Sendung "Verstehen Sie Spaß?" bei Frank Elstner hatte.
Das war im Dezember 2003. Damals war Heinz Jessen mit 77 Jahren in Böblingen bei Stuttgart vor mehr als 2 000 Zuschauern angetreten, um Deutschlands größter Witzbold zu werden. Im Endausscheid belegte er schließlich Platz zwei. "Damit bin ich sehr zufrieden, ich bin auf den Sieger überhaupt nicht neidisch, wir alle hatten sehr viel Spaß", sagte er nach der Veranstaltung zu dem Resultat. 3 500 Bewerber hatten im Vorfeld der Sendung mehr als 10 000 Witze eingereicht. Davon wurden 100 Kandidaten ausgewählt und nach Köln zum Casting eingeladen. Neben Sonja Kraus, Bernd Stelter und Jochen Busse saß dort Rudi Carell in der Jury - ein richtiges Expertenteam in Sachen Witz und Comedy also.
Ein Witz mit Sprachfehlern
In dem Witz, mit dem Heinz Jessen in die Endrunde kam, geht es um einen Patienten mit einem Sprachfehler. Er kommt zu einem Arzt und wird von diesem an den nächsten weiterverwiesen und so fort. Dabei erfährt der gute Mann keine Heilung, sondern eine ständige Verschlimmerung seines Leidens. Denn jeder der Mediziner hat einen ganz eigenen Sprachfehler, und der Patient nimmt sie alle nacheinander an. Es versteht sich von selbst, dass dieser Witz mit jeder Menge Geräuschen und einer unbeschreiblichen Mimik erzählt werden musste. Das Publikum hielt es vor Begeisterung nicht bis zum Ende des Vortrags aus, sondern klatschte schon mittendrin - ein Beweis, dass Heinz Jessen richtig komisch rüber kam. Das Witze erzählen hat er sich übrigens während der Kriegsgefangenschaft angenommen, in die er als 19-Jähriger geriet.
Heinz Jessen wurde 1926 in Gardin / Eiderstedt (Schleswig-Holstein) geboren. Nach Landwirtschaftslehre und Arbeit auf dem großelterlichen Hof ging er zur Polizeischule nach Münster. 1963 berief man ihn als Polizeibeamten ins Innenministerium Nordrhein-Westfalen, wo er er bis zu seiner Pensionierung 1986 tätig war.