Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Im Land nur fünftes Rad am Wagen?
prettin/MZ. - Der stellvertretende Wehrleiter Karsten Theilemann sprach davon, dass auf Bundes- und Landesebene das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrleute mit Füßen getreten werde. Das wirke sich nicht förderlich auf die Motivation der Truppe aus, stellte er fest. Als Motoren der ehrenamtlichen Arbeit in Prettin bezeichnete er "unsere Gemeinschaft und unsere Kameradschaft. Davon können sich manche Feuerwehren eine Scheibe abschneiden", würdigte er den starken Zusammenhalt. Die ihrer Meinung nach unzureichende Unterstützung des Landes für die Löschtruppe verdeutlichte Mike Lange am Beispiel des Tanklöschfahrzeugs W 50. Es sei "wirtschaftlich Schrott". Ein neuer Tanker werde dringend benötigt, um Wasser zum Beispiel zu Wald- und Wiesenbränden transportieren zu können. "Leider wurden die Fördermittelanträge abgelehnt, so dass die Stadt Annaburg wieder sehr viel Geld in den W 50 investieren musste, um ein sicheres Führen des Fahrzeugs zu gewährleisten." Mit Nachdruck forderte der Wehrleiter einen Ersatz. Es müsse nicht neu sein, "es gibt zurzeit auch gute gebrauchte Fahrzeuge".
Ob das Land in den nächsten beiden Jahren unterstützen kann, ist ungewiss. Für 2012 / 13 würden drei Millionen Euro zur Förderung des Brandschutzes zur Verfügung stehen, für das laufende Jahr eine Million Euro, vorausgesetzt der Landtag akzeptiert den Etat, informierte Mittwoch auf MZ-Anfrage Anke Reppin, Pressesprecherin des Innenministeriums. Und die Prüfung der Anträge für dieses Jahr laufe noch.
Dass in Prettin ein neuer Tanker dringend benötigt wird, steht auch für Bürgermeister Erich Schmidt (SPD) außer Frage. Im vergangenen Jahr mussten von der Kommune über 10 000 Euro aufgebracht werden, um das Fahrzeug einsatzbereit zu halten. "Das ist kein Zustand auf Dauer", so Schmidt. Die Stadt Annaburg, so versicherte er, werde nicht zulassen, dass es beim Brandschutz zu gravierenden Abstrichen kommt.
Schmidt erklärte, er sei froh und dankbar, dass Prettin über eine so leistungsfähige Feuerwehr auch mit etlichen jungen Kameraden verfüge. Den Mitgliedern bescheinigte er einen sehr guten Ausbildungsstand, der sich auch in den Beförderungen widerspiegelte (mehr unter "Neue Dienstgrade").
Im zurückliegenden Jahr wurde die Feuerwehr Prettin zu 16 Einsätzen gerufen, acht Brände und acht technische Hilfeleistungen. "Es ist ein Erfolg, einen Verletzten zu retten, einen Brand zu löschen oder ein geschocktes Kind zu trösten", sagte Mike Lange. Doch darüber dürfe nicht vergessen werden, dass die Einsätze den Kameraden viel abverlangen, vor allem im vergangenen Jahr. Zweimal konnte Menschen nicht mehr geholfen werden. So am Annaburger Bahnhof, als eine Person von einem Zug erfasst worden war, und bei einem Schwelbrand, ebenfalls in Annaburg, bei dem eine Frau ums Leben kam.
Der Freiwilligen Feuerwehr Prettin gehören 55 Männer und Frauen an, davon 32 Einsatzkräfte (darunter eine Frau). Zur Altersabteilung zählen zehn Kameraden und zur Jugendwehr 13 Mädchen und Jungen. Leider, so bedauerte Lange, sei es im vergangenen Jahr nicht gelungen, neue Leute für die Mitarbeit in der Löschtruppe zu gewinnen. "Dies spricht eigentlich gegen den Trend des steigenden Ansehens der Feuerwehr Prettin in der Öffentlichkeit. Hier sind alle Kameraden gefragt, weitere Bürger für diese Arbeit zu begeistern."